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„Das war ein mehr als nur unfreundlicher Akt“
Die Ex-Kulturstaatsministerin Monika Grütters und FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bleiben beim Fotoinstitut auf Konfrontationskurs.
DÜSSELDORF/BERLIN Über das geplante Deutsche Fotoinstitut (DFI) wird seit Jahren engagiert gestritten. Dabei geht es weniger um das Institut selbst. Das nämlich wird von allen als Meilenstein für die Fotokunst gepriesen. Bleibt die Frage: Wo soll es stehen? In Düsseldorf oder Essen? Erst kürzlich trafen sich bei der Landesregierung dazu die christdemokratischen Oberbürgermeister beider Städte, Stephan Keller, Düsseldorf, und sein Essener Amtskollege Thomas Kufen (beide CDU). Die Zusammenkunft endete so wie schon frühere Vermittlungsversuche: ergebnislos.
Kürzlich hatte sich die FDP-Bundespolitikerin Marie-Agnes StrackZimmermann
– sie war auch Erste Bürgermeisterin Düsseldorfs – zu Wort gemeldet. Dabei wies sie nachdrücklich darauf hin, dass der Haushaltsausschuss des Bundes 2019 „mit dem Sperrvermerk zugunsten Düsseldorfs“41,5 Millionen Euro genehmigte. Voraussetzung war die KoFinanzierung des Landes mit noch einmal 41,5 Millionen Euro. Die wurde wenig später auch beschlossen, sodass seit Dezember 2019 für das DFI 83 Millionen Euro bereitstehen. Besonders scharf kritisiert die FDP-Politikerin die damalige Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, die nach ihren Worten „urplötzlich ein Experten-Gutachten auflegte“, obgleich, so Strack-Zimmermann, bereits „alles in trockenen Tüchern“ war. Zudem gehe es nach ihren Worten „um völlig unterschiedliche Konzepte und Ideen“: Düsseldorf wolle mit seinem Projekt „die internationale Fotografie in die Zukunft transferieren, vernetzt, innovativ und digital – und nicht ein Foto-Mausoleum eröffnen“. Im Konzept von Grütters gehe es vor allem um die Sicherung von Exzellenz-Nachlässen. Essen solle demnach „eine Art Marbach der Fotografie“werden, so die FDP-Politikerin.
Das will Grütters nicht gelten lassen: „Es geht nicht nur um die Düsseldorfer Fotokunst. Es geht unter anderem um Vorlässe großer Fotokünstler, um urheberrechtliche Fragen, um Materialforschung, um die Konservierung und Archivierung auch der digitalen Werke. Dass Frau
Strack-Zimmermann in diesem Zusammenhang von einem Mausoleum spricht, ist meiner Meinung nach ein Schlag ins Gesicht großer Künstler“, erklärt sie.
Nach Grütters Worten sind die Ministeriums-Pläne eines Fotoinstituts mit jenen aus Düsseldorf „parallel“gelaufen. Als sie zwei Jahre vor der Präsentation des Konzeptes von Fotokünstlern zu einem Institut angesprochen wurde, habe sie nichts von einer Initiative in Düsseldorf geahnt. „Dann haben wir, was in solchen maßgeblichen Fragen durchaus üblich ist, einen Expertenrat gebildet“, der im März 2020 ein Gutachten vorlegte. Ihr Ministerium habe eineinhalb Jahre später Standortexperten damit beauftragt, „mit gleicher Tiefenschärfe Düsseldorf und Essen als mögliche Orte für ein Fotoinstitut zu begutachten. Sie kamen ebenfalls zu dem Votum, dass Essen deutlich besser ist als Düsseldorf, unter anderem auch deshalb, weil der Ehrenhof hochwassergefährdet ist.“Ignorieren könne die Politik das nicht.
Mit dem Beschluss des Haushaltsausschusses sollten nach den Worten von Grütters stattdessen für Düsseldorf Fakten geschaffen werden. „Damit hat man die Bundesregierung und vor allem die Mitglieder des Expertenrats brüskiert und unser Bestreben unterlaufen, ein geordnetes Verfahren zu steuern. Das war nicht konstruktiv und ein mehr als nur unfreundlicher Akt“, sagt sie und bedaure, „dass das wichtige Bemühen um ein Bundesinstitut für Fotografie von der Standort-Debatte so unschön überlagert wird.“
Nun werden die Gespräche mit der neuen Kulturstaatsministerin Claudia Roth fortgesetzt. Wobei, so Grütters` Einschätzung, alle aufpassen müssen, dass nicht am Ende das ganze Projekt gefährdet werde.