Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Pavards Tackling zeigt Borussia, was nötig ist
Wer verstehen will, was am Samstag der große Unterschied war zwischen Borussia und dem FC Bayern München, der zum neunten Mal in Folge deutscher Meister ist, muss sich nur die eine Szene anschauen, die sich in der 57. Minute im Strafraum des FC Bayern zutrug. Borussia lief einen der wenigen Konter an diesem Tag, es sah vielversprechend aus: Denis Zakaria war am Ball, es liefen zwei Kollegen mit, mutterseelenallein in der Mitte, ein Querpass hätte gereicht und es hätte wohl zumindest das Ehrentor gegeben an diesem Abend in München.
Doch bevor Zakaria die Entscheidung traf, abzuschließen oder querzuspielen, wetzte von hinten Benjamin Pavard heran, der französische Weltmeister, und legte ein Tackling auf den Rasen, das in jedes Fußball-Lehrbuch passt: sauber, präzise und erfolgreich. Pavard klärte und die Borussen lamentierten. Pavard wollte – es stand bereits 4:0 – unbedingt den Gegentreffer verhindern. Und Zakaria, der das Zeug hat, das Kraftwerk des Borussen-Spiels zu sein, fehlte die Kraft, unbedingt etwas bewegen zu wollen, auch mental.
Ein Tor hätte der Geschichte aus Sicht der Bayern keinen Abbruch getan, sie hätten ihren Meister-Sieg gehabt, und ihren Spaß gehabt. Aber es wäre nicht die Null gewesen, es wäre ein Makel da gewesen, ein minimaler vielleicht, aber ein Makel. Das wollte Pavard nicht zulassen, auf keinen Fall.
Umgekehrt: Das eine Tor, das die Szene hätte bringen können, hätte für Borussia nicht grundsätzlich etwas geändert, aber im Fußball kommt es eben auch auf die Kleinigkeiten an. Ein 1:6 ist ebenfalls eine Klatsche, doch klingt es ganz anders, die offensive Null ist brutaler, niederschmetternder. Ein Tor hätte nach ein bisschen weniger extrem geklungen. Und es hätte einen großen Unterschied gemacht in einer Saisonphase, in der jedes Tor entscheiden kann.
Das belegt der Blick auf die Tabelle: Wäre jetzt Schluss, wäre Borussia aufgrund eines Tores in Europa und Union Berlin, der punktgleiche Verfolger, nicht. Aber es ist eben nur dieses eine Tor, das Borussia den „Eisernen“voraus ist, das ist dünnes Eis.
Zakarias Zaudern gegen Pavards Entschlossenheit, des Borussen fehlende Konsequenz gegen die absolute Entschlossenheit des Bayern in jener 57. Minute verhinderten womöglich, dass der Puffer nach unten wenigstens ein My größer ist.
Dass ein 1:4, das es zu jenem Zeitpunkt gewesen wäre, die Bayern vielleicht auch ein wenig eingefangen hätte und es alles in allem glimpflicher ausgegangen wäre, ist eine unverifizierte Hypothese, doch geht es hier nicht um das Ergebnis, sondern den Weg dahin, den unbändigen Willen, aus der Sache noch irgendetwas Gutes zu ziehen, sich aufzulehnen und das Statement abzugeben: ‚Nicht mit uns!' Es wäre eine Botschaft über das Spiel hinaus gewesen in Richtung der Konkurrenten.
„Wir brauchten Intensität und Überzeugung“, sagte Rose in München. Die Zakaria-Szene illustriert, dass beides fehlte für den Erfolg. Den braucht Borussia in den letzten beiden Spielen gegen Stuttgart und Bremen, und zwar maximal. Was dazu nötig ist, kann sich Borussia bei Pavard abschauen.