Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Quantensprung in der Gefäßtherapie
Was sind die wichtigsten technischen Entwicklungen in der Gefäßmedizin?
DR. CHRISTIAN REINHOLD Die Gefäßmedizin gehört sicher zu den Fachgebieten mit den größten technischen Entwicklungen. Zum Einsatz kommen immer kleinere und leistungsfähigere Instrumente, so können verkalkte Gefäßverschlüsse mit sehr feinen und trotzdem stabilen Drähten passiert werden, die nur einen Durchmesser von ca. 0,35 Millimeter haben. Die eingesetzten Ballons und Stents werden mittlerweile mit einem Medikament, etwa Paclitaxel, beschichtet. Der Wirkstoff stammt eigentlich aus der Krebstherapie und bremst das erneute Zuwachsen des Gefäßes ab. Zum Einsatz kommen auch rotierende Katheter mit einer Art Bohrkopf. Ähnlich wie im Bergbau wird das verschlossene Gefäß aufgebohrt und das Material über den Katheter abtransportiert. Im Idealfall gelingt es damit, ein verschlossenes Gefäß zu eröffnen, ohne Fremdmaterial zu hinterlassen.
Welche Rolle spielt dabei der neue Hybrid-OP?
DR. REINHOLD Der Hybrid-OP ist ein kleiner Quantensprung in der Gefäßtherapie. Er ermöglicht die Behandlung eines Gefäßabschnitts durch eine offene chirurgische Operation und zugleich kann das benachbarte Segment ohne jegliche Einschränkung und Nachteile vollwertig interventionell behandelt werden. Es bedarf keiner Kompromisse, weil man beide Gefäßabschnitte nicht nur chirurgisch oder nur interventionell behandeln kann; jedes Gefäßsegment wird nunmehr individuell und damit optimal therapiert.
Gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten für den Hybrid-OP?
DR. REINHOLD Dieser OP-Saal ist auch von großer Bedeutung in der Behandlung von krankhaft erweiterten Arterien, den Aneurysmen. Mit der neuen Technologie können nun auch die komplexesten Befunde in der Klinik für Gefäßchirurgie und Angiologie behandelt werden.