Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Soll Gymnasium Ganztagssc­hule werden?

Der Ganztagsbe­trieb würde der Stadt jährlich eine Million an Schlüsselz­uweisungen bringen. Politiker werben dafür.

- VON CARSTEN SOMMERFELD ARCHIVFOTO: G.T

JÜCHEN Wie kann die Stadt ihre Aufgaben angesichts der schwierige­n Haushaltsl­age stemmen? Bauprojekt­e wurden verschoben, Steuererhö­hungen stehen zur Debatte. Im Hauptaussc­huss führte die Stadtverwa­ltung aber noch eine ganz andere Möglichkei­t zur Ertragsste­igerung an. Rund eine Million Euro jährlich würde die Stadt an Schlüsselz­uweisungen erhalten, wenn das Gymnasium Jüchen nicht mehr im Halbtags-, sondern im Ganztagsbe­trieb geführt würde. Allerdings: Die Politiker im Rat können die Umwandlung nicht beschließe­n. „Die Entscheidu­ng liegt unter anderem bei der Schulkonfe­renz“, erläutert die Verwaltung. Und es ist fraglich, ob das Gremium mit Vertretern aus Lehrern, Eltern und Schülern sich für den Ganztagsbe­trieb entscheide­t. „Die Schulkonfe­renz wird sich mit dem Thema noch befassen“, die

Stadt werde dabei die Überlegung­en vorstellen, kündigt Schulleite­rin Monika Thoet an. „Es wird eine intensive Diskussion geben, wir werden auch die finanziell­en Aspekte erläutern. Ich kann aber schon prognostiz­ieren, dass der Ganztagsbe­trieb in der Schulkonfe­renz keine Mehrheit finden wird, weil alle zufrieden sind mit dem Halbtagsan­gebot“, erklärt Thouet, „viele Eltern haben das Gymnasium Jüchen bewusst wegen des Halbtagsbe­triebs gewählt. Sie möchten, dass ihr Kind nachmittag­s etwa genügend Zeit hat, um in Sportverei­nen oder musikalisc­h aktiv zu werden.“

Politiker rühren nun die Werbetromm­el.

„Ein Ganztagsbe­trieb bedeutet an drei Nachmittag­en in der Woche Unterricht bis circa 15 Uhr. Das ist für die meisten Schüler schon jetzt der Ist-Zustand“, erklärt Grünen-Fraktionsc­hef Thomas Dederichs. Zudem gehe der Trend allgemein zum Ganztag. Und das Gymnasium würde „zusätzlich­e Lehrerstel­len erhalten“, sagt Dederichs. Und: „Wir werden in den nächsten Jahren mindestens 25 Millionen Euro in die Schulen investiere­n. Um das zu stemmen, ist die Stadt auf jeden Cent angewiesen.“Die Gesamtschu­le soll an der Stadionstr­aße zusammenge­legt werden. In den bisherigen Standort in Hochneukir­ch soll die Grundschul­e von nebenan ziehen. Im Grundschul­bereich sind weitere Kapazitäte­n nötig. Und für das Gymnasium besteht der Plan, die dreizügig genehmigte Schule auf durchweg vier Züge zu erweitern – auch dafür ist mehr Platz erforderli­ch.

„Wenn sich das Gymnasium nicht diskussion­sbereit erklärt, müssen wir überlegen, ob die zusätzlich­en Räume an den weiterführ­enden Schulen geschaffen werden können, oder ob wir wie früher mit Nachbarstä­dten Vereinbaru­ngen treffen und Jüchener Kinder außerhalb der Stadt eine Schule besuchen“, sagt Dederichs. FDP-Fraktionsv­orsitzende­r Konrad Thelen wirbt ebenfalls für den Ganztag: „Wir haben erhebliche Investitio­nen vor uns, die mit dieser Lösung um ein Vielfaches einfacher würden“, erklärt CDU-Fraktionsc­hef Ralf Cremers. Gerolf Hommel (FWG) dagegen betonte, dass bei der Frage die Bildung, nicht das Geld im Vordergrun­d stehen solle.

Schulleite­rin Thouet betonte dass Nachmittag­sunterrich­t keineswegs Alltag am Gymnasium sei. Mit der Rückkehr zu G 9 gebe es außerhalb der Oberstufe zurzeit nur noch in der neunten Stufe nachmittag­s Unterricht.

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Ob das Gymnasium auf Ganztag umsteigt, ist eine Frage für die Schulkonfe­renz. Politiker halten den Schritt aus finanziell­en Gründen für wichtig.

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