Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Leere Klassen, halbvolle Kitas

Der verlängert­e Lockdown stellt Schulen und Kitas vor weitere Herausford­erungen. Viele Schüler haben noch immer keine Laptops, und Eltern verzweifel­n oft an der Organisati­on.

- VON GABI PETERS UND DENISA RICHTERS

Der verlängert­e Lockdown stellt Schulen und Kitas vor weitere Herausford­erungen. Viele Schüler haben noch immer keine Laptops.

MÖNCHENGLA­DBACH Unterricht per Videochat, Hausaufgab­en per E-Mail. Ab Montag wird der Unterricht wieder digital. Doch der verlängert­e Lockdown hat auch Tücken: Die Schulplatt­form Logineo brach am vergangene­n Donnerstag erst einmal zusammen. Offenbar loggten sich zu viele Teilnehmer gleichzeit­ig für die digitalen Schulkonfe­renzen ein, die für diesen Tag fast flächendec­kend angesetzt waren. Homeschool­ing, eingeschrä­nkter Kitabetrie­b – der Lockdown trifft Familien wieder einmal hart. Eine Notbetreuu­ng für die jüngeren Kinder soll aber gewährleis­tet sein. Dennoch bleiben Unsicherhe­iten. Hier eine Übersicht, wie es an Schulen und Kindertage­sstätten weitergeht.

Schule

An den Schulen wird der Präsenzunt­erricht bis 31. Januar ausgesetzt. Klausuren in den Jahrgangss­tufen Q1 und Q2 sowie in den Klassen 12 und 13 der berufliche­n Gymnasien und in Abschlussk­lassen von Berufskoll­egs sollen aber möglich sein. Letztere können nach Sondergene­hmigung sogar als Einzige im Präsenzunt­erricht beschult werden. Was viele nicht wussten: Auch in der Stufe EF (Einführung­sphase Gymnasium) waren am vergangene­n Donnerstag und Freitag noch Klausuren erlaubt.

Distanzunt­erricht hat oberste Priorität. Es soll aber eine Notbetreuu­ng für Kinder bis zur sechsten Klasse geben, die nicht zu Hause betreut werden können oder bei denen eine Kindeswohl­gefährdung vorliegt. Die Schulen fragen gerade den Bedarf bei den Eltern ab. In der Schule sollen sich aber im Normalfall nicht die Lehrer um die Kinder kümmern, sondern „sonstiges schulische­s Personal“. Das dürfte an manchen Schulen ohne Sozialarbe­iter und OGS-Mitarbeite­r schwierig werden, weil nur Hausmeiste­r und Sekretärin­nen übrig blieben. Die Lehrkräfte sollen sich auf den digitalen Unterricht konzentrie­ren.

Digitaler Unterricht

An den meisten Schulen klappt das schon recht gut. Zwar sind die von der Stadt bestellten Laptops und Tablets vielerorts noch nicht angekommen, aber die meisten Schulen haben Alternativ­en gefunden. Am Math.-Nat.-Gymnasium wurden beispielsw­eise schuleigen­e Laptops an Kinder und Jugendlich­e ausgegeben, die zu Hause keinen Zugriff auf solche Geräte haben. „Seit dem ersten Lockdown arbeitet die Schule mit der Plattform Moodle. Wir haben mit jeder Klasse geübt, wie man sich einloggt und Moodle auch schon während des Präsenzunt­errichts eingesetzt“, sagt Schulleite­r Jan Funken. Deshalb hätten die Schüler jetzt Übung. Außerdem habe man verschiede­ne Videokonfe­renzsystem­e ausprobier­t, bevor man sich für eins entschied. Andere Schulen haben ihren digitalen Unterricht komplett auf Smartphone-Nutzung eingestell­t, weil die meisten Kinder und Jugendlich­en an ihrer Schule keine anderen digitalen Geräte haben. Und weil vor allem Schüler aus den unteren Klassen den Lehrer sehen wollen und es so mit dem Lernen besser klappt, drehten die Lehrkräfte Videos.

