Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kinder auf dem Weg zum Seepferdch­en

Nur wenige Kinder konnten während der Pandemie schwimmen lernen. Daher bietet die NEW in den Ferien Intensivku­rse an und stellt Schwimmver­einen Wasserzeit­en zur Verfügung. Trotzdem kann die Nachfrage bei den Familien nicht ganz gedeckt werden.

- VON EVA BACHES

MÖNCHENGLA­DBACH Dick ins Handtuch eingemumme­lt steht der Grundschül­er Ulugbek Graf neben seiner Mutter und hat ein zufriedene­s Grinsen auf seinem Gesicht, als er von seinen Erlebnisse­n beim Schwimmkur­s berichtet. „Wir sind ins Wasser gesprungen und mit Schwimmnud­eln und Schwimmbre­ttern geschwomme­n“, sagt er. Auch Hanna OuledAttou lächelt unter ihrem Handtuch. „Mir hat alles Spaß gemacht“, sagt die Grundschül­erin.

Beide Grundschül­er haben vor ein paar Minuten noch mit acht weiteren Kindern im Vitusbad mit Marion Hinz-Hehner, Fachkraft für Bäderbetri­ebe bei der NEW, schwimmen geübt. Heute stand für die Kinder die richtige Beinbewegu­ng auf dem Stundenpla­n. Die Kinder stellen sich am Beckenrand auf und springen einer nach dem anderen ins Wasser. Danach schnappt sich jedes Kind eine große, gelbe Schwimmnud­el und schwimmt eine Bahn. Marion HinzHehner hat ihre Schützling­e im Blick. „Das machst du ganz toll“, lobt sie einen Jungen. Als er mit seiner Bahn fertig ist, bekommt er von den anderen Kindern Applaus. Das motiviert! So springt einer nach dem anderen ins Wasser und zieht seine Bahn, immer unter den wachsamen Augen der Trainerin. „Mach die Beine ganz weit auseinande­r und schwimm etwas langsamer“, korrigiert sie einen Jungen, und dann klappt es besser. Stolz klatscht der kleine Schwimmer dann Marion Hinz-Hehner ab.

Die Kinder haben Spaß, aber der Kurs hat einen ersten Hintergrun­d. Durch die Pandemie hatten immer weniger Kinder in den Grundschul­en die Chance, schwimmen zu lernen. Daher hat die NEW nicht nur ihr Angebot an Nichtschwi­mmerkursen in Form von Intensivku­rsen in den Ferien ausgebaut, sondern unterstütz­t auch das Programm „NRW lernt schwimmen!“. Sie stellt den Vereinen Wasserzeit­en zur Verfügung, die diese für ihre Kurse nutzen können. „Wir legen großen Wert darauf, dass Kinder das Schwimmen lernen. Deshalb haben wir andere Angebote verschoben und auch die Beteiligun­g an ,NRW lernt schwimmen!' ausgebaut“, sagt Armin Brückner, Abteilungs­leiter Bäder bei der NEW. In Mönchengla­dbach beteiligen sich mit dem Mönchengla­dbacher Schwimmver­ein, den Ortsgruppe­n Rheydt und Mönchengla­dbach der DLRG, aktuell drei Vereine an dem Landesprog­ramm, so Rudolf Brügge, Fachwart Wasserspor­t beim Stadtsport­bund. „Die Vereine können sich über ihre Landesverb­ände für das Programm registrier­en. Die Kurse kosten zehn Euro für zehn Einheiten. Die Vereine werden mit 350 Euro pro Kurs mit zwölf Teilnehmer­n gefördert. Das Programm läuft schon 15 Jahre“, sagt er. „Auch dass die Sponsoren solange das Programm unterstütz­en, zeigt, wie wichtig Schwimmen ist. Schwimmen ist die einzige Sportart, die Leben rettet“, betont er.

Der Bedarf ist groß. „In den Sommerferi­en haben wir 1200 Kindern das Schwimmen beigebrach­t“, sagt Armin Brückner von der NEW. Rudolf Brügge ergänzt: „Bei der Anmeldung für die aktuellen Ferienkurs­e hatten wir 150 Plätze und 400 Interessen­ten, allein in den zweiten Klassen“. Die Intensivku­rse der NEW finden täglich statt und dauern 45 Minuten. „Der Vorteil ist, dass die Kinder das Gelernte nicht so schnell wieder vergessen, wie bei den wöchentlic­hen Kursen. Die Kinder hatten heute ihre vierte Stunde, und ich konnte sie schon, mit etwas Hilfe, alleine durchs Wasser schicken“, sagt Marion Hinz-Hehner. „Beim Intensivku­rs habe ich sogar mehr Zeit, da ich am Anfang der Stunde nicht so viel wiederhole­n muss.“Sie habe zum Beispiel gestern mit den Kindern die Beinbewegu­ng am Beckenrand geübt und gesagt, dass sie es mit den Eltern zu Hause noch einmal üben sollen. „Man hat gesehen, dass sie zu Hause weitergema­cht haben“, ergänzt sie.

Ziel des Kurses sei es, dass die Kinder das Seepferdch­en machen können. Dafür müssen die Kinder 25 Meter schwimmen, ins Becken springen und aus schulterti­efem Wasser einen Reifen holen. „Aus meiner Erfahrung vor Corona kann ich sagen, dass nach so einem Kurs mindestens sieben bis acht Kinder das Abzeichen schaffen. Die, die noch nicht so weit sind, machen den Frosch. Da müssen sie zehn Meter schwimmen“, erklärt Hinz-Hehner. Ob Frosch oder Seepferdch­en, jedes Kind, das schwimmen lernt, ist ein Kind mehr, das sicherer im Wasser ist.

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Mit Poolnudeln schaffen es die Kinder nach kurzer Zeit, erste Bahnen im Vitusbad zu ziehen. Schwimmtra­inerin Marion Hinz-Hehner hilft ihnen.
FOTO: JANA BAUCH Mit Poolnudeln schaffen es die Kinder nach kurzer Zeit, erste Bahnen im Vitusbad zu ziehen. Schwimmtra­inerin Marion Hinz-Hehner hilft ihnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany