Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Warum es Flüsterasphalt nicht für alle gibt
Zwei Baustellen auf der selben Straße, bei einer wird lärmmindernder Flüsterasphalt eingebaut, bei der anderen nicht. Warum es zu dieser unterschiedlichen Behandlung auf der Kölner Straße kommt und ob sich leiser Asphalt auf Anwohnerbeiträge auswirkt.
ODENKIRCHEN Bauarbeiten an der Kölner Straße – ein Dauerbrenner. Es war Mai 2019, als ein erstes Stück der sich von Odenkirchen bis an die Ortsausfahrt von Sasserath ziehenden Bundesstraße von Bauarbeitern in Angriff genommen wurde. Stück für Stück arbeiteten sie sich – mit einigen Verzögerungen – bis von Odenkirchen Mitte zur Ortsausfahrt von Odenkirchen vor. Aktuell ist ein Stück weiter, in Sasserath, ein weiteres Bauprojekt im Schwange: Die Einmündung der L19 wird zum Kreisverkehr umgebaut, die Ortsdurchfahrt von Sasserath neu gestaltet – und sie erhält auf einem Stück lärmmindernden Flüsterasphalt.
Anlieger in Odenkirchen grübeln: Warum wurde Flüsterasphalt nicht auch nach den Bauarbeiten auf dem Odenkirchener Abschnitt der Kölner Straße aufgetragen? Zumal dort doch auch etliche, wenn nicht sogar mehr Häuser dicht am Straßenrand liegen? Und zumal ein Blick auf eine Karte des Lärmaktionsplans der Stadt zeigt: Die Kölner Straße ist von Ortsmitte Odenkirchen bis Ortsausfahrt Sasserath darauf farblich durchgehend ein und derselben Kategorie zugeordnet.
Die Antwort ist, kurz gefasst: Beim Abschnitt in Odenkirchen hatte die NEW die Regie, da sie dort einen neuen Kanal verlegte. In Sasserath hat die Stadt die Regie, es geht um eine größere, mit der Politik abgestimmte Verkehrsberuhigungsmaßnahme. Länger gefasst: Wenn die NEW an einer Straße baue, sei sie verpflichtet, den vorherigen Standard wiederherzustellen, erläutert ein Sprecher der Stadtverwaltung. Erstelle sie mehr als den vorherigen Standard, müsse die Stadt die dafür anfallenden Mehrkosten übernehmen. Und mehr als den alten Standard herzustellen, hat die Stadt die NEW offenbar nicht aufgefordert.
Anders im Fall Sasserath: Unmut der Bewohner des Stadtteils über starken und lauten Verkehr – nicht zuletzt aus und zum Gewerbgebiet
Güdderath – gab's lange. In diesem Fall nahm sich auch die Politik des Themas an. Und im Juni 2019 ward in der Bezirksvertretung Süd beschlossen, bei der Neugestaltung der Ortsdurchfahrt zwecks Lärmminderung das Stück zwischen Talstraße und Ortsausfahrt mit Flüsterasphalt herzustellen. Diese Maßnahme und der Bau des Kreisverkehrs wurden für Zuschüsse aus dem Kommunalinvestitionsförderprogramm des Bundes angemeldet. Ein Quadratmeter Flüsterasphalt sei sechs Euro teurer als herkömmlicher Asphalt, sagt die Stadt: „In Bezug auf die Baumaßnahme ,Lärmvorsorge Sasserath' bedeutet das bei einer Fläche von ca. 5.500 Quadratmetern Mehrkosten in Höhe von 33.000 Euro.“Mit dem Belag des Abschnitts in Odenkirchen sei die Bezirksvertretung hingegen nie befasst worden, sagt Bezirksvorsteher Ulrich Elsen. Das unterschiedliche Resultat findet auch er „ärgerlich“.
Freilich: Die Kölner Straße in Sasserath wird auch nach Ende der Bauarbeiten noch einen Abschnitt mit älterem Asphalt haben. Zwischen Talstraße und L19 sei die Fahrbahndecke erst vor wenigen Jahren mit lärmarmem Splitmastixasphalt erneuert worden, sie halte noch mindestens fünf Jahre, teilte die Stadt der Bezirksvertretung 2019 mit. Verwendbar sei Flüsterasphalt prinzipiell überall, sagt die Stadt. Sinnvoll sei er aber erst bei Geschwindigkeiten ab 30 km/h. Und: „Generell sollte der Einsatz durch eine Einzelfallentscheidung getroffen werden.“Die Verwendung von Flüsterasphalt hat laut Stadt keinen Einfluss darauf, ob von Anwohnern Beiträge erhoben werden oder nicht: „Wenn Beiträge erhoben werden müssen, geschieht dies nach dem Kommunalabgabengesetz NRW. Da es sich in Sasserath um keine grundhafte Erneuerung handelt, werden hier keine Beiträge erhoben.“