Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Biontech verzwölffacht Quartalsumsatz
In den letzen drei Monaten des vergangenen Jahres hat der Mainzer Vakzinhersteller allein 345,4 Millionen Euro eingenommen. Mit seinem US-Partner Pfizer will Biontech bis zum Jahresende 2,5 Milliarden Impfdosen produzieren.
MAINZ (dpa/rtr) Der Mainzer Corona-Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer peilen eine Ausweitung ihrer Produktionskapazität auf 2,5 Milliarden Dosen bis Ende dieses Jahres an. Das teilte das Unternehmen am Dienstag bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen für das vergangene Jahr mit. Bislang war von zwei Milliarden Dosen die Rede gewesen. „Der Anstieg wurde hauptsächlich ermöglicht durch verbesserte Herstellungsprozesse, die Inbetriebnahme von Biontechs Produktionsstätte in Marburg, die Zulassung der Entnahme einer sechsten Impfdosis sowie durch die Erweiterung unseres Hersteller- und Lieferantennetzwerks“, so das Unternehmen.
Dessen Vorstandschef Ugur Sahin sagte: „Bis einschließlich März 2021 konnten wir gemeinsam mit unseren Partnern mehr als 200 Millionen Impfstoffdosen in über 65 Länder und Regionen ausliefern“. Er kündigte an, die Entwicklung neuer Formulierungen
und Impfstoffe gegen Virusvarianten voranzutreiben. So untersucht Biontech etwa den Einsatz seines Impfstoffes, der bislang für Personen ab 16 Jahren zugelassen ist, bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis zwölf Jahren.
Und die Auftragsbücher sind weiterhin prall gefüllt: Für dieses Jahr haben Biontech und Pfizer nach eigenen Angaben feste Bestellungen über mehr als 1,4 Milliarden Dosen. Der größte Kunde sei die EU mit 500 Millionen bestellten Dosen plus eine Option auf weitere 100 Millionen, danach folgten die USA mit 300 Millionen Dosen.
Die große Nachfrage beginnt nun auch, sich mit großer Wucht positiv in den Geschäftszahlen des Mainzer Biotechnologie-Unternehmens niederzuschlagen. So stieg dessen Umsatz in dem Ende Dezember abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 482,3 Millionen Euro nach 108,6 Millionen im Jahr zuvor. Darin enthalten sind Erlöse in Höhe von 270,5 Millionen Euro durch den Covid-19-Impfstoff. Der Nettogewinn stieg auf 15,2 Millionen Euro, verglichen mit einem Nettoverlust von 179,2 Millionen im Jahr 2019. Besonders auffällig ist die Entwicklung im vierten Quartal 2020: In diesem Zeitraum, in dem der Impfstoff in den USA, in Großbritannien und der EU zugelassen wurde, stieg der Umsatz von 28 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 345,4 Millionen Euro. Der Nettogewinn lag bei 366,9 Millionen Euro, verglichen mit einem Nettoverlust von 58,2 Millionen Euro im Schlussquartal 2019.
Doch die Auswirkungen auf das Geschäft werden erst jetzt und nicht beim Blick in die Vergangenheit klar. Finanzvorstand Sierk Poetting sagte am Dienstag auf einer Analystenkonferenz, Biontech gehe für dieses Jahr allein auf der Basis der bislang unterzeichneten Lieferverträge von 9,8 Milliarden Euro Umsatz aus. Dem stehen allerdings auch gestiegene Ausgaben für Forschung
und Entwicklung und eine zuletzt auf 1900 gestiegene Zahl von Mitarbeitern gegenüber. Das Geld, das nun in die Kasse gespült wird, will Biontech ins laufende Geschäft und in die Forschung stecken. „Wir sehen eine enorme Chance darin, Einnahmen aus unserem Covid-19-Impfstoff in die Forschung zu reinvestieren“, sagte Vorstandschef und Unternehmensmitgründer Ugur Sahin.
Die Börse reagierte positiv, auf die Unternehmenszahlen und die neuen Produktionsziele. Beides ermunterte am Dienstag weitere Anleger zum Einstieg bei Biontech. Die Aktien des Unternehmens stiegen am Dienstag zunächst um sieben Prozent auf 85,85 Euro. An der New Yorker Nasdaq legte der Kurs der Biontech-Aktie bis um 19.30 Uhr (MESZ) um 9,1 Prozent auf 104,65 US-Dollar zu. Damit ist der Wert einer Biontech-Aktie seit dem Börsengang des Unternehmens im Oktober 2019 um mehr als das Sechsfache gestiegen.