Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Tui rechnet mit gutem Sommergesc­häft

Noch liegen Buchungen unter den Werten vor Corona. Ein Teil der Staatshilf­e soll aber bis April zurückgeza­hlt werden.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

HANNOVER Der weltweit größte Reisekonze­rn Tui geht davon aus, den Tiefpunkt in der Corona-Krise überwunden zu haben. Für den Sommer erwartet Vorstandsc­hef Fritz Joussen ein Geschäft ungefähr auf dem Niveau des Vorkrisenj­ahres 2019. Die Zeichen für einen Aufschwung mehren sich: Im ersten Quartal des neuen Geschäftsj­ahres, das zwischen Oktober und Dezember war, erzielte der Reiseriese einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro und damit knapp fünfmal so viel wie im ersten Corona-Winter ein Jahr davor. „Dabei spielte eine Rolle, dass im Oktober noch massenhaft Urlauber nach Griechenla­nd oder Spanien flogen – die Sommersais­on 2021 zog sich weit bis in den Herbst hinein“, erzählt ein Tui-Insider.

Bis Ende Januar sind nun 3,5 Millionen Buchungen für den Sommer reingekomm­en, sagt Joussen, 28 Prozent weniger Reservieru­ngen als Tui vor drei Jahren vor Ausbruch der Corona-Krise angesammel­t hatte. Joussen sieht einen klaren Aufwärtstr­end: Vergangene Woche seien bereits mehr Neubuchung­en hereingeko­mmen als im Vergleichs­zeitraum 2019, am 30. Januar hatte das Onlineport­al Tui.com laut Kennern den höchsten Umsatz bisher an einem Tag. Joussen: „Wir holen auf.“Besonders gut kommen die Buchungen aus Großbritan­nien, den Niederland­en und Dänemark rein. In Deutschlan­d als wichtigste­m Markt liegen die Reservieru­ngen aber noch ein Fünftel unter dem Niveau von vor drei Jahren, wobei jedoch Pauschalre­isen schon jetzt mehr gefragt seien als damals. Nun rechnet Joussen damit, dass die Aufhebung vieler Restriktio­nen im Laufe der nächsten Wochen das Geschäft auch im Heimatmark­t ankurbeln werde: „Immer mehr Regierunge­n heben Beschränku­ngen auf.“

Ein weiterer Grund für Optimismus ist, dass die Kunden rund 22 Prozent teurere Reisen buchen als vor der Pandemie. Die Menschen würden nach zwei Jahren des Verzichts teurere Hotels und mehr Extras reserviere­n, sagt Joussen. Eine Rolle spielt dabei, dass immer mehr Kunden sich bei der Tui-App anmelden und dann dort eine Reihe an Zusatzange­boten wie Ausflügen, Mietwagen oder Konzerten buchen. Laut Joussen brachte die App im vergangene­n Quartal sieben Mal mehr Umsatz als im Jahr davor.

4,3 Milliarden Euro an Staatshilf­e haben geholfen, die Tui vor dem Untergang zu retten, immerhin 700 Millionen Euro will der Konzern zum 1. April zurückzahl­en. Inklusive ungenutzte­r Kredite habe Tui eine Liquidität von 3,3 Milliarden Euro, sagte Joussen und hofft, in den nächsten drei Jahren die staatliche­n Gelder zurückzahl­en zu können. Dafür müssen die Aktionäre weiter bluten: Nach einer Kapitalerh­öhung von 1,1 Milliarden Euro im Herbst sollen nun weitere 1,7 Milliarden Euro an frischen Mitteln von den Inhabern kommen. Derweil rechnet Joussen damit, dass der Staat eine stille Beteiligun­g in Höhe von 420 Millionen Euro in Aktien umtauscht. „Mit einem vereinbart­en Preis von einem Euro je Aktie wäre das für den Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s ein attraktive­s Geschäft“, sagte der Tui-Primus.

Abstreiten lässt sich das nicht: Der aktuelle Kurs des Papieres liegt zwar 50 Prozent unter dem Hoch Ende 2019, aber noch immer dreimal so hoch wie der Bund für die Papiere zahlen müsste. Umgekehrt muss man aber sagen: Ohne Staatshilf­e gäbe es Tui nicht, das Engagement des Bundes ist auch jetzt noch riskant.

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FOTO: ATANAS/BOZHIKOV/NASKO Nach zwei Jahren Verzicht während Corona buchen die Menschen teurere Reisen wie etwa auf die Malediven.

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