Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Leere Klassen, halbvolle Kitas
Der verlängerte Lockdown stellt Schulen und Kitas vor weitere Herausforderungen. Viele Schüler haben noch immer keine Laptops, und Eltern verzweifeln oft an der Organisation.
Der verlängerte Lockdown stellt Schulen und Kitas vor weitere Herausforderungen. Viele Schüler haben noch immer keine Laptops.
MÖNCHENGLADBACH Unterricht per Videochat, Hausaufgaben per E-Mail. Ab Montag wird der Unterricht wieder digital. Doch der verlängerte Lockdown hat auch Tücken: Die Schulplattform Logineo brach am vergangenen Donnerstag erst einmal zusammen. Offenbar loggten sich zu viele Teilnehmer gleichzeitig für die digitalen Schulkonferenzen ein, die für diesen Tag fast flächendeckend angesetzt waren. Homeschooling, eingeschränkter Kitabetrieb – der Lockdown trifft Familien wieder einmal hart. Eine Notbetreuung für die jüngeren Kinder soll aber gewährleistet sein. Dennoch bleiben Unsicherheiten. Hier eine Übersicht, wie es an Schulen und Kindertagesstätten weitergeht.
Schule
An den Schulen wird der Präsenzunterricht bis 31. Januar ausgesetzt. Klausuren in den Jahrgangsstufen Q1 und Q2 sowie in den Klassen 12 und 13 der beruflichen Gymnasien und in Abschlussklassen von Berufskollegs sollen aber möglich sein. Letztere können nach Sondergenehmigung sogar als Einzige im Präsenzunterricht beschult werden. Was viele nicht wussten: Auch in der Stufe EF (Einführungsphase Gymnasium) waren am vergangenen Donnerstag und Freitag noch Klausuren erlaubt.
Distanzunterricht hat oberste Priorität. Es soll aber eine Notbetreuung für Kinder bis zur sechsten Klasse geben, die nicht zu Hause betreut werden können oder bei denen eine Kindeswohlgefährdung vorliegt. Die Schulen fragen gerade den Bedarf bei den Eltern ab. In der Schule sollen sich aber im Normalfall nicht die Lehrer um die Kinder kümmern, sondern „sonstiges schulisches Personal“. Das dürfte an manchen Schulen ohne Sozialarbeiter und OGS-Mitarbeiter schwierig werden, weil nur Hausmeister und Sekretärinnen übrig blieben. Die Lehrkräfte sollen sich auf den digitalen Unterricht konzentrieren.
Digitaler Unterricht
An den meisten Schulen klappt das schon recht gut. Zwar sind die von der Stadt bestellten Laptops und Tablets vielerorts noch nicht angekommen, aber die meisten Schulen haben Alternativen gefunden. Am Math.-Nat.-Gymnasium wurden beispielsweise schuleigene Laptops an Kinder und Jugendliche ausgegeben, die zu Hause keinen Zugriff auf solche Geräte haben. „Seit dem ersten Lockdown arbeitet die Schule mit der Plattform Moodle. Wir haben mit jeder Klasse geübt, wie man sich einloggt und Moodle auch schon während des Präsenzunterrichts eingesetzt“, sagt Schulleiter Jan Funken. Deshalb hätten die Schüler jetzt Übung. Außerdem habe man verschiedene Videokonferenzsysteme ausprobiert, bevor man sich für eins entschied. Andere Schulen haben ihren digitalen Unterricht komplett auf Smartphone-Nutzung eingestellt, weil die meisten Kinder und Jugendlichen an ihrer Schule keine anderen digitalen Geräte haben. Und weil vor allem Schüler aus den unteren Klassen den Lehrer sehen wollen und es so mit dem Lernen besser klappt, drehten die Lehrkräfte Videos.
Schulbusse
Sie werden am Montag und am Dienstag noch wie gewohnt fahren, um zu sehen, wie hoch der Bedarf ist. Gegebenenfalls wird dann angepasst, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs.
Kindertagesstätten
Auch hier gilt: Es gibt nur eine Notbetreuung. Was bleibt, ist der dringende Appell, dass Eltern ihre Kinder, im Sinn eder Kontakt vermeidung, wann immer möglich, selber betreuen. Die Kitas bleiben jedoch grundsätzlich geöffnet. Ob Eltern das Angebot in Anspruch nehmen, entscheiden sie eigenverantwortlich. Sie brauchen keine Arbeiter geber bescheinigungen vorzulegen.
In den Kitas sollen Familien auch individuell angesprochen und eingeladen werden, wenn die Erzieherinnen aus ihrer fachlichen Sicht die Betreuung des Kindes für unverzichtbar halten – zum Beispiel aus Gründen des Kinderschutzes oder bei anderen besonderen Härtefällen. Aber auch aus beruflichen Gründen lassen viele Eltern ihre K inderin den Kindertagesstätten. Bis vergangene Woche gingen rund 30 Prozent der angemeldeten Mädchen und Jungen noch in ihre Kindergärten.
In den beiden Gruppen der Kita „Pfiffikus“sind normalerweise 75 Kinder. Jetzt sind es immerhin noch 45. Und Leiterin Samira Rippegather geht auch nicht davon aus, dass sich daran jetzt etwas ändern wird. „Viele Eltern haben einfach keine andere Möglichkeit, als die Kinder zu uns zu schicken“, sagt sie. Viele Eltern seien berufstätig, andere lebten in beengten Wohnverhältnissen. Rippegather weiß auch um die Nöte mancher Familien. „Einerseits wollen sie nicht ihre Arbeitskollegen hängen lassen, andererseits nicht als Rabeneltern dastehen“, sagt sie. Schließlich arbeiteten viele auch in systemrelevanten Berufen, als Pfleger, Müllwerker oder Polizisten.
Um die Gruppentrennung in den Kitas umsetzen zu können, wird landesweit der Betreuungsumfang für jedes Kind um zehn Wochenstunden eingeschränkt. Ausnahmen seien aber möglich, wenn die Ressourcen es zuließen, teilte die Stadt mit.
OB Heinrichs forderte bereits am Donnerstag vom Land, dass es den Gebührenausfall der Kommunen wie im vergangenen Jahr zur Hälfte übernehmen solle. „Wir als Kommune sind bereit, unseren Beitrag zu leisten. Die Regierung darf uns und die Eltern aber nicht im Regen stehen lassen.“Heinrichs möchte dem Stadtrat vorschlagen, die Elternbeiträge und Verpflegungsentgelte für Februar zu erlassen. Dies würde den bürokratischen Aufwand für alle Beteiligten so gering wie möglich halten, weil die Eltern den Januarbeitrag bereits Anfang des Monats überwiesen haben.
Kritik des OB
Ansonsten war man bis Ende vergangener Woche im Rathaus noch dabei, die Umsetzung der Regelungen zu organisieren. „Wir erfahren das alles leider immer erst über die Medien, bevor wir als Kommune in Form von Erlassen informiert werden“, sagt OB Heinrichs. Aber erst wenn die vorlägen und klar sei, was im Detail gefordert werde, könne die Organisation beginnen. „Ich würde mir wünsche, dass wir, die das ja umsetzen müssen, so früh wie möglich unmittelbar informiert werden.“