Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Stents, Katheter und Ballons
Nach ein paar Schritten kommt der Schmerz: Dahinter steckt womöglich die Schaufensterkrankheit. Patienten, die operiert werden müssen, profitieren vom technischen Fortschritt in der Gefäßchirurgie.
Wenn beim Spaziergang plötzlich die Beine schmerzen, halten Betroffene das oft für Muskelkater oder -krämpfe. Insbesondere wenn das Problem konstant auftritt, kann dahinter die sogenannte Schaufensterkrankheit stecken, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG). Mit dem Begriff Schaufensterkrankheit ist eine Gefäßverkalkung, eine Arteriosklerose, der Becken- und Beinarterien gemeint. Bei einer ausgeprägten Verkalkung kommt es zu Engstellen oder Verschlüssen der Arterien. Dies führt typischerweise zu Schmerzen bei Belastung, da nicht mehr genügend Blut durch die „verstopfte Leitung“die Beinmuskulatur erreichen kann. Besonders ausgeprägte Fälle führen zu Wunden vor allem im Bereich der Füße und Unterschenkel. Betroffene sollten sich spätestens dann bei einem Gefäßmediziner untersuchen lassen. Denn wer an der Schaufensterkrankheit leidet, ist meistens auch Risikopatient für lebensgefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, da eine Gefäßverkalkung häufig zugleich auch im Bereich der Herz- und Hirngefäße auftritt. Wird eine relevante Durchblutungsstörung der Beinarterien erkannt, ist eine Behandlung durch Lebensstil-Maßnahmen und auch eine medikamentöse Therapie angezeigt. Diese Medikamente verringern zugleich auch das Auftreten eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls.
Risikopatienten für die Schaufensteroder periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) sind ehemalige und aktuelle Raucher sowie Menschen mit Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten, Stress und Bewegungsmangel. Menschen über 60 Jahre, hier insbesondere Männer, sind besonders betroffen.
Wer auf Nikotin verzichtet, sich 150 Minuten in der Woche sportlich bewegt, sein Gewicht reduziert und Stress abbaut, kann schon viel gegen die Krankheit tun. Zudem haben sich die Behandlungsmöglichkeiten von Gefäßverengungen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Grund dafür sind Fortschritte in der technischen Entwicklung von Instrumenten, mit denen verengte Gefäße eröffnet werden können. Gefäßverschlüsse etwa im Beckenbereich, für die früher eine größere Operation notwendig war, können heute häufig rekanalisiert, also wieder geöffnet werden. In der Regel erfolgt der Eingriff „minimal-invasiv“, was bedeutet: Durch Verzicht auf eine offene Operation bedarf es auch keiner Narkose. Nach einer lokalen Betäubung – wie beim Zahnarzt – wird ein Zugang zum Gefäß durch eine Nadel geschaffen. Dieser Zugang hat einen Durchmesser von wenigen Millimetern und ermöglicht, spezielle Drähte, Ballons und Stents anzuwenden. Während Ballons nur für einige Minuten zum Dehnen des Gefäßes eingesetzt werden, verbleiben Stents dauerhaft im Körper. Flexible Stents werden häufig aus Nickel-Titan-Legierungen hergestellt, eingesetzt werden aber auch besonders stabile Stents aus Metall.
Ausdruck des kontinuierlichen Fortschritts in der technischen Entwicklung sind auch sogenannte Hybrid-Operationssäle. Diese vereinen die Möglichkeiten eines Katheterlabors für die genannten Eingriffe mit einem vollwertigen OP-Saal. So können im Zuge eines Eingriffs bestimmte Gefäßabschnitte offen-chirurgisch behandelt werden, andere dagegen Katheter-gestützt. So können die Vorteile beider Prozeduren für einen Patienten eingesetzt werden. Damit ist die exzellente Bildgebung durch die Röntgendiagnostik nun auch vollwertig im OP angekommen.