Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Comeback der guten Laune
Die Düsseldorferin Bettina Henrich schreibt nach zehn Jahren wieder eigene Songs. Ihre neue Single „No More Grey“feiert die Rückkehr ins Licht.
DÜSSELDORF Ihre neue Single „No More Grey“(„Kein Grau mehr“), müsse nach einem langen Winter herauskommen, fand die Düsseldorfer Musikerin Bettina Henrich. Dass sie jetzt erscheint, macht Sinn: Corona hat den Winter gerade für Menschen, die im Kulturbereich tätig sind, noch härter gemacht – die ersten warmen Tage geben Hoffnung auf ein bisschen mehr Farbe im Leben. Und Henrich hat noch eine andere graue Phase hinter sich gelassen: Seit zehn Jahren hat sie keine Musik mehr veröffentlicht und zeitweise auch gar nicht mehr an eigenen Songs gearbeitet.
„Nachdem 2010 mein letztes Album ‚Little Green Frog` herauskam, war die Luft erstmal raus“, erzählt sie. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt, viel Geld in die Produktion ihrer beiden Alben gesteckt, musste sich um Auftritte und Marketing kümmern, und dann begann auch noch ihr Bandgefüge zu bröckeln. „Du musst viel Energie haben, wenn du dich vermarkten willst als Band“, sagt sie, „und dann muss man ja auch von irgendwas leben. Die Selbstständigkeit ist anstrengend und kostet Zeit. Ich bin gelernte Veranstaltungskauffrau und habe dann irgendwann angefangen, mich wieder auf Bürojobs zu bewerben.“
So hat sie sich über die Jahre von der Komposition entfernt – aber nie aufgehört, Musik zu machen. Henrich ist eigentlich Schlagzeugerin und Perkussionistin und spielte in Bands mit, sprang einmal bei der Kabarettistin Nessi Tausendschön ein. Als Sängerin arbeitete sie mit dem deutsch-israelischen Künstlerduo Half Past selber Schuld zusammen und stand auf der Bühne des FFT. Mit einem Teilzeitjob „in einem coolen Unternehmen“kamen etwas mehr Sicherheit und ein gutes Gefühl
zurück – und die Corona-Krise brachte ihr wie vielen eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, „das, was uns ausmacht“.
Das sind bei Henrich auch eigene Songs. Mit der Jazzklavier-Ballade „New Orleans In The Rain“hatte sie es 2008 ins Programm amerikanischer Radiostationen geschafft, aber ihr Repertoire geht über dieses Genre hinaus. In einem neuen Video auf Youtube erzählt sie die Geschichte hinter dem Song „No More Grey“, zu dem sie erst eine Männerstimme hörte und von einem Freund eine harte Rockgitarre eingespielt bekam: „Dann habe ich überlegt, es doch zur Chill-out-Nummer zu machen.“Am Ende wurde es ein Stück entspannter Reggae-Pop.
Zum Song, den es auf allen Streaming-Portalen zu hören gibt, soll bald ein Video erscheinen, das von der farbenfrohen Kunst des Düsseldorfers Karsten Breidenbroich lebt, der schon gestaltete Kleidungsstücke an Cher oder Sylvester Stallone verkauft hat. Für Henrich bemalte er Schlagzeug, Stöcke und Klamotten. Sie ist vom Farbrausch noch so energetisiert, dass sie schon über ein ganzes neues Album nachdenkt.
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