Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Soll Gymnasium Ganztagsschule werden?
Der Ganztagsbetrieb würde der Stadt jährlich eine Million an Schlüsselzuweisungen bringen. Politiker werben dafür.
JÜCHEN Wie kann die Stadt ihre Aufgaben angesichts der schwierigen Haushaltslage stemmen? Bauprojekte wurden verschoben, Steuererhöhungen stehen zur Debatte. Im Hauptausschuss führte die Stadtverwaltung aber noch eine ganz andere Möglichkeit zur Ertragssteigerung an. Rund eine Million Euro jährlich würde die Stadt an Schlüsselzuweisungen erhalten, wenn das Gymnasium Jüchen nicht mehr im Halbtags-, sondern im Ganztagsbetrieb geführt würde. Allerdings: Die Politiker im Rat können die Umwandlung nicht beschließen. „Die Entscheidung liegt unter anderem bei der Schulkonferenz“, erläutert die Verwaltung. Und es ist fraglich, ob das Gremium mit Vertretern aus Lehrern, Eltern und Schülern sich für den Ganztagsbetrieb entscheidet. „Die Schulkonferenz wird sich mit dem Thema noch befassen“, die
Stadt werde dabei die Überlegungen vorstellen, kündigt Schulleiterin Monika Thoet an. „Es wird eine intensive Diskussion geben, wir werden auch die finanziellen Aspekte erläutern. Ich kann aber schon prognostizieren, dass der Ganztagsbetrieb in der Schulkonferenz keine Mehrheit finden wird, weil alle zufrieden sind mit dem Halbtagsangebot“, erklärt Thouet, „viele Eltern haben das Gymnasium Jüchen bewusst wegen des Halbtagsbetriebs gewählt. Sie möchten, dass ihr Kind nachmittags etwa genügend Zeit hat, um in Sportvereinen oder musikalisch aktiv zu werden.“
Politiker rühren nun die Werbetrommel.
„Ein Ganztagsbetrieb bedeutet an drei Nachmittagen in der Woche Unterricht bis circa 15 Uhr. Das ist für die meisten Schüler schon jetzt der Ist-Zustand“, erklärt Grünen-Fraktionschef Thomas Dederichs. Zudem gehe der Trend allgemein zum Ganztag. Und das Gymnasium würde „zusätzliche Lehrerstellen erhalten“, sagt Dederichs. Und: „Wir werden in den nächsten Jahren mindestens 25 Millionen Euro in die Schulen investieren. Um das zu stemmen, ist die Stadt auf jeden Cent angewiesen.“Die Gesamtschule soll an der Stadionstraße zusammengelegt werden. In den bisherigen Standort in Hochneukirch soll die Grundschule von nebenan ziehen. Im Grundschulbereich sind weitere Kapazitäten nötig. Und für das Gymnasium besteht der Plan, die dreizügig genehmigte Schule auf durchweg vier Züge zu erweitern – auch dafür ist mehr Platz erforderlich.
„Wenn sich das Gymnasium nicht diskussionsbereit erklärt, müssen wir überlegen, ob die zusätzlichen Räume an den weiterführenden Schulen geschaffen werden können, oder ob wir wie früher mit Nachbarstädten Vereinbarungen treffen und Jüchener Kinder außerhalb der Stadt eine Schule besuchen“, sagt Dederichs. FDP-Fraktionsvorsitzender Konrad Thelen wirbt ebenfalls für den Ganztag: „Wir haben erhebliche Investitionen vor uns, die mit dieser Lösung um ein Vielfaches einfacher würden“, erklärt CDU-Fraktionschef Ralf Cremers. Gerolf Hommel (FWG) dagegen betonte, dass bei der Frage die Bildung, nicht das Geld im Vordergrund stehen solle.
Schulleiterin Thouet betonte dass Nachmittagsunterricht keineswegs Alltag am Gymnasium sei. Mit der Rückkehr zu G 9 gebe es außerhalb der Oberstufe zurzeit nur noch in der neunten Stufe nachmittags Unterricht.