Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Sechs Borussen für 52 von 57 Toren
Ein Sextett ist an fast allen Gladbach-Treffern beteiligt. Stindl bringt sich wie gewohnt auf unterschätzte Weise ein.
Ein Sextett ist an allen Gladbach-Treffern beteiligt. Lars Stindl bringt sich wie gewohnt auf unterschätzte Weise ein.
Marcus Thuram fehlt weiter rotgesperrt, für Breel Embolo dürfte das Spiel beim VfB Stuttgart nach seiner Hand-OP zu früh kommen, bei Alassane Plea gibt es „realistische Hoffnungen“– es könnte dennoch sein, dass Borussia am Samstag erstmals komplett auf ihr gefürchtetes Offensiv-Trio verzichten muss. Die gute Nachricht: Sechs Profis sind maßgeblich an Gladbachs Torproduktion beteiligt, drei davon wären also immer noch einsatzbereit.
57 Tore hat Borussia in 23 Pflichtspielen erzielt, noch mindestens 22 Partien stehen aus. Zwar lassen die beiden Kantersiege (8:0 und 5:0) im DFB-Pokal die Quote noch imposanter ausfallen, doch der bisherige Schnitt aus Bundesliga und Champions League (2,1 pro Spiel) würde bis zum Saisonende bereits genügen, um die 100-Tore-Marke zu knacken. Wovon die Fohlen am meisten zehren: Sie sind für ihre Gegner kaum auszurechnen. Die Hauptprotagonisten wechseln sich munter ab, das gilt nicht nur für Torschützen und Vorlagengeber, sondern auch für diejenigen, die den oftmals unterschätzten vorletzten Pass zu einem Treffer liefern.
Wir haben uns die 57 Tore angesehen und notiert, auf wessen Konto jeweils die Vorlage zur Vorlage ging. Bei Eckball-Toren kassiert derjenige den Punkt, der die Ecke herausgeholt hat, bei Freistoßtoren der Gefoulte, bei Foulelfmeter-Toren derjenige, der den Gefoulten bediente, und bei Handelfmeter-Toren derjenige, der den Gegner an der Hand traf. Vorne liegt der übliche Verdächtige: Kapitän Lars Stindl spielte vor einigen Jahren mal die zweitmeisten vorletzten Pässe in Europas Top-Ligen hinter Kevin de Bruyne (Manchester City), mit dem es Borussia im Achtelfinale der Champions League zu tun bekommt. Vergangene Saison belegte er Platz drei in der Bundesliga hinter Jadon Sancho und Julian Brandt (beide Dortmund). Im Endspurt war Stindl dank seiner zahlreichen Assist-Assists an sieben der letzten acht Tore beteiligt.
Die Quote des 32-Jährigen, seit er nach seinem Schienbeinbruch wieder bei 100 Prozent angelangt war, ist beeindruckend: An 42 von 85 Toren seit dem Sieg bei Fortuna Düsseldorf im Februar 2019 war er beteiligt, diese Saison kommt Stindl, inklusive seiner vorletzten Pässe, auf 25 Torbeteiligungen. Acht Assist-Assists sind Borussias Bestwert, es folgen Florian Neuhaus und Breel Embolo (je sechs) sowie Marcus Thuram und Jonas Hofmann (je fünf ).
Besonders Neuhaus‘ und Hofmanns Entwicklung kann sich sehen lassen. Während Neuhaus als Sechser alle 108 Minuten seine Füße bei einem Tor im Spiel hat, benötigt Hofmann sogar nur 63. Den Wert übertrifft allein Stindl mit 61 Minuten, seine Bilanz hübschen allerdings die fünf Elfmetertore auf. Ohne liegt er bei 76 Minuten und
damit im Bereich von Plea (71) und Thuram (72). Das zeigt, wie wichtig die beiden Franzosen weiterhin sind für Gladbach, obwohl sie aus diversen Gründen in ihren Leistungen schwanken.
Thuram ist mit acht Assists gemeinsam mit Hofmann der beste Vorlagengeber, auf spezielle Art und Weise: Fünf Elfmeter hat er herausgeholt. Lediglich die eigene Trefferquote ist im Vergleich zur Vorsaison ausbaufähig. Aber Borussia ist eben in der Lage, leichte Defizite zu kompensieren, weil 90 Prozent der Torproduktion auf sechs Schulterpaaren ruhen. An fünf der 57 Saisontore waren weder Stindl, Embolo und Hofmann noch Neuhaus, Thuram und Plea beteiligt, drei davon fielen in den Pokalspielen. In der Liga bereiteten Nico Elvedi und Patrick Herrmann in Leverkusen Valentino Lazaros Skorpion-Kick vor, in der Champions League wurde Christoph Kramer gegen Donezk gefoult und Oscar Wendts Freistoß flog rein.
Ein Ausfall des Trios, das vergangene Saison liebe- und respektvoll „Gladbachs Büffelherde“getauft wurde, würde Borussia treffen, aber bange sein müsste Rose ohne Embolo, Plea und Thuram nicht. Spätestens am 22. Januar gegen Dortmund sollten alle wieder an Bord sein. Das Hinspiel war die letzte Partie, in der keiner der drei in der Startelf stand.