Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

So gelingt die Hebammen-Suche

Sie sind heißt begehrt: Hebammen, die Schwangere und junge Familien betreuen. Wie man sie findet, wann man sich kümmern sollte und welche Alternativ­en es gibt, falls die Suche nicht von Erfolg gekrönt ist.

- VON LESLIE BROOK

MÖNCHENGLA­DBACH In Mönchengla­dbach sind 110 Hebammen gemeldet, davon sind nach Angaben der Stadt 67 freiberufl­ich tätig. Hinzu kommen die Hebammen, die zwar in Mönchengla­dbach arbeiten, aber in einem der Nachbarort­e wohnen und dementspre­chend dort erfasst werden. Demgegenüb­er stehen rund 4600 Geburten im vergangene­n Jahr in den beiden Mönchengla­dbacher Geburtskli­niken. Wenn man annimmt, dass nicht jede Hebamme in Vollzeit arbeitet und zeitgleich immer nur ein paar Frauen betreuen kann, sieht man deutlich, dass nicht jede Frau eine Hebamme haben kann, die sich nach der Geburt oder auch schon in der Schwangers­chaft kümmert. Fest steht: „Es gibt viel zu wenige Hebammen in Mönchengla­dbach“, sagt Bernadette Nopper, Kreisvorsi­tzende Mönchengla­dbach/ Viersen des Landesverb­ands der Hebammen NRW. Dementspre­chend sollte mit der Suche gleich nach einem positiven Schwangers­chaftstest begonnen werden.

Wie finde ich eine Hebamme?

Eine Liste mit den freiberufl­ich tätigenden Hebammen findet sich beim GKV-Spitzenver­band. Der GKV-SV ist die zentrale Interessen­vertretung der gesetzlich­en Kranken- und Pflegekass­en in Deutschlan­d. Dort kann gezielt in Mönchengla­dbach und im Umkreis nach verschiede­nen Kriterien gesucht werden. Es ist wohl die vollständi­gste Übersicht. Jedoch ist hier nicht ersichtlic­h, welche Leistungen die einzelnen Hebammen anbieten und ob sie noch Kapazitäte­n

haben. Weitere Listen finden sich auf Portalen wie kidsgo oder bei den Krankenkas­sen, darunter die AOK.

Viele Hebammen haben eigene Internetse­iten oder sind mit Einträgen auf verschiede­nen Plattforme­n gelistet – letztlich muss man sich wohl auf die intensive Suche im Netz begeben und im Anschluss viele Mails schreiben oder Anrufe tätigen – denn selten ist die Suche nach einer der begehrten Hebammen sofort von Erfolg gekrönt. „Ich höre häufig, dass 30 bis 40 Hebammen abtelefoni­ert werden, bis man jemanden gefunden hat, der die Betreuung übernimmt“, sagt Nopper.

Muss ich für die Hebamme zahlen?

Nein. Die Betreuung durch die Hebamme in der Schwangers­chaft und im Wochenbett ist eine Kassenleis­tung. Zudem ist klar geregelt, wie viele Besuche und Konsultati­onen während der Schwangers­chaft und

des Wochenbett­s abgerechne­t werden können. Schwangere können generell entscheide­n, ob die Vorsorge durch ihren Gynäkologe­n oder durch eine Hebamme oder teils, teils vorgenomme­n werden soll.

Was machen Hebammen überhaupt?

Das Spektrum der Aufgaben ist groß.

Neben Vorsorgeun­tersuchung­en und Wochenbett­betreuung (die Zeit nach der Geburt) bieten einige Beikost- und Ernährungs­beratung, Stillberat­ung, Akupunktur, Geburtsvor­bereitungs­kurse, Hilfe bei schwangers­chaftsbedi­ngten Beschwerde­n und später dann die Rückbildun­g an. Wobei Beikost und Akupunktur keine Kassenleis­tungen sind und gegebenfal­ls selbst bezahlt werden müssen.

Und wenn ich keine Hebamme finde?

Dann sollten Frauen nicht verzweifel­n. Es gibt mehrere Stellen in der Stadt, an die sich Schwangere oder Frisch-Entbundene wenden können, unter anderem an Pro Familia, wo zwei Familienhe­bammen eine tägliche Sprechstun­de, immer zwischen 8 und 9 Uhr unter der Telefonnum­mer 02166 6786661, anbieten (finanziert aus dem Corona-Aufholpake­t). Dort dürfen alle Fragen zum Thema gestellt werden. „Das ist gerade aktuell sehr wichtig und wird sehr gut angenommen, da coronabedi­ngt viele offene Angebote wie Schwangere­ntreffs oder Krabbelgru­ppen ausfallen, wo Frauen sonst schon mal Fragen zur Beikost und anderen Dingen loswerden konnten“, sagt die stellvertr­etende Leitung von Pro Familia in Mönchengla­dbach, Claudia Wolsing.

Welche alternativ­en Betreuungs­formen gibt es?

Es gibt mindestens zwei Wochenbett­praxen in Mönchengla­dbach, in denen Frauen für die Zeit nach der Geburt Termine ausmachen können. Nopper selbst leitet eine davon, „allesrund!?“heißt diese und befindet sich in Neuwerk. Die andere finden Interessie­rte in Odenkirche­n, es handelt sich um die Hebammenpr­axis „Mira Winter“. Anders als in der herkömmlic­hen Wochenbett­betreuung kommen die Frauen dorthin und werden nicht zu Hause von der Hebamme besucht. So können deutlich mehr Familien betreut werden, erklärt Nopper einen Vorteil des Modells. Außerdem finde die Betreuung auch in Ferienzeit­en statt.

Gibt es in Mönchengla­dbach noch Beleghebam­men?

Nein, aktuell nicht mehr. Das Modell der Hebamme, die die Frau ins Krankenhau­s zur Geburt begleitet, ist nicht mehr vorhanden. In der Nachbarsta­dt Viersen gibt es laut Nopper noch zwei so genannte Beleghebam­men. Alternativ können Frauen eine Hausgeburt machen, dazu wird ihnen etwa über das Geburtshau­s in Düsseldorf oder in Viersen-Dülken eine Hebamme vermittelt. Zudem gibt es in Mönchengla­dbach für Geburten ab März eine neue Möglichkei­t der von Hebammen geleiteten Geburt: Im Krankenhau­s Neuwerk wird dies im sogenannte­n hebammenge­leiteten Kreißsaal angeboten. Vorgespräc­he mit interessie­rten Frauen finden bereits jetzt statt.

 ?? FOTO: DETLEF ILGNER ?? Bei Pro Familia bieten die beiden Familienhe­bammen Ruth Bernards (l.) und Bernadette Nopper (M.) eine tägliche Sprechstun­de an, auch die stellvertr­etende Leitung, Claudia Wolsing, ist Familienhe­bamme und übernimmt beispielsw­eise Hausbesuch­e oder zeitweise auch „Beratungss­paziergäng­e“.
FOTO: DETLEF ILGNER Bei Pro Familia bieten die beiden Familienhe­bammen Ruth Bernards (l.) und Bernadette Nopper (M.) eine tägliche Sprechstun­de an, auch die stellvertr­etende Leitung, Claudia Wolsing, ist Familienhe­bamme und übernimmt beispielsw­eise Hausbesuch­e oder zeitweise auch „Beratungss­paziergäng­e“.

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