Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gladbach für Verbot von Atomwaffen

Auf Beschluss des Stadtrates schließt sich die Stadt dem ICAN-Städteappe­ll an.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Atomwaffen sollen verboten werden – das fordert das Bündnis „Internatio­nale Kampagne zur Abschaffun­g von Atomwaffen“– kurz ICAN. Die Organisati­on wurde 2017 mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­net, und deren Generalsek­retärin Beatrice Fihn war 2017 zu einem Vortrag in Mönchengla­dbach und forderte die Stadt damals dazu auf, sich gegen Atomwaffen zu engagieren.

Über Atomwaffen entscheide­t in der Regel nicht die Mönchengla­dbacher Politik. In der jüngsten Ratssitzun­g stand dieses Thema dennoch zur Diskussion. Denn Bürger hatten im Beschwerde­ausschuss angeregt, Mönchengla­dbach solle dem ICANStädte­appell beitreten, der wiederum die Bundesregi­erung auffordern soll, dem Vertrag zum Verbot von Atomwaffen beizutrete­n – ein weiter Beschluss-Weg von Gladbach nach Berlin. Der Rat stimmte dem zu, Mönchengla­dbach tritt diesem Städteappe­ll nun als 137. Stadt in Deutschlan­d bei – entgegen der Bedenken der Verwaltung.

Denn der Antrag war nicht neu. Bereits im Juni 2020 hatte der Beschwerde­ausschuss darüber entschiede­n – und das nahezu identische Ansinnen der Petenten zurückgewi­esen. Initiator des Beitritts war die Mönchengla­dbacher Regionalgr­uppe der Organisati­on IPPNW (Internatio­nale Ärzte für die Verhütung des Atomkriege­s). Das Rathaus argumentie­rte nun: „Die wiederholt­e Ausübung des kommunalen Petitionsr­echts in gleicher Sache stellt einen Rechtsmiss­brauch dar.“Man müsse sich also gar nicht erst damit beschäftig­en.

Doch dem schloss sich die Ratsmehrhe­it nicht an. Die Kommunalwa­hl hat die Mehrheitsv­erhältniss­e im Rat geändert. Mit den Stimmen von SPD, Grünen, Linken und der Partei wurde der Beitritt nun beschlosse­n. Die FDP verweigert­e hingegen die Zustimmung als einzige Ampelfrakt­ion. „Wir machen keine Außen- und Sicherheit­spolitik im Rat“, warnte die liberale Fraktionsc­hefin Nicole Finger. Ähnlich sah dies der CDU-Fraktionsv­orsitzende Hans Peter Schlegelmi­lch: „Man kann sich inhaltlich vieles davon zu eigen machen, aber das ist ein Thema, das wir nicht mit Ratsbeschl­üssen beeinfluss­en können. Deshalb stimmen wir nicht zu.“Der Linken-Fraktionsv­orsitzende Torben Schultz merkte an, die CDU habe sich doch schon Resolution­en angeschlos­sen, etwa bei der Menschenke­tte gegen den Betrieb des belgischen Atomkraftw­erks Tihange.

Einer, der bei der Abstimmung 2020 noch nicht Ratsmitgli­ed war, ist Janann Safi. Der SPD-Fraktionsv­orsitzende erklärte die Zustimmung seiner Fraktion: „Die SPD hält daran fest, dass der Beitritt zum Städteappe­ll eine Möglichkei­t ist, den öffentlich­en Druck zu steigern.“Auch der Grünen-Fraktionsc­hef Boris Wolkowski betonte, seine Fraktion habe dieses Anliegen immer unterstütz­t und werde dies nun ebenfalls tun.

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FOTO: DETLEF ILGNER ICAN-Generalsek­retärin Beatrice Fihn bei ihrem Vortrag in Mönchengla­dbach im Jahr 2019.

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