Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mobile Physiotherapie immer gefragter
Sercan Ercetinkaya hat eine mobile Praxis für Physiotherapie. Insbesondere in Zeiten der Krise eine gern genutzte Möglichkeit.
WEGBERG Seit fast zehn Jahren ist Sercan Ercetinkaya Physiotherapeut und arbeitet in einem Rehabilitationszentrum in Mönchengladbach. Im letzten Jahr hat er eine mobile Privatpraxis für Physiotherapie eröffnet und macht Hausbesuche.
Seine Leidenschaft für die Physiotherapie hat er beim Fußballspielen entdeckt: „Ich habe damals in der Bezirksliga Fußball gespielt. Dort hatten wir einen Physiotherapeuten in der Mannschaft. So habe ich den ersten Zugang zur Physiotherapie gefunden“, erzählt Ercetinkaya. Nebenbei habe er sich immer für die menschliche Anatomie interessiert, für Sport und Fitness sowie den Wunsch gehabt, anderen Menschen zu helfen. „Ich arbeite nun fast zehn Jahre in meinem Beruf und kann sagen, die Leidenschaft hat sich bestätigt“, sagt der 37-Jährige, der gebürtig aus Erkelenz stammt. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau und zwei Hunden in Dalheim.
Im Rahmen seiner Tätigkeit im Reha-Zentrum hat er regelmäßig Hausbesuche gemacht, wenn die Patienten aufgrund ihrer Einschränkungen oder Schmerzen nicht mobil waren: „Die Patienten waren immer sehr dankbar, wenn ich zu ihnen nach Hause gekommen bin. Deshalb habe ich erwogen, mich auf Hausbesuche zu spezialisieren“. Er führte daraufhin eine Umfrage bei seinen Patienten durch. Die Resonanz zum Thema Hausbesuche sei durchweg positiv gewesen. Viele schätzen die Zeitersparnis, wenn Ercetinkaya mit mobiler Behandlungsliege, Faszien- und Massagegeräten sowie Trainingsbändern zu ihnen kommt. Dies bewog ihn dazu, Mitte des vergangenen Jahres nebenberuflich eine eigene mobile Physiotherapiepraxis zu eröffnen. Hauptberuflich arbeitet er weiterhin im Reha-Zentrum.
„Meines Wissens nach ist es die einzige Privatpraxis im Kreis Heinsberg und im Kreis Viersen, die ausschließlich mobile Physiotherapie
anbietet“, sagt Ercetinkaya. Der Bedarf an mobilen Therapiemöglichkeiten sei schon länger da und wachse stetig. „Unsere Gesellschaft verändert sich durch den demografischen Wandel. Es gibt immer mehr ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind“. Aber auch jüngere Menschen können nach Verletzungen eingeschränkt sein: „In post-operativen Phasen, wie nach Operation des Kreuzbandes oder Meniskus, darf man das Knie nur teilbelasten und kann daher eingeschränkt gehen oder Auto fahren“, erklärt der Physiotherapeut. „Zudem höre ich immer wieder von Patienten, dass sie große Schwierigkeiten haben eine Praxis zu finden, die zeitnah regelmäßige Hausbesuche anbietet. Ein Grund ist der anhaltende Fachkräftemangel“.
Während der Corona-Pandemie haben sich die Rahmenbedingungen verändert: „Viele scheuen es, sich momentan in eine Praxis oder Reha-Einrichtung zu begeben, da sie versuchen, so wenig Kontakt zu anderen Menschen zu haben wie eben möglich“, sagt der Therapeut. „Gerade für ältere Menschen und insbesondere Risikopatienten mit Vorerkrankungen, wie Asthma, COPD oder Herz- und Krebserkrankungen, ist das Ansteckungsrisiko bei der mobilen Physiotherapie sehr reduziert. Ich bin alleine, halte alle aktuellen Hygienemaßnahmen
ein und es findet kein Therapeutenwechsel statt“. Im Großen und Ganzen komme die Physiotherapie mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise: „Was wegfällt, ist die Betreuung von Sportlern sowie Präventionskurse. Gerade bei der Betrieblichen Gesundheitsförderung wird leider momentan eingespart“. Daher hat Ercetinkaya sich
kürzlich entschlossen, Online-Präventionskurse anzubieten.
Ergänzt hat der 37-Jährige seine Ausbildung als Physiotherapeut durch die des Heilpraktikers im Bereich Physiotherapie sowie ein berufsbegleitendes Studium der angewandten Therapiewissenschaften.
Seine Angebote bietet er für Privatpatienten und Selbstzahler an: „Das ist der Wermutstropfen der mobilen Physiotherapie. Ich darf keine kassenärztlichen Rezepte annehmen, da ich keine Praxisräume habe. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, doch die gesetzliche Lage sieht derzeit vor, dass auch eine ausschließlich mobile Praxis Räume von mindestens 50 Quadratmetern haben muss“. Aufgrund seiner zusätzlichen Ausbildung kann er jedoch Rezepte ausstellen. Seine Schwerpunkte liegen in der Behandlung von orthopädischen, traumatologischen und neurologischen Erkrankungen, der manuellen sowie der Schmerztherapie.