Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ein Hazard-Typ aus Griechenland
Borussias Offensive ist gut aufgestellt. Gibt es Top-Abgänge, könnten neue Akzente nach alten Mustern gesetzt werden.
Borussia Offensive ist gut aufgestellt. Dennoch könnte es noch Veränderungen geben, um vorn neue Akzente zu setzen.
Borussia Torbilanz dieser Saison ist gut. 59 Tore haben die Gladbacher in 32 Spielen erzielt, das ist ein Schnitt von 1,84 Treffern pro Spiel, beim 0:6 in München gab es erst das vierte Liga-Spiel ohne eigenes Tor. Es sind andere Werte, die dafür sorgen, dass Gladbach hinter den eigenen (und fremden) Erwartungen zurück ist: zu viele Gegentore (52) und deshalb zu wenig Punkte (46).
Vorn stimmt es weitgehend bei Borussia. Das hat mit dem Personal zu tun. Es gibt zwar keinen so herausragenden Stürmer wie Robert Lewandowski bei den Bayern, aber genug Borussen, die das Zeug haben, Spiele zu entscheiden. Auch die Mixtur in der Offensive passt, Spielkunst wie Wucht sind vorhanden, auch Mischformen davon. Dennoch dürfte es Veränderungen geben zur neuen Saison.
Hannes Wolf, zunächst ausgeliehen, wurde bereits unter der Saison fest verpflichtet. Der Österreicher hat sich stabilisiert zuletzt und will als flexibler Offensiver (Zehner, Neuner, Außenbahn) künftig eine größere Rolle spielen als in seiner ersten Saison. Da der neue Trainer Adi Hütter auch mal mit einer Doppel-Zehn spielen lässt, könnte das zum Beispiel ein Betätigungsfeld sein, zusammen mit Lars Stindl wäre es eine interessante Kombination.
Marcus Thuram könnte künftig mehr zum Zentrumsstürmer werden, zuletzt war er durch die Mitte weit torgefährlicher als über außen. Der zweite wuchtige Kerl für das Zentrum ist Breel Embolo, der weiter an seiner Konsequenz vor dem Tor arbeiten muss, aber mit seiner Büffeligkeit immer für Szenen sorgen kann. Auch Wolf und Stindl können mal einspringen als zentrale Stürmer. Borussia ist im Sturmzentrum gut aufgestellt. Patrick Herrmann dürfte als Backup für den Flügel oder optionale zweite Spitze in die neue Saison gehen und Valentino Lazaro im 3-4-3 eher den Job als vorgezogener Außenverteidiger bekommen, sofern er bleibt.
Die Frage ist: Was wird mit Alassane Plea und Jonas Hofmann? Beide stehen bei Premier-League-Klubs auf dem Zettel und könnten, beide sind 28 Jahre alt, tatsächlich über einen Wechsel sinnieren. Pleas Torinstinkt und Hofmanns Spielintelligenz würden Borussia fehlen, doch könnte Manager Max Eberl nachdenken, wenn die Angebote stimmen. Mit in Summe bis zu 40 Millionen Euro könnte er neue Akzente setzen. Wie 2019, als Thuram den Weggang Thorgan Hazards kompensierte und sich zum Tempo auch noch Wucht gesellte. Nun könnte der umgekehrte Gedanke angesagt sein: Die Wucht rückt ins Zentrum, dafür gäbe es wieder mehr Hazard auf außen.
Gemeinsam mit „CreateFootball“haben wir Borussias Kader analysiert und den Markt sondiert. Die These unserer Redaktion: Thuram noch ein Jahr zu halten, sollte trotz dessen Ausstiegsklausel über angeblich etwas mehr als 30 Millionen Euro höchste Priorität besitzen. „Diese Größe und Geschmeidigkeit wird man schwer bekommen. Die Kombination ist wahnsinnig selten“, sagt auch Mats Beckmann von „CreateFootball“.
Also sind Alternativen gefragt. Interesse an Christos Tzolis von Paok Saloniki wird den Borussen schon länger nachgesagt. Das griechische Portal „Sportime“berichtete kürzlich, dass Gladbach mit einem ersten inoffiziellen Angebot über zwölf Millionen Euro angeklopft habe. Tzolis ist erst 19, hat wettbewerbsübergreifend 16 Tore geschossen und zehn vorbereitet in dieser Saison. Ohne das Wort „Juwel“kommt kaum ein Artikel über ihn aus. Der Linksaußen mit starkem rechten Fuß wäre ein Hazard-Typ, könnte Thurams Position einnehmen, wenn der nachhaltig ins Zentrum rückt.
Etwas günstigerer wäre Jesper Karlsson von AZ Alkmaar, „ein sehr dribbelstarker Spieler, der viele Vorlagen gibt und selbst den Abschluss sucht“, sagt Beckmann. Der 22-jährige Schwede kommt in seiner ersten Saison in der niederländischen Eredivisie auf neun Tore und zehn Vorlagen. Um Khvicha Kvaratskhelia gab es bereits Gerüchte, der 20-jährige Georgier von Rubin Kazan ist ein Shootingstar der russischen Liga (vier Tore, acht Vorlagen). Noch höher gehandelt wird Noni Madueke
von der PSV Eindhoven, unter anderem als Jadon-Sancho-Nachfolger bei Borussia Dortmund. Damit dürfte der englische Teenager für Gladbach allerdings schon nicht mehr zu bezahlen sein.
Sollten sogar zwei Drittel des Trios Plea, Thuram, Embolo gehen, müsste Borussia im Sturmzentrum definitiv nachlegen. Ob Körpergröße oder Ablöse – das Spektrum ist enorm. Giorgios Giakoumakis (1,85 Meter) hat in 32 Spielen für VVV-Venlo 28 Tore gemacht, der Grieche wäre vermutlich trotzdem gut bezahlbar.
1,75-Meter-Mann Jordan Larsson ist kein Riese, hat aber einen großen Nachnamen: Vater Henrik ist eine Legende vei Celtic Glasgow und gewann mit dem FC Barcelona die Champions League. Larsson Junior hat für Spartak Moskau diese Saison 14-mal getroffen.
Und dann wäre da Paul Onuachu: Der 2,01-Meter-Hüne aus Nigeria war für den KRC Genk in 38 Partien in Belgien 33-mal erfolgreich. Vor allem seine Chancenverwertung ist bestechend.