Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Gladbach gleichauf mit Liverpool, Ajax und Real
Borussia manifestiert mit dem 3:2 gegen die Bayern ihren Angstgegner-Status. Die Bilanz gegen den Triple-Sieger ist außergewöhnlich.
Am 22. Oktober 2016 wirkte André Schuberts Borussia müde in der Münchner Allianz-Arena, nur drei Tage nach dem ersten Auswärtssieg in der Champions League bei Celtic Glasgow. Der FC Bayern gewann mit 2:0 und schaffte etwas, was ihm seitdem nicht mehr gelungen ist: einen Hinrundensieg gegen Gladbach.
Unter Trainer Dieter Hecking hat es für Borussia zweimal geklappt (2:1 und 3:0), unter Marco Rose nun ebenfalls (2:1 und 3:2). In der Regel gelten Siege gegen die Bayern als drei „Bonus-Punkte“. Doch nach vier Erfolgen in Serie in der ersten Saisonhälfte haut es fast nicht mehr hin, Borussias Dreier gegen den Rekordmeister in diese Kategorie einzuordnen.
Da Gladbach auch Rückrundensiegen gegen den FC Bayern nicht abgeneigt ist (2012 und 2015 gab es zuletzt einen), hat sich spätestens mit dem 3:2-Erfolg am Freitag der Angstgegner-Status der Gladbacher manifestiert. Seit 2011 haben die Bayern nur gegen Borussia Dortmund häufiger verloren (elfmal) als gegen Gladbach (achtmal in 20 Spielen), allerdings in 34 Duellen. In beinahe zehn Jahren kassierten die Münchner überhaupt nur gegen sechs Teams auf der Welt mehr als zwei Pleiten. Nach den beiden Borussias kommen Bayer Leverkusen und Real Madrid (jeweils fünf ).
Nimmt man nur die Bundesliga, sieht es noch frappierender aus. Lediglich sechs Mannschaften haben es seit 2011 geschafft, mehr als einmal die Bayern zu schlagen (was auf erschreckende Weise deren Übermacht untermauert). Hinter Gladbach (acht Siege) sind das Leverkusen und der BVB (je fünf), Hoffenheim (vier) sowie Mainz und Augsburg (je zwei).
Nur gegen RB Leipzig haben die Bayern ebenfalls eine Erfolgsquote von weniger als 50 Prozent. Legt man alle Wettbewerbe zugrunde, sind es neben Borussia Mönchengladbach nur der FC Liverpool, Ajax Amsterdam und Real Madrid. Wobei es mit Liverpool und Ajax jeweils zwei Duelle gab, mit Real immerhin acht.
Bayern-Trainer Hansi Flick hat vier von 60 Spielen (188 Tore!) mit dem Rekordmeister verloren, zwei Niederlagen erlebte er gegen Gladbach, die anderen beiden gegen Leverkusen und Hoffenheim. In der
Champions League ist Flicks Bilanz noch nahezu makellos. Theoretisch, es sei nur einmal angemerkt, könnten Bayern und Borussia im Viertelfinale der diesjährigen Ausgabe aufeinandertreffen. Die Vermutung liegt nahe, wem das weniger schmecken würde.
Kurioses hatte auch das Duell am Freitag für sich zu bieten. Nach acht Ligaspielen in Folge, in denen sie das 0:1 kassiert hatten, gerieten die Bayern erstmals seit langer Zeit mal nicht zuerst in Rückstand. Keine dieser acht Partien hatten sie verloren. Auf der anderen Seite hat Gladbach nach Führungen allein in der Liga schon 16 Punkte verspielt. Das 0:2 nach nicht einmal 30 Minuten wirkte vor diesem Hintergrund wie ein cleverer Schachzug der Borussen. Kurz nach der Pause führten sie dann – und brachten das 3:2 über die Runden.
Nach einer 2:0-Führung hatte der FC Bayern zuletzt vor fast genau zehn Jahren am 5. Februar 2011 beim 1. FC Köln verloren. Am Abend desselben Tages ereilte Borussia übrigens das gleiche Schicksal gegen den VfB Stuttgart: Das 2:3 war das vorletzte Spiel unter Michael Frontzeck. Der konnte die Bayern als Trainer mit Gladbach nie besiegen, holte aber immerhin zwei Unentschieden. Es gab Zeiten, da löste ein Punktgewinn gegen den Rekordmeister bereits Hochgefühle aus. Nun muss Borussia fast aufpassen, dass Siege gegen Bayern nicht zur Routine werden. Wobei sie es genau genommen, wenn dies überhaupt eine Mannschaft behaupten darf, längst schon sind.