Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
So wichtig ist bezahlbares Wohnen für Ältere
Eine Sommertour der Caritas machte Bundestagskandidaten die Probleme in der Pflege und Betreuung bewusst.
MÖNCHENGLADBACH Zu einer ganz speziellen Sommertour per Fahrrad hatte die Caritas die Mönchengladbacher Bundestagskandidaten eingeladen, um ihnen zu vermitteln, wie wichtig eine bezahlbare Wohnung für ältere Menschen ist. Außerdem ging es um die Themen Pflege, Ehrenamt und Förderrichtlinien. Ziele waren die ambulant betreuten Wohngemeinschaften und die Caritas-Tagespflege in Holt sowie die Kirche St. Johannes an der Urftstraße. Zurzeit wird diese Kirche umgebaut. Dort sollen 23 Sozialwohnungen entstehen, 14 davon gehen an ältere Menschen, die in ambulant betreuten Wohngemeinschaften leben können.
„Wir haben mit diesem Konzept Neuland betreten“, sagte CaritasGeschäftsführer Frank Polixa. Jeder Mieter bekomme sein eigenes Zimmer
mit Bad. Die große Küche und der Wohnbereich werden gemeinschaftlich genutzt. „Ein solches Projekt ist wichtig in einer immer älter werdenden Stadt“, sagte Polixa. Es gebe deutlich zu wenige Wohnungen, die ein gutes Leben im Alter unterstützten. Zudem beklagte der Geschäftsführer den „enormen Bürokratismus“, wenn es um sozialen Wohnungsbau gehe.
Das sah auch Günter Krings von der CDU so: Zwar sei schon viel erreicht worden, „aber da müssen wir ran.“Gülistan Yüksel von der SPD bestätigte: „Bürokratie schafft viele Hürden.“Von den Grünen machte Ratsfrau Ulla Schmitz die Sommertour mit. Sie vertrat die erkrankte Kandidatin Kathrin Henneberger und bemerkte, dass sie auf dieser Tour viel gelernt habe. Alle Politiker waren sich darin einig, dass für Pflegeberufe mehr geworben und das Image verbessert werden müsse. Günter Krings hob zudem die Bedeutung des Ehrenamts in der Pflege und Betreuung hervor. Dabei sei auch nötig, dass pflegende Angehörige entlastet werden und ihr Eigenbeitrag nicht „in finanzielle Selbstzerstörung ausartet.“
Die Sommertour geht auf eine Idee von Diözesan-Caritasdirektor Stephan Jentgens zurück. Mönchengladbach war die letzte Station einer Tour, die durch das gesamte Bistum führte und die Pflege zum Hauptthema hatte. Die Gesellschaft müsse bereit sein, den Dienst der Pflegenden an älteren und kranken Menschen angemessen zu unterstützen, sagte Jentges.
Er gab den Kandidaten einen Auftrag mit auf den Weg: „Für die Pflege mehr Geld zu investieren, darf kein Almosen, sondern muss eine solidarische Verpflichtung sein.“Zudem dürfe Pflegebedürftigkeit kein Armuts- und Vereinsamungsrisiko bleiben.
Jentges bat die Mitarbeiter der Mönchengladbacher Caritas, „in der Spur zu bleiben, weil es um Menschen geht, die Hilfe brauchen.“Dies macht die Caritas auf vielfältige Weise, unter anderem mit seniorengerechten Wohnungen in der Stadtmitte, in Giesenkirchen, Korschenbroich und in Holt. Hinzu kommen Tagespflegeplätze in Venn, Korschenbroich und Holt. In diesen drei Einrichtungen werden insgesamt 47 Menschen tagsüber betreut.