Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Für Thioune zählt nur der Klassenerhalt
Bei Fortuna Düsseldorf hat der 47-jährige Trainer den Job vom glücklosen Christian Preußer übernommen.
DÜSSELDORF Daniel Thioune bekam schon an seinem ersten Arbeitstag bei Zweitligist Fortuna einen sehr ehrlichen Einblick über den Zustand des Vereins – es hakt an allen Ecken und Enden. In diesem Fall streikte das Internet und ließ die virtuelle Runde gleich zwei Mal einfrieren, sodass für Minuten Funkstille herrschte.
Sportlich lässt sich das Ungemach recht einfach in der Tabelle ablesen. Der 47-Jährige übernimmt den Verein in einer sportlich äußerst prekären Situation – Platz 16 im Klassement, die vergangenen vier Partien blieb man ohne Sieg und sogar ohne Tor. „Es geht jetzt um den Klassenerhalt, nicht Abstiegskampf – wir wollen etwas gewinnen“, sagt Thioune.
Eigentlich hatten sie in Düsseldorf von ganz anderen Dingen geträumt, wenngleich Sportvorstand Klaus Allofs in Erinnerung ruft, von Anfang an einkalkuliert zu haben, mit Christian Preußer als Trainer ein Risiko einzugehen. Tatsächlich wirkte der 37-Jährige schlicht in weiten Phasen mit der Wucht des Gesamtkunstwerks Fortuna überfordert. Allofs indes verteidigt die Taktik, ihm ungewöhnlich lange Zeit gegeben zu haben. „Ob es der richtige Weg war, wird sich am Ende der Saison zeigen“, sagt der 65-Jährige. „Ich bin aber absolut im Reinen mit mir und dem Team um mich herum.“Am Montagabend habe er Preußer dessen Aus mitgeteilt, ihm am Morgen danach die Entscheidung auch noch bei einem gemeinsamen Frühstück
ausführlich erklärt.
Für Thioune ist die Konsequenz aus Allofs` Unentschlossenheit allerdings, dass ihm wichtige Zeit genommen wurde, die Mannschaft wieder auf den richtigen Kurs zu bringen – schon vor der zweiwöchigen Länderspielpause sahen die Signale in der Mannschaft schließlich nicht wirklich anders aus. Nach einer Gulaschsuppe mit Allofs am Mittag stieg Thioune dann in die Arbeit ein. Schließlich bleiben ihm nur wenige Tage, um die Mannschaft auf das schwere Heimspiel gegen den FC Schalke 04 einzustellen. „Ich glaube, dass ich über sehr viel Energie verfüge und meine Mannschaften auch. Ich glaube, dass wir die Intensität auf dem Platz noch erhöhen können und in gewissen Räumen noch deutlich zielgerichteter spielen können“, sagt der Niedersachse, der sich selbst als Osnabrücker durch und durch bezeichnet.
Er wolle, sagt Thioune, der nach einem Engagement als Trainer beim VfL Osnabrück in Hamburg nach nur zehn Monaten entlassen worden war, den Fußball in Düsseldorf aber auch nicht neu erfinden. Es gehe darum, möglichst schnell den Zugang zu den Spielern zu finden, besonders jene herauszufiltern, die bereit seien, sich auch den Helm aufzusetzen und im Sturm voranzugehen.
„Es geht immer um Menschen. Wenn man mit Menschen respektvoll umgeht, wenn man sie wertschätzt, setzt man etwas bei ihnen frei. Ich schreibe mir auf die Fahne, dass ich einen Draht zu meinen Spielern aufbauen kann.“