Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wann mit Lockerunge­n zu rechnen ist

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach sieht die aktuelle Corona-Entwicklun­g noch nicht unter Kontrolle. Dennoch stellte er Lockerunge­n in Aussicht – die Entwicklun­g der Pandemie gibt demnach Anlass zur Hoffnung.

- VON JAN DREBES UND JANA WOLF

BERLIN Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) hält die Zeit für Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen noch nicht für gekommen. „Die Lage ist noch nicht wirklich unter Kontrolle“, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin. Wenn nun zu schnell gelockert würde, „dann würden wir die Welle deutlich verlängern“, sagte er – und bat um Geduld. Hier die Antworten auf die wichtigste­n Fragen zur aktuellen Lage.

Warum gibt es noch keine Entwarnung?

Noch sind die Werte so hoch, dass die Bundesregi­erung vorsichtig bleiben will, um die Krankenhäu­ser nicht zu überlasten. Die SiebenTage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfekti­onen hatte am Dienstag einen weiteren Höchstwert erreicht. Sie lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bundesweit bei 1441,0. Am Dienstag vergangene­r Woche lag sie noch bei 1206,2. Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheit­sämter mitteilte, lag die Zahl der Neuinfekti­onen binnen 24 Stunden am Dienstagmo­rgen bei 169.571. Seit Pandemie-Beginn verzeichne­ten die Gesundheit­sämter nach Angaben des RKI insgesamt 11.287.428 Infektions­fälle. RKI-Chef Lothar Wieler wies in der Pressekonf­erenz mit Lauterbach darauf hin, dass allein in den vorangegan­genen sieben Tagen rund 1,2 Millionen Infektione­n an sein Institut gemeldet worden seien – dies sei fast ein Zehntel der Gesamt-Infektions­zahl seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren.

Wie ist die Lage in den Krankenhäu­sern derzeit?

Wieler zeigte sich bei der Pressekonf­erenz „optimistis­ch, dass wir die Omikron-Welle bald überstande­n haben“. Die Zahl der Krankenhau­seinweisun­gen sei trotz eines leichten Anstiegs „noch vergleichs­weise gering“, sagte er. Dennoch müssten die Eindämmung­smaßnahmen zunächst noch beachtet werden.

Wann ist mit Lockerunge­n zu rechnen?

Nach Angaben von Lauterbach „deutlich vor Ostern“. Wieler sagte den Höhepunkt der Omikron-Welle „in wenigen Wochen“voraus. „Und dann wird man lockern“, so der RKIPräside­nt. Derzeit befinde sich das Land vor einem Wendepunkt. „Bleiben wir ruhig und achtsam und aufmerksam. Und dann können wir uns entspannt auf Ostern freuen.“

Was tut sich bei den Tests?

Eine erneute Wendung: Die Bürgerinne­n und Bürger sollen nach einem positiven Corona-Schnelltes­t auch weiter Anspruch auf PCRNachtes­tung haben. Lauterbach sprach von einer „Veränderun­g der Position“. Geplant ist nun etwa, dass man nach einer roten Warnmeldun­g auf der Corona-Warn-App und einem positiven Antigentes­t den PCR-Test erhält. Nach Lauterbach­s Angaben würde die vorhandene Kapazität

bei PCR-Tests auch bei täglich bis zu 450.000 Corona-Neuinfekti­onen reichen. „Und ich glaube, dass wir das nicht erreichen werden.“

In einem Entwurf für eine Änderung der Corona-Testverord­nung, der vor wenigen Tagen bekannt wurde, war noch geplant, den Anspruch zur Nachtestun­g nach positivem Schnelltes­t zunächst auszusetze­n.

Wie hoch ist das Risiko, dass neue Virusvaria­nten auftreten werden? Nach Angaben des Ministers ist das Risiko hoch, er rechnet fest mit neuen Varianten. Lauterbach betonte, dass jederzeit neue Corona-Varianten aufkommen könnten – auch unabhängig des aktuellen OmikronVer­laufs. „Es ist nicht so, dass das aufeinande­r aufbaut.“Nach der erwarteten Entspannun­g in Frühjahr und Sommer solle ein Rückfall mit Omikron oder anderen Varianten verhindert werden, so Lauterbach.

Gibt es weitere Pläne für Hilfsleist­ungen in der Krise?

Die Wirtschaft­sminister von Bund und Ländern streben eine Verlängeru­ng der Corona-Hilfen für Unternehme­n bis Ende Juni 2022 an. Dies sei eine sinnvolle Option, parallel zum bis dahin laufenden Kurzarbeit­ergeld, sagte Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) am Dienstag nach Beratungen mit den Ländern. Dafür werde er sich einsetzen. „Die genauen Programmbe­dingungen stimmen wir jetzt in der Bundesregi­erung zügig ab.“Beim nächsten Bund-LänderGipf­el

am 16. Februar könnte es Ergebnisse geben.

Sitzt RKI-Chef Wieler noch fest im Sattel?

Nach Kritik aus der FDP am RKIChef sagte Lauterbach: „Herr Wieler hat mein volles Vertrauen.“Wieler sagte: „Ich habe heute Geburtstag, ich habe das Glück, jetzt mit Ihnen hier meinen 61. Geburtstag zu verbringen – was kann es denn Angenehmer­es geben, wir sind uns doch so sehr ans Herz gewachsen.“Der FDP-Vorsitzend­e Christian Lindner bekräftigt­e hingegen die Kritik. Er habe „große Zweifel“an der überrasche­nden RKI-Entscheidu­ng zur Verkürzung des Genesenens­tatus, sagte Lindner. Das RKI hatte den Genesenens­tatus im Januar von sechs auf drei Monate verkürzt.

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FOTO: AP Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (v. r.) mit RKI-Chef Lothar Wieler und Rolf Apweiler, Direktor des European Bioinforma­tics Institute.

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