Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Heimatpreis für Verein, Tüten für Kunden
Besonderes bürgerschaftliches Engagement wird mit der Auszeichnung belohnt, die in Korschenbroich jetzt zum dritten Mal vergeben wurde. Wer die Preisgelder bekommen hat und wie die Aktion Heimat-Shoppen ankam.
KORSCHENBROICH Ein Finanzminister stehe im Ruf, ungern Geld auszugeben. Die Gerüchte seien sicherlich nicht frei aus der Luft gegriffen. Doch zu bestimmten Anlässen sei es eine Freude. Mit diesen Bemerkungen wollte NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper im Korschenbroicher Ratssaal die Wertschätzung des Ehrenamtes durch den vom Land finanzierten Heimatpreis betonen. „Was zum dritten Mal geschieht, ist Tradition, und in Korschenbroich beginnt dann schon das Brauchtum“, hatte bei der dritten Verleihung des Preises für besonderes Engagement zuvor Bürgermeister Marc Venten versichert. Passend zum diesjährigen Motto „Mobile Heimat“wurden Vereine ausgezeichnet, die anderen helfen, ihr gewünschtes Orts-Ziel zu erreichen.
Den dritten Platz und 500 Euro erhielt die Aktion Freizeit Behinderter für ihre Idee eines Fahrdienstes für betagte Bürger im vereinseigenen Bus, um Menschen alle zwei Wochen zum Reden und Kaffeetrinken zusammen zu bringen. Nach dem Lockdown soll das Angebot um Wanderziele ergänzt werden. Der zweite Platz und 1500 Euro Preisgeld gingen an den Stadtjugendring. Der transportiert mit aus Fördermitteln angeschafften Bussen Jugendliche, wo Zeitplan und Strecken nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr vereinbar sind. Im Dank für die Ehrung versicherte Stefan Bau, dass der Stadtjugendring das Geld gut gebrauchen könne. Denn die Busse werden nur über gefahrene Kilometer finanziert, und Corona bedingt fehlen Einnahmen.
Im Zeitraum vor Beginn der Pandemie wurden etwa 120.000 Menschen mit dem Bürgerbus gefahren,
der seit 2010 zum Alltagsbild gehört. Dank einhundert ehrenamtlich organisierter Fahrten erreichten Senioren zudem problemlos das Impfzentrum. Die vom Bürgerbusverein erbrachten Leistungen honorierten Ältestenrat und Stadtrat bei ihrer Entscheidung mit dem ersten Platz und 3000 Euro. „Es ist schön, dass wir als junger Verein im zwölften Jahr den Heimatpreis bekommen, und es ist uns eine besondere Freude,
den Bus ab 1. Oktober wieder durch das Stadtgebiet zu fahren“, versicherte Vorsitzender Klaus-Peter Michalak. Mit Hubert Tokloth warb er für „neue“Fahrer. Am gleichen Abend erhielten Jürgen Hammelmann
und Patrick Gütschow, beide von den Sportfreunden 1927 Neersbroich, die Ehrenamtskarte für Vergünstigungen im Alltag. Voraussetzung für diese Auszeichnung ist ein ehrenamtlicher Einsatz von mindestens 250 Stunden im Jahr.
Der lokale Einzelhandel hatte sich das Thema Heimat am Freitagabend mit der Aktion „Heimat shoppen“ebenfalls auf die Fahne geschrieben. Korschenbroicher Geschäfte hatten dabei über die gewohnte Zeit hinaus bis spät in den Abend geöffnet. Lisa Schäfers beispielsweise besuchte mit Freundinnen die beteiligten Geschäfte. „Wir freuen uns, dass das wieder möglich ist“, sagte die Korschenbroicherin. Insgesamt aber verlief das Einkaufen bis 22 Uhr wohl ruhiger als erhofft. „Es ist etwas verhalten und dann wieder schwungweise gut“, kommentierten Wolfgang und Gaby Meißner vom „Feinkosthimmel“den Abend. Für Kunden hatten sie Tüten mit kleinem Imbiss und Getränk vorbereitet, da eine Bewirtung im Laden Corona bedingt nicht möglich war.
Markus Weber von „Unsere Schnapsidee“beobachtete wie der Nachbar den Wechsel von Betrieb und Pausen, zeigte sich aber mit dem persönlichen Start an der Steinstraße zufrieden. „Wir hatten eine schwache Kundenfrequenz, doch mit denen, die da waren, ist man gut ins Gespräch gekommen“, sagte Hans-Willy Esser, zweiter Vorsitzender des Cityrings, zum Abendbummel. Das „Heimat shoppen“insgesamt bezeichnete er aber als „super“Aktion für den Einzelhandel, um Aufmerksamkeit zu erreichen und ins Gespräch mit Kunden zu kommen. Aufhänger dafür seien unter anderem die Papiertüten mit dem aufgedruckten Slogan „Heimat shoppen“, die über Ladentheken gereicht werden.