Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Fabios Erzieherin alarmierte das Amt
Im Totschlagprozess berichtete eine Freundin der Angeklagten von Schreien.
MÖNCHENGLADBACH Im Totschlagprozess um den Fünfjährigen wurden am Freitag Freundinnen der Mutter angehört. Die 23-Jährige und ihr gleichaltriger Ex-Lebensgefährte müssen sich seit Oktober vor dem Schwurgericht verantworten. Eine 26-Jährige berichtete am Freitag, dass sich die Freundin in der Beziehung mit dem Angeklagten verändert und begonnen habe, sich zu distanzieren. Am Todestag von Fabio habe die Angeklagte sie gebeten, Marihuana für den Mann zu besorgen, und hinzugefügt, sie „würde nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre“.
Nach Fabios Tod habe sie von der Mutter der Angeklagten eine zeitlich nicht zuzuordnende Sprachnachricht erhalten, sagte die Zeugin: Darin höre man Jessica weinen und um Hilfe bitten, während ihr Freund in einem Nebenraum schreie. Dann höre man ein dumpfes Geräusch. Eine andere Freundin der 23-Jährigen berichtete, während einer Autofahrt einen Anruf des Angeklagten bei ihrer Freundin mitgehört zu haben. Darin habe er ihr mitgeteilt, der Kleine sei ihm „zweimal weggegangen“, bekomme keine Luft mehr. Danach habe die Angeklagte die Lautstärke des Handys heruntergegedreht. Das Angebot, mit in die Wohnung zu kommen und den Jungen notfalls ins Krankenhaus zu bringen, habe die Mutter abgelehnt.
Eine Erzieherin der Kita, in die Fabio von August 2019 an ging, sagte, er sei zunächst ein neugieriges, aufgeschlossenes Kind gewesen. Nach den Weihnachtsferien sei er zurückhaltender und schreckhafter gewesen, habe Kinder mit der Faust geschlagen. Zudem seien ihr im Januar 2020 zwei blaue Flecken am rechten inneren Oberarm aufgefallen. Grundsätzlich habe die Mutter überfordert gewirkt, uninteressiert an ihrem Kind, außerdem habe sie Kontakt mit den Erzieherinnen vermieden. Ein Rezept für eine Untersuchung zur Förderung von Sprache und Motorik Fabios brachte sie nicht bei, angeblich, weil der Arzt es nicht ausstelle. Die Erzieherin hegte den Verdacht, dass die Frau gar nicht beim Kinderarzt gewesen sei.
Ein erster Termin für ein Gespräch über die Ereignisse sei von der Mutter der Angeklagten eine Stunde zuvor abgesagt worden, weil diese gerade mit dem jüngeren Sohn im Krankenhaus sei. Ein Gespräch habe daher erst Ende Februar stattgefunden. Der jüngere Sohn habe Hämatome von einem angeblichen Sturz aus dem Hochbett im Gesicht gehabt. Die Erzieherin informierte die Mutter bei dem Gespräch, dass sie beim Jugendamt eine Meldung bezüglich einer Prüfung auf Kindeswohlgefährdung machen werde.
Die Mutter habe versichert, dass sie ihrem Kind nie etwas tun würde. Doch nach dem Ende des darauffolgenden Lockdowns habe sie Fabio nicht mehr in den Kindergarten gebracht. Die Erzieherin erfuhr nach eigenen Angaben bei ihrer Meldung an das Jugendamt, dass es bereits eine anonyme Meldung bezüglich Kindesmisshandlung gegeben habe.