Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ein Spektakel als Warnung
Dankeschön, möchte man als objektiver Anhänger des Fußballs den Spielern von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund zurufen. Danke für 90 reguläre und sechs weitere Minuten Nachspielzeit bester Unterhaltung. Das 3:4 war Werbung für die Bundesliga. Werbung für das selbsternannte Premiumprodukt der Deutschen Fußball-Liga (DFL), das sie weltweit anbietet. Doch die Partie taugt gleichzeitig zur Warnung an die DFL. Denn die Liga bietet zu wenig solcher Highlights und stattdessen zu viel grau in grau. Und das wird dem Premiumprodukt auf Sicht schaden.
Natürlich kann die DFL nichts dafür, dass ihr Traditionsvereine und Publikumsmagneten wie Schalke, Bremen oder der HSV mangels Erstligatauglichkeit abhandengekommen sind. Aber die Zusammensetzung der höchsten deutschen Spielklasse macht es zunehmend schwieriger, an einem Spieltag Partien auszumachen, für die man bereit wäre, 90 Minuten seiner Lebenszeit zu opfern. Ohne Häme sei an dieser Stelle gesagt: Natürlich gucken sich AugsburgFans das Spiel bei Union Berlin an, natürlich gucken sich WolfsburgFans das Spiel in Fürth an, und natürlich gucken sich HoffenheimFans das Spiel gegen Mainz an.
Aber welcher neutrale Zuschauer würde es?
Die Liga und ihre Verantwortlichen wissen, dass sie über kurz oder lang zu kurz springen, wenn sie die Strahlkraft einer Spielzeit auf diesen neutralen Zuschauer unterschätzen. Auch Menschen, deren Herz weder für Leverkusen noch für Dortmund schlägt, werden sich das Spiel am Samstag angeschaut haben, weil es Spektakel geradezu versprach. Im Fußball geht es immer um Geschichten, aber welche Geschichte will man Woche für Woche erzählen, wenn Bielefeld Freiburg empfängt? Und welchen TV-Kunden in Asien oder Südamerika will der deutsche Fußball damit locken?
Dass der Titelkampf in der Bundesliga nicht wirklich existiert, weil die Bayern – siehe ihr 4:1 bei Vizemeister Leipzig – in ihrer eigenen Liga spielen, ist gelernte Frustration in Fußball-Deutschland. Aber wenn nicht einmal mehr die Hälfte der Klubs für die Faszination und Vermarktbarkeit dieses Wettbewerbs stehen muss, wird es irgendwann düster. Die Bundesliga braucht mehr Spiele wie das in Leverkusen am Samstag. Allein die Frage bleibt, wo sie herkommen sollen.