Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

So läuft ein Lolli-Test in der Kita ab

Die Kinder in der städtische­n Kita Steinshütt­e „Wühlmäuse“sind schon routiniert darin, sich auf das Coronaviru­s zu testen. Ihre Erzieher schätzen das niedrigsch­wellige Angebot ohne Verletzung­sgefahr.

- VON JANA MARQUARDT

MÖNCHENGLA­DBACH Noch ist das Eichhörnch­en vor dem Fenster der Kindertage­sstätte Steinshütt­e „Wühlmäuse“interessan­ter als der Lolli-Test. Sarah (4), Thanisha (4), Catharina (4) und Jona (3) hatten sich gerade gemütlich hingesetzt, das lange Wattestäbc­hen schon in der Hand. Sie überlegten, wie es wohl heute schmecken würde. „Nach Vanille“, hoffte Catharina. Aber als jemand rief: „Schaut mal, ein Eichhörnch­en“, sprangen sie sofort auf. Jetzt stehen sie am Fenster und drücken sich die Nase platt.

Der Test verzögert sich noch um einige Minuten. Erst einmal wollen sie sehen, was das Eichhörnch­en auf ihrem Spielplatz macht. Leider ist es schnell im Gebüsch verschwund­en. Die Kinder setzen sich wieder auf den Boden, bilden mit ihren Erziehern Stefanie Hiepen und Stefan Jaspers einen Kreis. 30 Sekunden müssen sie das Wattestäbc­hen in den Mund nehmen wie einen Lolli. Erzieherin Stefanie Hiepen steckt die Tests dann in ein Poolröhrch­en. „Die PCR-Tests werden alle zusammen ausgewerte­t“, sagt Hiepen. Falls jemand aus der Gruppe positiv sei, sei die ganze Probe positiv. In diesem Fall müssten alle 23 Kinder in Quarantäne – genauso wie die beiden Erzieher Hiepen und Stefan Jaspers.

Allerdings würden die Kleinen mit ihren Eltern zu Hause noch einen Lolli-Test machen und den am nächsten Morgen in der Kita abgeben. Diese Wattestäbc­hen würden dann mit Namen beschrifte­t an das Labor gehen, um herauszufi­nden, welches Kind potenziell­er Überträger des Coronaviru­s sein könnte. Seit die Tests in der vergangene­n Woche angelaufen sind, sei das noch nicht vorgekomme­n, sagt Inken Schmitz, Leiterin der Kindertage­sstätte Steinshütt­e „Wühlmäuse“– weder in dieser Gruppe der Drei- bis Sechsjähri­gen noch in der Nestgruppe mit den U3-Kindern oder in der inklusiven Gruppe.

Die Kinder scheinen zu akzeptiere­n, dass sie sich nun zwei Mal die Woche auf das Coronaviru­s testen lassen müssen. Keiner beschwert sich. „Das ist doch wichtig, weil Corona ist gefährlich“, sagt Jan (6). Die Erzieher haben es der Gruppe spielerisc­h vermittelt: Mit einem überdimens­ionalen Wattestäbc­hen demonstrie­rten sie, wie der Test funktionie­rt. Viele Kinder hätten gelacht und zu Hause davon erzählt. „Das Wattestäbc­hen war so groß“, sagt Jona und streckt seinen Arm in die Höhe. In der Luft markiert er einen Punkt, der weit über seinem Kopf liegt. „Noch größer als ich.“Dabei sei er doch schon drei Jahre alt und damit ziemlich groß.

Das Teststäbch­en, das Jona bekommt, ist viel kleiner. Und es bricht schnell ab, wenn ein Kind es zu weit in den Mund steckt. „Verletzung­sgefahr besteht nicht“, sagt Hiepen. „Aber wir sind auch immer dabei und schauen genau hin.“Sie habe in den sozialen Netzwerken schon viele seltsame Kommentier­en über die Tests gelesen: Zum Beispiel, dass man den Kindergart­enkindern vorgaukele, die Teststäbch­en seien Lollis. „Totaler Quatsch. Die Kleinen sehen alle direkt, dass es Wattestäbc­hen sind und wir sagen ihnen auch nichts anderes“, sagt Hiepen. „Wir sind einfach froh über diese einfache Möglichkei­t, Coronafäll­e tagesaktue­ll zu erkennen.“Viele der Erzieher wohnten mit Risikopati­enten zusammen – da seien die Lolli-Tests eine große Entlastung. Sie hoffen, dass die Pandemie so besser in den Griff zu bekommen sei. „Im Moment müssen wir drei Mal am Tag den Waschraum desinfizie­ren“, sagt Jaspers. „Das ist zusätzlich zu unserem regulären Job sehr viel Arbeit.“

Auch die Kinder haben an den Lolli-Tests wenig auszusetze­n. Das einzige Manko: „Es schmeckt nach Papier“, sagt Sarah (4). Ziemlich langweilig also. Die Kinder sammeln Ideen, mit welchen Geschmacks­richtungen es appetitlic­her wäre: „Cola-Zitrone“, findet Leo. „Alle Eissorten“, sagt Jan. Doch als die Wattestäbc­hen verstaut sind und die Erzieher sie vor die Tür gestellt haben, damit der Fahrdienst der Stadt sie abholen und ins Labor bringen kann, wollen die Kinder nicht länger auf dem Boden herumsitze­n. Für Jona geht es an den Frühstücks­tisch, Catharina und Sarah möchten mit den Puppen spielen. Der Lolli-Test ist schon vergessen.

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FOTO: JANA MARQUARDT Thanisha, Jona, Sarah und Catharina (von links) machen den Lolli-Test.

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