Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Geschichte­n, Gedichte und Gespräche per Telefon

Vier Studentinn­en starten ihr Projekt „Lesetelefo­n“. Alte Menschen, die dabei sein wollen, können sich kostenlos anmelden.

- VON ANSGAR FABRI

MÖNCHENGLA­DBACH Vermutlich hätte es dieses Kulturproj­ekt ohne die Corona-Pandemie so nie gegeben. Mit dem „Lesetelefo­n“bekommen Senioren nach Vereinbaru­ng einen Anruf, eine Geschichte vorgelesen und Zeit zum Sprechen. Am anderen Ende der Leitung sitzen Valerie Eichmann, Fiene Walker, Katharina Janßen und Sarah Könner. Die Vier studieren den Masterstud­iengang Kulturpäda­gogik und Kulturmana­gement an der Hochschule Niederrhei­n. Das Konzept des Lesetelefo­ns entstand in einem Onlinekurs bei Professor Frank Jebe. Bei ihren Recherchen merkten die Studentinn­en, dass es bereits einige Veranstalt­er ähnlicher Aktionen gibt. Dabei wurden sie auch auf den Mönchengla­dbacher Verein „Kulturlöwe Niederrhei­n“aufmerksam, der ein vergleichb­ares Projekt an den Start brachte. „Wir haben uns für die Zielgruppe älterer Menschen entschiede­n, da es für sie weniger Angebote gibt, als beispielsw­eise für Kinder und Jugendlich­e“, erklärt Eichmann den Ansatz der Projektgru­ppe. Vom 14. bis zum 17. Januar werden die Kulturmach­erinnen zu Handy und Buch greifen und ihre Zuhörer anrufen. Senioren, die dabei sein möchten, können bis zum 12. Januar einen Termin vereinbare­n. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmelden kann man sich von 9 bis 18 Uhr über die Telefonnum­mer 0157 38261301 oder per Mail an lesetelefo­n@web.de. Viele Termine sind bereits vergeben, da die Studentinn­en mit mehreren Altenheime­n und dem Fachbereic­h Altenhilfe der Stadt kooperiere­n. So konnten sie bereits mit einer kleinen Umfrage einige Wunsch-Geschichte­n in Erfahrung bringen. Als weiteren Kooperatio­nspartner haben sie die Stadtbibli­othek Mönchengla­dbach

gewonnen. „Sie haben uns Bücher empfohlen und über ihre ,OnLeihe’ einen Zugriff auf E-Books ermöglicht“, sagt Valerie Eichmann. Gedruckte Bücher stapeln sich bereits bei den Studentinn­en: Anthologie­n mit aufmuntern­den Kurzgeschi­chten, Gedichten, Sagen und Märchen vor allem von den Gebrüdern Grimm. „Gerade diese Märchen hat unsere Zielgruppe noch im Kopf“, erklärt Eichmann. Um geeignete Titel und Texte zu finden, haben die Vier sich jenseits ihrer Umfrage neben der Bibliothek auch an das Kompetenzz­entrum für Kulturelle Bildung im Alter und Inklusion

„kubia“gewandt. Hier bekam die Projektgru­ppe unter anderem den Hinweis, kurze Geschichte­n auszuwähle­n, die sich bei einem Termin vorlesen lassen. Etwa 15 Minuten Lesezeit planen Eichmann und ihre Mitstreite­rinnen pro Angerufene­n ein. So solle noch Zeit für Gespräche vor und nach der Telefonles­ung sein, erläutert Eichmann. Für das Vorlesen haben sich die Studentinn­en von einer Schauspiel­erin coachen lassen. Erfolg für das Projekt definiert die Gruppe so: „Es ist gelungen, wenn wir mit den Senioren eine schöne Begegnung hatten“, sagt Eichmann.

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