Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mobile Physiother­apie immer gefragter

Sercan Ercetinkay­a hat eine mobile Praxis für Physiother­apie. Insbesonde­re in Zeiten der Krise eine gern genutzte Möglichkei­t.

- VON KATHARINA GILLESSEN

WEGBERG Seit fast zehn Jahren ist Sercan Ercetinkay­a Physiother­apeut und arbeitet in einem Rehabilita­tionszentr­um in Mönchengla­dbach. Im letzten Jahr hat er eine mobile Privatprax­is für Physiother­apie eröffnet und macht Hausbesuch­e.

Seine Leidenscha­ft für die Physiother­apie hat er beim Fußballspi­elen entdeckt: „Ich habe damals in der Bezirkslig­a Fußball gespielt. Dort hatten wir einen Physiother­apeuten in der Mannschaft. So habe ich den ersten Zugang zur Physiother­apie gefunden“, erzählt Ercetinkay­a. Nebenbei habe er sich immer für die menschlich­e Anatomie interessie­rt, für Sport und Fitness sowie den Wunsch gehabt, anderen Menschen zu helfen. „Ich arbeite nun fast zehn Jahre in meinem Beruf und kann sagen, die Leidenscha­ft hat sich bestätigt“, sagt der 37-Jährige, der gebürtig aus Erkelenz stammt. Mittlerwei­le lebt er mit seiner Frau und zwei Hunden in Dalheim.

Im Rahmen seiner Tätigkeit im Reha-Zentrum hat er regelmäßig Hausbesuch­e gemacht, wenn die Patienten aufgrund ihrer Einschränk­ungen oder Schmerzen nicht mobil waren: „Die Patienten waren immer sehr dankbar, wenn ich zu ihnen nach Hause gekommen bin. Deshalb habe ich erwogen, mich auf Hausbesuch­e zu spezialisi­eren“. Er führte daraufhin eine Umfrage bei seinen Patienten durch. Die Resonanz zum Thema Hausbesuch­e sei durchweg positiv gewesen. Viele schätzen die Zeiterspar­nis, wenn Ercetinkay­a mit mobiler Behandlung­sliege, Faszien- und Massageger­äten sowie Trainingsb­ändern zu ihnen kommt. Dies bewog ihn dazu, Mitte des vergangene­n Jahres nebenberuf­lich eine eigene mobile Physiother­apiepraxis zu eröffnen. Hauptberuf­lich arbeitet er weiterhin im Reha-Zentrum.

„Meines Wissens nach ist es die einzige Privatprax­is im Kreis Heinsberg und im Kreis Viersen, die ausschließ­lich mobile Physiother­apie

anbietet“, sagt Ercetinkay­a. Der Bedarf an mobilen Therapiemö­glichkeite­n sei schon länger da und wachse stetig. „Unsere Gesellscha­ft verändert sich durch den demografis­chen Wandel. Es gibt immer mehr ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind“. Aber auch jüngere Menschen können nach Verletzung­en eingeschrä­nkt sein: „In post-operativen Phasen, wie nach Operation des Kreuzbande­s oder Meniskus, darf man das Knie nur teilbelast­en und kann daher eingeschrä­nkt gehen oder Auto fahren“, erklärt der Physiother­apeut. „Zudem höre ich immer wieder von Patienten, dass sie große Schwierigk­eiten haben eine Praxis zu finden, die zeitnah regelmäßig­e Hausbesuch­e anbietet. Ein Grund ist der anhaltende Fachkräfte­mangel“.

Während der Corona-Pandemie haben sich die Rahmenbedi­ngungen verändert: „Viele scheuen es, sich momentan in eine Praxis oder Reha-Einrichtun­g zu begeben, da sie versuchen, so wenig Kontakt zu anderen Menschen zu haben wie eben möglich“, sagt der Therapeut. „Gerade für ältere Menschen und insbesonde­re Risikopati­enten mit Vorerkrank­ungen, wie Asthma, COPD oder Herz- und Krebserkra­nkungen, ist das Ansteckung­srisiko bei der mobilen Physiother­apie sehr reduziert. Ich bin alleine, halte alle aktuellen Hygienemaß­nahmen

ein und es findet kein Therapeute­nwechsel statt“. Im Großen und Ganzen komme die Physiother­apie mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise: „Was wegfällt, ist die Betreuung von Sportlern sowie Prävention­skurse. Gerade bei der Betrieblic­hen Gesundheit­sförderung wird leider momentan eingespart“. Daher hat Ercetinkay­a sich

kürzlich entschloss­en, Online-Prävention­skurse anzubieten.

Ergänzt hat der 37-Jährige seine Ausbildung als Physiother­apeut durch die des Heilprakti­kers im Bereich Physiother­apie sowie ein berufsbegl­eitendes Studium der angewandte­n Therapiewi­ssenschaft­en.

Seine Angebote bietet er für Privatpati­enten und Selbstzahl­er an: „Das ist der Wermutstro­pfen der mobilen Physiother­apie. Ich darf keine kassenärzt­lichen Rezepte annehmen, da ich keine Praxisräum­e habe. Das ist für mich nicht nachvollzi­ehbar, doch die gesetzlich­e Lage sieht derzeit vor, dass auch eine ausschließ­lich mobile Praxis Räume von mindestens 50 Quadratmet­ern haben muss“. Aufgrund seiner zusätzlich­en Ausbildung kann er jedoch Rezepte ausstellen. Seine Schwerpunk­te liegen in der Behandlung von orthopädis­chen, traumatolo­gischen und neurologis­chen Erkrankung­en, der manuellen sowie der Schmerzthe­rapie.

 ?? FOTO: ERCETINKAY­A ?? Heilprakti­ker und Physiother­apeut Sercan Ercetinkay­a aus Wegberg-Dalheim bietet im Kreis Heinsberg mobile Physiother­apie an.
FOTO: ERCETINKAY­A Heilprakti­ker und Physiother­apeut Sercan Ercetinkay­a aus Wegberg-Dalheim bietet im Kreis Heinsberg mobile Physiother­apie an.

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