Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Rose kann der beste Auswärts-Trainer werden
Bislang hat kein Coach seine Borussia-Zeit mit einer positiven Bilanz in der Fremde abgeschlossen. Der 44-Jährige hat nun die Chance.
Das Ziel ist klar: Ein Sieg bei 1899 Hoffenheim soll am Mittwochabend den positive Trend der vergangenen Wochen fortsetzen und Borussia noch näher an die Europapokalplätze herankommen lassen. Für Trainer Marco Rose hätte ein Dreier im Kraichgau aber noch einen weiteren positiven Randaspekt: Siegt sein Team, wäre bereits klar, dass Rose die Gladbacher als erster Borussia-Trainer verlässt, der eine positive Auswärtsbilanz in der Bundesliga vorweisen kann.
Bislang stehen zwölf Auswärtssiege bei zehn Niederlagen (und neun Unentschieden) für Rose in seiner Borussia-Zeit zu Buche, bei einem weiteren Sieg und dann nur noch zwei ausstehenden Spielen in der Fremde wäre ihm diese Gladbach-Bestmarke
schon nicht mehr zu nehmen.
Nur Hennes Weisweiler hatte es bislang geschafft, auswärts zumindest auf eine ausgeglichene Bilanz zu kommen, in 170 Auswärtsspielen gab es unter ihm 62 Siege und 62 Niederlagen. Alle anderen Trainer haben auf fremden Plätzen mehr Ligapartien verloren als gewonnen (das 2:2 in Bochum bei Interimstrainer Christian Zieges einzigem Einsatz als Chef an der Seitenlinie bleibt hierbei einmal außen vor).
Dass in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreiche Trainer wie Udo Lattek, Jupp Heynckes oder Bernd Krauss auswärts nicht auf eine positive Bilanz kommen, hat eher damit zu tun, dass der Heimvorteil damals noch ausgeprägter war und es grundsätzlich mehr
Heimsiege in der Bundesliga gab.
Als dann jedoch allgemein die Anzahl der Auswärtssiege stieg, war die Qualität der Gladbacher Mannschaft nicht mehr so hoch. Die Borussen-Fans gingen Mitte der Nullerjahre auf ihre Art mit der Erfolglosigkeit auf fremden Plätzen um und entwarfen „Auswärtsdeppen“-T-Shirts.
Diese Zeiten sind indes schon lange vorbei. Der Erste, der nach Udo Lattek (21 Siege, 22 Niederlagen) wieder ganz nahe an eine ausgeglichene Auswärtsbilanz herankam, war allerdings erst jüngst Dieter Hecking. Unter ihm gab es 16 Siege und 17 Niederlagen, zum Vergleich: Unter seinem Vorgänger André Schubert gewann Gladbach nur vier von 21 Auswärtsspielen und verlor 13.
Eine Verbesserung der Ausbeute auf fremden Plätzen war also schon unter Hecking abzusehen, diese kann Borussia unter Rose nun noch ausbauen. Dabei profitiert Rose nicht von den Geisterspielen, die die Anzahl der Auswärtssiege in der Liga nochmals steigen ließen: Vor der Pandemie holten Roses Gladbacher auswärts 1,67 Punkte pro Spiel, seit der Pandemie sind es 1,32 Zähler im Schnitt. Generell ist die Bilanz in dieser Saison mittelmäßig, in 14 Spielen gab es vor allem zu wenige Siege, vier bislang. Für ein Europa-Ticket, braucht es wohl noch ein, zwei Siege in der Fremde in drei Spielen – Rose würde dies zum Auswärts-Spitzenreiter unter Borussias Trainern machen.