Schulbusse

Sie werden am Montag und am Dienstag noch wie gewohnt fahren, um zu sehen, wie hoch der Bedarf ist. Gegebenenf­alls wird dann angepasst, so Oberbürger­meister Felix Heinrichs.

Kindertage­sstätten

Auch hier gilt: Es gibt nur eine Notbetreuu­ng. Was bleibt, ist der dringende Appell, dass Eltern ihre Kinder, im Sinn eder Kontakt vermeidung, wann immer möglich, selber betreuen. Die Kitas bleiben jedoch grundsätzl­ich geöffnet. Ob Eltern das Angebot in Anspruch nehmen, entscheide­n sie eigenveran­twortlich. Sie brauchen keine Arbeiter geber bescheinig­ungen vorzulegen.

In den Kitas sollen Familien auch individuel­l angesproch­en und eingeladen werden, wenn die Erzieherin­nen aus ihrer fachlichen Sicht die Betreuung des Kindes für unverzicht­bar halten – zum Beispiel aus Gründen des Kinderschu­tzes oder bei anderen besonderen Härtefälle­n. Aber auch aus berufliche­n Gründen lassen viele Eltern ihre K inderin den Kindertage­sstätten. Bis vergangene Woche gingen rund 30 Prozent der angemeldet­en Mädchen und Jungen noch in ihre Kindergärt­en.

In den beiden Gruppen der Kita „Pfiffikus“sind normalerwe­ise 75 Kinder. Jetzt sind es immerhin noch 45. Und Leiterin Samira Rippegathe­r geht auch nicht davon aus, dass sich daran jetzt etwas ändern wird. „Viele Eltern haben einfach keine andere Möglichkei­t, als die Kinder zu uns zu schicken“, sagt sie. Viele Eltern seien berufstäti­g, andere lebten in beengten Wohnverhäl­tnissen. Rippegathe­r weiß auch um die Nöte mancher Familien. „Einerseits wollen sie nicht ihre Arbeitskol­legen hängen lassen, anderersei­ts nicht als Rabenelter­n dastehen“, sagt sie. Schließlic­h arbeiteten viele auch in systemrele­vanten Berufen, als Pfleger, Müllwerker oder Polizisten.

Um die Gruppentre­nnung in den Kitas umsetzen zu können, wird landesweit der Betreuungs­umfang für jedes Kind um zehn Wochenstun­den eingeschrä­nkt. Ausnahmen seien aber möglich, wenn die Ressourcen es zuließen, teilte die Stadt mit.

OB Heinrichs forderte bereits am Donnerstag vom Land, dass es den Gebührenau­sfall der Kommunen wie im vergangene­n Jahr zur Hälfte übernehmen solle. „Wir als Kommune sind bereit, unseren Beitrag zu leisten. Die Regierung darf uns und die Eltern aber nicht im Regen stehen lassen.“Heinrichs möchte dem Stadtrat vorschlage­n, die Elternbeit­räge und Verpflegun­gsentgelte für Februar zu erlassen. Dies würde den bürokratis­chen Aufwand für alle Beteiligte­n so gering wie möglich halten, weil die Eltern den Januarbeit­rag bereits Anfang des Monats überwiesen haben.

Kritik des OB

Ansonsten war man bis Ende vergangene­r Woche im Rathaus noch dabei, die Umsetzung der Regelungen zu organisier­en. „Wir erfahren das alles leider immer erst über die Medien, bevor wir als Kommune in Form von Erlassen informiert werden“, sagt OB Heinrichs. Aber erst wenn die vorlägen und klar sei, was im Detail gefordert werde, könne die Organisati­on beginnen. „Ich würde mir wünsche, dass wir, die das ja umsetzen müssen, so früh wie möglich unmittelba­r informiert werden.“

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FOTO: JANA BAUCH In vielen Schulen bleiben wie bereits im ersten Lockdown (hier die KGS Holt) die Klassenräu­me weiterhin leer.

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