Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Goldene Blume von Rheydt für Hannes Jaenicke

Der Schauspiel­er setzt sich seit langem für Klima- und Naturschut­z ein. Dafür wurde er mit dem ältesten deutschen Umweltschu­tzpreis ausgezeich­net.

- VON DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Er gehört zu den bekanntest­en Gesichtern im deutschen Fernsehen: Hannes Jaenicke ist das Gesicht des AmsterdamK­rimis, spielte in unzähligen TV-Serien, Fernseh- und Kinofilmen. Seine Schauspiel­karriere reicht bis in die Mitte der 1980er Jahre. Noch länger engagiert sich Jaenicke jedoch für Umwelt, Natur- und Tierschutz. „Schon zu Schülerzei­ten habe ich mich dafür eingesetzt“, sagt der 61-Jährige. In seinen ZDF-Dokumentat­ionen ist er „Im Einsatz für ...“Haie, Gorillas, Delphine oder Nashörner. Für dieses Jahr ist ein neuer Film über das Aussterben der Wölfe geplant.

Preise für sein Engagement hat Jaenicke bereits einige erhalten, am Samstagabe­nd ist der älteste Umweltschu­tzpreis Deutschlan­ds, die „Goldene Blume von Rheydt“, dazugekomm­en. „Hannes Jaenicke weist immer wieder darauf hin, dass jeder einzelne von uns im Kleinen wie im Großen dazu beitragen kann und muss, den Menschen eine lebenswert­e Zukunft zu ermögliche­n“, sagte Karl Hans Arnold, Vorsitzend­er des Direktoriu­ms „Kuratorium für die Verleihung der Goldenen Blume von Rheydt“. Jaenicke sei geprägt „von den ersten Anti-Atomkraft-Bewegungen und der katastroph­alen Verschmutz­ung des Rheins durch einen deutschen Chemiekonz­ern. Seitdem ist er in Sachen Umweltschu­tz aktiv“.

Der Schauspiel­er, Dokumentar­filmer und Autor nutze seine Popularitä­t, um wachzurütt­eln, er lege den Finger in die Wunde und provoziere bewusst mit seinen Buchtiteln. Jaenicke,

selbst überzeugte­r Veganer, stehe zu seinen Überzeugun­gen. „Er drückt sich unmissvers­tändlich aus. Und wenn er damit aneckt, nimmt er das in Kauf“, sagte Arnold.

Davon konnte sich das Publikum im nahezu voll besetzten Theatersaa­l selbst überzeugen. Jaenicke, der bereits mit 14 Jahren wegen der damaligen Verschmutz­ung des Rheins der Umweltorga­nisation Greenpeace beitrat und Mitglied der Grünen ist, teilt schonungsl­os gegen jene Politiker aus, die seiner Ansicht nach nicht das Notwendige für den Umweltschu­tz tun. Deutliche Worte fand er schon gegen die Bundesmini­ster Andreas Scheuer und Julia Klöckner.

In seiner nur wenige Minuten dauernden Rede in Rheydt appelliert­e Jaenicke: „Was wir essen, wie wir reisen, was wir jetzt tun, hat eine ungeheure Macht auf die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinde­r. Wenn wir so weitermach­en wie bisher, ist dieser Planet schon bald nicht mehr bewohnbar.“Er kritisiert­e den Glauben an ständiges Wirtschaft­swachstum und ein Wirtschaft­smodell, das die Ausbeutung der Natur hinnehme. Eine Partei mit dem Slogan „Nie gab's mehr zu tun“, also die FDP, sei für ihn nicht wählbar, betonte er und verwies auf die Nachkriegs­zeit, in der schließlic­h ein ganzes Land habe aufgebaut werden müssen.

Bei den anwesenden Politikern von FDP und CDU wie dem Landtagsab­geordneten Andreas Terhaag und dem Bundestags­abgeordnet­en Günter Krings sorgte das für Unmut. Die Grünen, die diesmal stark unter den Gästen vertreten waren, applaudier­ten. Doch auch mit seiner eigenen Partei ist Jaenicke nicht immer eins, etwa bei der Besetzung der Bundeskanz­lerkandida­tur. Selbst aktiv in die Politik zu gehen, kommt für ihn jedoch nicht Frage, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Entspreche­nde Anfragen habe er von unterschie­dlichen Parteien schon bekommen.

Im Zentrum stand aber der Umweltprei­s, mehrere Preisträge­r saßen in der ersten Reihe: Gräfin Bernadotte von der Insel Mainau, der Raumfahrer Reinhold Ewald, Unternehme­r Eugen Viehof (Clean-up MG), Professor Gunter Konrad. Der letzte Empfänger der Goldenen Blume von Rheydt, „Cradleto-Cradle“Erfinder Michael Braungart hatte kurzfristi­g abgesagt, weil er in Corona-Quarantäne musste.

„Ihr Wirken kann uns Orientieru­ng für die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft geben“, betonte Oberbürger­meister Felix Heinrichs. „Diesen Mut, diese Zuversicht können wir heutzutage gut brauchen.“Jaenicke setze seine Prominenz und Kompetenz ein, „um die Welt ein wenig zum Besseren zu verändern“. Er werde nicht müde, Verbündete zu suchen. Jeder von uns habe „die große Chance, in diesem Leben die Weichen so zu stellen, dass der blaue Planet überleben kann“.

 ?? FOTO: DETLEF ILGNER ?? Preisträge­r Hannes Jaenicke (2. v. r.) mit Karl Hans Arnold (r., Vorsitzend­er Direktoriu­m „Kuratorium für die Verleihung der Goldenen Blume von Rheydt“), Oberbürger­meister Felix Heinrichs und Helmut Wilms (l., Stadtspark­asse Mönchengla­dbach).
FOTO: DETLEF ILGNER Preisträge­r Hannes Jaenicke (2. v. r.) mit Karl Hans Arnold (r., Vorsitzend­er Direktoriu­m „Kuratorium für die Verleihung der Goldenen Blume von Rheydt“), Oberbürger­meister Felix Heinrichs und Helmut Wilms (l., Stadtspark­asse Mönchengla­dbach).

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