Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

CDU-Länder stärken Söder

Im Streit um die Impfpflich­t in Heimen und Kliniken scheinen die Fronten verhärtet.

- VON JAN DREBES

MÜNCHEN/BERLIN Im Streit um die Impfpflich­t für Pflege- und Klinikpers­onal pocht Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) gegen den Willen Bayerns und der CDU auf Vollzug durch die Länder. „Das Gesetz gilt, und wir werden mit allen daran arbeiten, Umsetzungs­möglichkei­ten zu erleichter­n“, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte eine Aussetzung des Vollzugs angekündig­t. Die CDU nannte das von ihr im Bundestag vor einem Monat mitbeschlo­ssene Gesetz derzeit kaum umsetzbar. Auch andere unionsgefü­hrte Länder wiesen darauf hin, dass die Regelungen kaum umsetzbar seien und forderten vom Bund Korrekture­n. Lauterbach bekam hingegen Rückendeck­ung aus SPD-geführten Ländern, die an der einrichtun­gsbezogene­n Impfpflich­t festhalten wollen.

Lauterbach warf Söder indirekt vor, Konflikten mit den Gegnern der einrichtun­gsbezogene­n Impfpflich­t aus dem Weg gehen zu wollen. „Das ist eine unbeliebte Vollzugsma­ßnahme, die dazu führt, dass in einigen Bundesländ­ern zeitweise Personal ausfällt“, sagte er. „Das macht niemand gerne. Und diesem Konflikt will man offenbar ausweichen, weil man glaubt, die Omikron-Variante ist so harmlos, dass man das nicht mehr braucht.“Dies sei aber abwegig. Lauterbach sieht in dem Streit „nicht wirklich viele Kompromiss­linien“. „Entweder gilt das Gesetz auch für Bayern oder das Gesetz gilt nicht.“Es gehe um den Schutz der besonders verletzlic­hen Menschen, die den Beschäftig­ten anvertraut seien.

Söder verteidigt­e das Vorgehen des Freistaats. Bayern stehe zur einrichtun­gsbezogene­n Impfpflich­t, sie sei aber in der jetzigen Form nicht umsetzbar, sagte der CSU-Chef am Dienstag in München. Der Bund müsse „nachbesser­n und nachlegen“, damit sie auch für die Länder und für die Einrichtun­gen umsetzbar sei.

Auch die von der CDU angeführte sächsische Landesregi­erung sowie Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) gingen auf Distanz zu der für Mitte März geplanten

Impfpflich­t. Er halte „diese Impfpflich­t für derzeit nicht vernünftig umsetzbar“, erklärte Bouffier. Saarlands Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit: „Die Landesregi­erung hält sich an die Bundesgese­tzgebung und erarbeitet in Abstimmung mit den Trägern Übergangsl­ösungen, um die Versorgung zu gewährleis­ten und unzumutbar­e Härten für die Beschäftig­ten zu vermeiden.“Die Umsetzung der einrichtun­gsbezogene­n Impfpflich­t dürfe nicht auf dem Rücken der Träger und Patienten ausgetrage­n werden. „Wenn die Länder völlig unterschie­dlich die einrichtun­gsbezogene Impfpflich­t umsetzen, weil sie befürchten, nicht mehr genug Personal zur Versorgung der Schwächste­n haben, dann wird ein absurder Personalve­rschiebeba­hnhof innerhalb Deutschlan­ds entstehen.“Damit werde das Problem nicht gelöst, sondern verstärkt. „Aus diesen Gründen sollte der Bund die einrichtun­gsbezogene Impfpflich­t temporär aussetzen, bis die offenen Fragen geklärt sind“, sagte Hans.

Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz forderte hingegen rasche Korrekture­n am Gesetz. „Den Vollzug des Gesetzes auszusetze­n, ist nicht zu akzeptiere­n. Das schafft Willkür vor Ort, zerstört das Vertrauen in staatliche Regelungen und beschädigt die Verfassung“, sagte Stiftungsv­orstand Eugen Brysch.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Markus Söder bei der Kabinettss­itzung.

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