Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Klinikpersonal zögert oft noch vor Impfung
Die Impfbereitschaft der Pflegemitarbeiter war bisher nicht ausgeprägt. Bessere Aufklärung soll helfen.
BERLIN (jd/mar) Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten im Gesundheitswesen aufgefordert, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. „Wir als Verdi rufen die Beschäftigten im Gesundheitswesen dazu auf, sich sobald wie möglich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. Analysen zeigen ein erhöhtes berufliches SARS-CoV-2-Infektionsrisiko im Klinikund Pflegebereich“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler. „Nach Abwägung aller Chancen und Risiken“sei es „schon aus Gründen des Selbstschutzes und des Schutzes der eigenen Familie angeraten, sich impfen zu lassen, sofern nicht ernste gesundheitliche Gründe dagegen sprechen.“Die Gewerkschaft setzte sich aber dafür ein, dass die Impfung freiwillig bleibe.
Die Skepsis gegenüber einer Impfung unter Teilen der Ärzteschaft und des Pflegepersonals hat eine intensive Debatte ausgelöst: Eine Umfrage des Intensivmediziner-Verbandes vom Dezember ergab, dass lediglich 73 Prozent der Ärzte und 50 Prozent der Krankenschwestern und -pfleger zu einer Corona-Impfung bereit waren. Als Gründe dafür wurden Ängste vor Nebenwirkungen, Langzeitfolgen und mangelnde Aufklärung genannt. Zudem sei der neue technologische Ansatz des Impfstoffs der Firma Biontech noch zu wenig erprobt, wird befürchtet.
„Für die Impf-Maßnahmen muss deutlich mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden“, forderte daher Verdi-Vertreterin Bühler. „Jetzt müssen Politik und Arbeitgeber aktiv und transparent über alle Aspekte der Impfung aufklären, um Misstrauen und Gerüchten die Grundlage zu entziehen“, so die Gewerkschafterin. Ärztepräsident Klaus Reinhardt geht von einer mittlerweile deutlich gestiegenen Impfbereitschaft unter der Ärzteschaft aus. „Bereits im Dezember, als noch kein Impfstoff zugelassen war, lag die Impfbereitschaft nach uns vorliegenden Umfragen unter Ärztinnen und Ärzten bei mehr als 70 Prozent. Nach dem Start der Impfungen dürfte dieser Wert wahrscheinlich noch höher ausfallen“, sagte Reinhardt. „Auch wenn wir keine aktuellen Ergebnisse von repräsentativen Umfragen haben, zeigen Befragungen, dass beispielsweise in der Universitätsklinik Jena die Impfbereitschaft unter Ärztinnen und Ärzten nunmehr bei mehr als 90 Prozent liegt“, sagte der Präsident der Bundeärztekammer.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, kritisierte die Bundesländer für die unterschiedliche Vergabe von Impfterminen. „Die Bundesländer haben völlig unterschiedliche Regelungen, wie die Impfberechtigten zu einem Termin kommen“, sagte Montgomery.