Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Fünf mal wechseln – eine gute Option?
Soll es bei mehr Auswechslungen bleiben? Was Borussia dazu sagt und wie der Trainer die Möglichkeit nutzt.
Seit fast einem Jahr sind fünf Auswechslungen in der Bundesliga erlaubt. Was Borussia dazu sagt und wie der Trainer die Möglichkeit nutzt.
Seit fast einem Jahr sind fünf Auswechslungen in der Bundesliga und im Europapokal erlaubt. Nach der langen Unterbrechung zu Beginn der Corona-Pandemie und angesichts des engen Zeitplans nach dem Re-Start wollte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Spieler entlasten, die internationalen Regelhüter hatten zuvor grünes Licht gegeben.
Längst hat man sich an die Rudelbildungen an der Seitenlinie gewöhnt. Im Mai 2020 empfahl die DFL noch, maximal zwei Wechsel auf einmal vorzunehmen, doch dabei belassen es die Trainer schon lange nicht mehr. So sorgte Marco Rose im Derby gegen den 1. FC Köln für den wohl prominentesten Dreierwechsel der Borussia-Geschichte, als er Marcus Thuram, Alassane Plea und Jonas Hofmann auf einmal brachte und somit einen Marktwert von fast 90 Millionen Euro.
Der Spielplan läuft nach der Häufung Englischer Wochen in der Hinrunde, auch für Mannschaften ohne Mehrfachbelastung, schon wieder im alten Rhythmus. Doch irgendwann in den nächsten Monaten wird geklärt werden müssen, ob die neue Wechselregelung auch ohne Pandemie beibehalten werden soll. „Ich fand's von Anfang an sinnvoll und gut, vor allem wenn du international spielst. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es den Spielfluss negativ beeinflusst“, sagte Rose auf Nachfrage unserer Redaktion. „Wenn ich es mal vergleiche mit der Zeit, als nur drei Wechsel möglich waren, habe ich gar nicht das Gefühl, dass sich groß etwas geändert hat. Das bedeutet: Warum sollen wir es nicht dabei belassen?“
Tatsächlich hat sich nicht „groß etwas geändert“. Bis zum ersten Shutdown im vergangenen Jahre schöpfte Rose sein Wechselkontingent in allen 33 Pflichtspielen aus. Die durchschnittlichen Zeitpunkte: 57., 72. und 85. Minute. In dieser Saison nimmt Gladbachs Trainer im Schnitt 4,1 Wechsel vor, damit liegt der ligaweit im Mittelfeld. In 16 von 38 Spielen waren es fünf, in zwölf waren es vier, in acht waren es drei. In der jüngeren Vergangenheit tauschte Rose zweimal sogar nur zweimal aus, das gab es vergangene Saison gar nicht. Beim 0:0 in Wolfsburg und beim 1:3 in Augsburg war das Vertrauen in die Startelf besonders nachhaltig.
„Als Trainer hast du die Möglichkeit,
deinem Kader noch mehr gerecht zu werden. Vor allem hast du die Chance, auf die Gesundheit der Spieler zu achten“, sagte Rose. Doch wie haben sich die Zeitpunkte der Wechsel im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit verändert? Überraschenderweise nimmt der Trainer den ersten acht Minuten später vor, obwohl er mehr Möglichkeiten hat. Eine mögliche Erklärung: Rose musste bis März 2020 allein siebenmal verletzungsbedingt schon vor der Pause wechseln musste. Davon blieb Borussia in dieser Saison bislang vollkommen verschont.
Die anderen Werte sind erwartbarer: mehr Wechsel-Optionen, frühere Wechsel. So erfolgt der zweite Wechsel in dieser Saison durchschnittlich schon in der 69. Minute (vor Corona: 72.), der dritte in der 76. (vor Corona: 85.). Zwei weitere Faktoren gilt es aber zu berücksichtigen: Borussia liegt in dieser Saison häufiger zurück, oft stehen
personelle Impulse mehr im Vordergrund als Schonung. Passend dazu fand der früheste fünfte Wechsel jeweils in der 72. Minute statt, als Borussia in der Hinrunde in Mainz und in der Rückrunde gegen Köln zurücklag. Gegen Mainz drehten Hofmann und seine Kollegen noch das Spiel, was gegen Köln nicht gelang. Überhaupt hat sich die Zahl der Jokertore bei Borussia durch mehr Wechsel nicht verändert.
Auch Max Eberl befürwortet die Fünfer-Regelung, findet sie „sehr zielführend“. Doch noch weitergehen würde der Manager nicht: „Es gibt die Überlegung, bei Kopfverletzungen noch eine sechste Auswechslung zu ermöglichen. Da muss ich aber sagen: Dafür haben wir ja schon fünf, um Rücksicht nehmen zu können. Wir als Verein würden gerne bei fünf Auswechslungen zu drei Wechselzeitpunkten bleiben, aber das Kopfthema wäre für uns damit abgegolten. Das ist unsere Meinung als Borussia Mönchengladbach.“
Patrick Herrmann ist seit einiger Zeit nicht nur der Auswechselkönig der Bundesliga, sondern auch der Top-Joker in Borussias Historie. 17-mal kam er auch in dieser Saison rein, wird allerdings von einem Kollegen übertroffen: Hannes Wolf (23 Einwechslungen) wird seinen Spitzenplatz wohl souverän ins Ziel bringen.