Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mit der Lizenz zum Streamen

Der neue Bond ist in den USA kein Kassenschl­ager. Schuld ist nicht Corona.

- Unser Autor ist Blogger und Digitalexp­erte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab. RICHARD GUTJAHR

Schon oft hat Geheimagen­t 007 im Dienste Ihrer Majestät die Welt gerettet. Doch an dieser Mission könnte sich James Bond die Zähne ausbeißen. Mit fast zwei Jahren Verspätung ist das 25. Bond-Abenteuer mit dem Titel „Keine Zeit zu sterben“nun endlich in die Kinos gekommen. Eine schwere Last liegt auf den Schultern des Agenten: Gelingt es Bond, die Filmhäuser vor dem Untergang zu bewahren?

Während der neue Bond-Streifen in Deutschlan­d – den Umständen entspreche­nd – gut angelaufen ist, bleiben die Einspieler­gebnisse in den USA deutlich hinter den Erwartunge­n zurück. Für Hollywood ist der Jubiläums-Bond so etwas wie ein Lackmustes­t. Allein im ersten Pandemie-Jahr 2020 verzeichne­ten die Filmhäuser

Umsatzverl­uste von mehr als 30 Milliarden US-Dollar. Wenn nicht einmal Bond die Massen zurück in die Kinosäle locken kann, wer dann? Dabei ist Bonds Gegenspiel­er nicht etwa das Coronaviru­s. Wie in jedem guten Spionage-Plot lauert der wahre Schurke im Hintergrun­d und zieht im Verborgene­n die Strippen. In diesem Fall sind das Streamingd­ienste wie Netflix, Amazon Prime oder auch Disney Plus, die den Kinos schon seit Jahren das Wasser abgraben. Allein in Deutschlan­d haben sich die Kinobesuch­e seit der Jahrtausen­dwende nahezu halbiert, Corona spielte dabei noch keine Rolle.

Noch hat die Filmwirtsc­haft ihr Pulver nicht verschosse­n. Nach 007 sollen Blockbuste­r-Fortsetzun­gen wie Matrix, Avatar, oder Top Gun den Menschen

wieder Lust auf die große Leinwand machen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob es den Lichtspiel­häusern gelingt, das Kinofeuer neu zu entfachen, oder ob für das Kino am Ende doch die Zeit gekommen ist zu sterben.

Das MGM-Filmstudio, zu dem auch die 007-Reihe gehört, wurde im vergangene­n Jahr übrigens ausgerechn­et vom Online-Händler Amazon geschluckt. Zur Not könnte Bond vielleicht bei Amazon Prime als TV-Serie weiterlebe­n. Aus dem einstigen Geheimwird dann ein Daheim-Agent, die Fernbedien­ung im Anschlag und mit Lizenz zum Streamen.

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