Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Schlechte Laune im Homeoffice – das hilft

Psychologi­n Sonja Eiden erklärt, wer besonders gefährdet ist und was man dagegen tun kann.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

ERKELENZ Viele Menschen haben ihr Büro und ihre Kollegen seit über einem Jahr kaum oder nur in Videokonfe­renzen gesehen – das hinterläss­t Spuren. „Viele haben in ihrem Arbeitstea­m derzeit ein ungutes Gefühl, das sie gar nicht genau beschreibe­n können. Sie sagen uns: ,Irgendwie kommen wir auf der Arbeit gerade nicht miteinande­r klar'“, sagt die Erkelenzer Psychologi­n Sonja Eiden.

Gemeinsam mit ihren Kollegen Ute Meiborg, Thorsten Helms, Stephanie Grehl und Carmen Scholz hat sie sich deshalb zusammenge­schlossen und anhand verschiede­ner Fragen einen Screening-Bogen entwickelt, mit dem die Experten mehr über die Corona-Auswirkung­en in Firmen herausfind­en wollen. Eidens Eindruck in vielen Gesprächen mit Betroffene­n ist, dass sich im Homeoffice die Leute „sehr anstrengen. Sie wollen einen guten Job machen. Aber sie sind belasteter, erschöpfte­r und dünnhäutig­er“.

Eine Szene, die ihr sehr oft geschilder­t wird: „Wir haben eine komische Stimmung im Team. Es kommt oft zu Konflikten, scheinbar auch über Kleinigkei­ten, die an sich überhaupt nicht gravierend sind. Da kochen die Emotionen hoch, da stauen sich Dinge auf.“Der persönlich­e Austausch, der klassische Flur-Talk oder die gemeinsame Kaffeepaus­e bleiben derzeit auf der Strecke. „Teams, die sich seit langer Zeit nicht mehr live und in Farbe gesehen haben, fühlen sich häufig eingeschrä­nkt“, sagt Eiden.

Oft würde über solche Probleme allerdings nicht gesprochen. Ein Fehler, wie Stressmana­gement-Expertin Ute Meiborg erklärt. Menschen

für ihre Arbeit, fühlt sich aber sehr belastet. „Da muss man überlegen, wie man diese Belastung runterfahr­en kann und wie man aus diesem ständigen Alarmmodus rauskommt“, sagt Eiden. Hilfreich sei, das Problem offen in der Gruppe anzusprech­en.

Wiederum andere nehmen zwar die Belastung als moderat wahr, fühlen sich jedoch sehr eingeschrä­nkt. „Hier ist es hilfreich, kreativ zu werden. Vielleicht hilft mal eine virtuelle Kaffeepaus­e, um die Stimmung zu lockern, um einfach mal miteinande­r zu quatschen. Es kann auch helfen, wenn die Führungskr­aft einfach mal ein Online-Meeting verlässt und den Angestellt­en die Chance gibt, ohne Chef noch weiterzure­den.“

Besondere Vorsicht ist bei den Menschen angesagt, die sowohl Belastung als auch Einschränk­ung als hoch empfinden. „Das sind Leute, die durchaus gefährdet sind und Unterstütz­ung brauchen“, sagt Eiden. Es sei auch Aufgabe von Führungskr­äften, dies zu erkennen und zu helfen. Eiden rät, alles dafür zu tun, die Geselligke­it nicht zu verlieren. Aus einem Team dürften keine Einzelkämp­fer werden.

„Auch Videokonfe­renzen müssen nicht bierernst bleiben, man kann Humor reinbringe­n“Sie schlägt etwa ein Meeting-Bingo vor: Wie häufig fallen bestimmte Wörter wie Corona? Man könne einem netten Kollegen einfach mal ein Schokolädc­hen ins Fach legen oder eine lustige Postkarte schreiben.

„Solche Kleinigkei­ten bleiben im Moment oft auf der Strecke“, sagt Eiden. „Durch eine Aufmerksam­keit oder gemeinsame­s Lachen entsteht Verbindung. Und die ist gerade besonders wichtig.“

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