Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Das innere Kind beim Lachyoga entdecken
Loslassen, einfach drauflos lachen – das ist befreiend. Gisela Dombrowsky leitet einen Kurs an der Volkshochschule, bei dem die Teilnehmer das machen.
MÖNCHENGLADBACH Mit der rechten Hand wird die Dose in der linken Hand aufgedreht und die Lachpillen daraus in den Mund geworfen. Und sie wirken: Mit einem lauten und herzhaften Lachen lassen sich die Teilnehmer fallen. Das klingt vielleicht besorgniserregend, ist aber kein Grund zur Aufregung. Denn die Dose und die Pillen sind nicht echt, sondern nur ausgedacht. „Spielerische Pantomime-Übungen wie diese sind ein wichtiger Bestandteil von Lachyoga“, sagt Lachyoga-Lehrerin Gisela Dombrowsky, die den Online-Kurs an der Volkshochschule Mönchengladbach an diesem Tag leitet. Das Wichtigste dabei ist natürlich das Lachen, das die Übungen stets begleitet.
Aber obwohl niemand in der Gruppe ein Kind von Traurigkeit ist und regelmäßige Lachanfälle quasi zu den Kernkompetenzen gehören, fällt das Loslassen und Lachen am Anfang gar nicht so leicht. Grundlos drauf los lachen – da sträubt sich erstmal etwas in den Teilnehmern. Gisela Dombrowsky ist das durchaus bewusst und sie weiß auch warum: „Unser Verstand steht uns beim Spaßhaben manchmal im Weg. Er sagt uns: Du bist erwachsen, du kannst doch nicht einfach grundlos lachen.“Aber genau darum geht es beim Lachyoga: den Verstand ausschalten, loslassen und eben einfach lachen. Dafür könne man sich vor allem Kinder zum Vorbild nehmen, so Dombrowsky: „Die brauchen auch keine Comedy zum Lachen und Spaß haben.“Selbstbestimmt auf Knopfdruck lachen können, wann und wo man will, auch wenn man eigentlich nicht gut drauf ist – das kann man laut ihr beim Lachyoga lernen.
Um dem einen Schritt näher zu kommen, gibt es auch schon die nächste Übung. Der Verstand, der die Teilnehmer für das grundlose Lachen verurteile, sitze als imaginäres Männchen auf der Schulter. Sie lachen das Männchen aus und schnipsen es von der Schulter. Na, dann sollte es ja jetzt klappen mit dem Loslassen und Lachen, oder? Tatsächlich werden die Teilnehmer mit der Zeit immer lockerer und ihr Lachen immer echter. Aber auch falls das Lachen nur gespielt ist, tut es Seele und Körper gut, sagt Dombrowsky: „Unser Körper unterscheidet nicht, ob wir wirklich lachen oder es nur vortäuschen. Beim Lachen werden Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol abgebaut.“Das kann laut der Lachyoga-Trainerin nicht nur gut für das seelische Wohl sein, sondern auch Auswirkungen auf die körperliche
Gesundheit haben. Lachen mit Bewegung sei nämlich auch körperlich anstrengend und rege den Stoffwechsel an: „Auch in Krankenhäusern und Reha-Kliniken wird Lachyoga immer häufiger in Therapien eingesetzt“, so Dombrowsky.
„Stress abbauen und einfach mal wieder fröhlich sein“, nennen auch viele Teilnehmer als Grund, weshalb sie mitmachen. Besonders in Zeiten von Pandemie und Lockdowns seien das ausgeprägte Bedürfnisse vieler Menschen, sagt Dombrowsky: „Die Nachfrage nach Lachyoga hat seitdem stark zugenommen. Die Leute brauchen gerade jetzt etwas, wo sie abschalten und ihre Sorgen vergessen können.“
Und das fällt eben leichter, wenn man sich eine Lachbrille aufsetzt, wie in einer weiteren Übung. Mit Daumen und Zeigefinger werden Kreise geformt und vor die Augen gehalten. So gucken sich die Teilnehmer dann durch die Kameras an und lachen. Falls das noch nicht genug gewirkt hat, wird dann noch ein imaginärer Lachschnaps zusammengemischt und herunter gekippt. Darauf folgt natürlich wieder ein ausgelassenes Lachen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Atem- und Klatschübungen: Zwei Mal Klatschen und dabei „Hoho“rufen, dann drei Mal schneller klatschen mit den Worten „Hahaha“. Klatschen vermittelt dem Körper nämlich Spaß, erklärt Dombrowsky: „Wir klatschen in Situationen wo wir begeistert sind, bei Veranstaltungen vor allem.“Ja, mit so einer Übung wäre man sicher auch auf jedem Rockkonzert ein Hingucker.
Spaß scheinen die Teilnehmer jedenfalls zu haben. Denn auch, wenn es am Anfang etwas Überwindung kostet: Sich einfach wie ein Kind zum Affen machen, herzhaft lachen und sich selbst nicht so ernst nehmen, tut auf alle Fälle mal ganz gut. Das merkte auch Gisela Dombrowsky, als sie das erste Mal mit Lachyoga in Berührung kam. Seit 2006 ist sie selbst Lachyoga-Trainerin, seit 2014 sogar Mastertrainerin und bildet auch andere Lachyoga-Trainer aus.