Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mit 102 Jahren Freude am Backen
Am 31. März feiert Margarete Werres Geburtstag – allerdings nur im kleinen Kreis.
MÖNCHENGLADBACH Margarete Werres blickt auf ein langes Leben zurück und kommt zu einem Fazit: Es war ein gutes Leben mit allem, was dazu gehört. Mit Höhen und Tiefen, aber eben mit vielen schönen Momenten. „Wir haben immer viel gearbeitet, aber wir hatten auch viel Spaß und Freude“, sagt sie. „Wir hatten ein gutes Leben. Wir können zufrieden sein.“
Werres blickt durch die große Küche, die sie auf ihrer Etage im Haus am Buchenhain haben. Hier backt sie immer noch mit den Pflegern und Pflegerinnen. „Sie fragen mich oft, wann backen wir wieder? Ich sage dann nur, bringt mir die Sachen und dann können wir anfangen“, sagt Margarete Werres und lächelt.
Denn das Bäckerhandwerk liegt bei der gebürtigen Rheydterin quasi in der Familie. „Mein Vater hatte eine Bäckerei auf dem Hohen Berg. Die lag sehr günstig, weil dort drei große Firmen wie die Textilfabrik Schmölder im Umkreis waren. Da kamen die Arbeiter immer zu uns“, erinnert sie sich. Ihre beiden Schwestern, eine jünger und eine älter, halfen ebenfalls in der Bäckerei. „Wenn die Maschinen anfingen zu laufen, ging ich in die Backstube.
Das war alles noch Handarbeit. Nach der Backstube habe ich mich umgezogen und dann im Laden verkauft“, sagt Werres.
Nach der Volksschule besuchte sie auf eigenen Wunsch ein Internat in Uerdingen. „Wir haben alles gelernt, was man zum Leben braucht. Ein Krankenhaus war dem Internat angegliedert. Ein Jahr lang habe ich auf der Privatstation gearbeitet“, sagt die Seniorin. Nach ihrer Rückkehr ging sie wieder zurück in die elterliche Bäckerei. „Es war Krieg und alle Gesellen waren weg.“
1940 heiratete sie ihren ersten Mann. Gemeinsam zogen sie in eine Wohnung in Linnich. Als diese ausgebombt wurde, zog sie mit ihrer Tochter Ellen nach Rheydt zu ihren Eltern. Ihr Mann arbeitete bei der Sparkasse in der Hauptgeschäftsstelle in Rheydt. Als der Krieg vorbei war und er zurückkehrte, ließ er sich in die Filiale in Geistenbeck versetzen. In dem Stadtteil bauten sie später auch ein Haus.
„Wir hatten einen großen Bekanntenkreis und sind gerne verreist. In Europa haben wir viel gesehen“, sagt Margarete Werres. Leider starb ihr erster Mann früh mit nur 54 Jahren. Einige Jahre später lernte sie ihren zweiten Mann kennen. „Da habe ich noch mal zwei Schwestern dazubekommen“, sagt ihre Tochter Ellen.
Ihren 102. Geburtstag am 31. März wird Margarete Werres ruhig feiern. Ihre Tochter Ellen wird kommen und auch die Pflegkräfte im Haus am Buchenhain werden sich etwas Schönes einfallen lassen.