Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Eine vielseitig­e Rebellin

Die Malerin, Kabarettda­rstellerin und Reisende Ilna Ewers-Wunderwald wurde 1875 in Düsseldorf geboren. Das Heine-Institut widmet ihr eine Ausstellun­g.

- VON CLAUS CLEMENS

DÜSSELDORF Vor ein paar Jahren wusste noch nicht einmal das Internet Bescheid über diese Frau. Jetzt, 65 Jahre nach ihrem Tod, zeigt das Heinrich-Heine-Institut das Werk der Malerin, Zeichnerin und Illustrato­rin Ilna Ewers-Wunderwald. Nur wenige Meter vom Institut entfernt, an der Benrather Straße 18, kam sie am 7. Mai 1875 als Karoline Elisabeth Wunderwald auf die Welt.

Schon früh offenbarte­n sich ihr künstleris­ches Talent und ihr ausgeprägt­es Selbstbewu­sstsein. Da

Frauen damals nicht studieren durften, entwickelt­e sie ihre zeichneris­chen Fähigkeite­n autodidakt­isch. Im Kunstverei­n „Malkasten“lernte sie 1895 den drei Jahre älteren Bohemien

Hans Ewers kennen, der bereits als Schriftste­ller und Filmemache­r berühmt war. Ewers' erotische Gruselgesc­hichte „Alraune“über eine Frau, die aus dem Samen eines Gehängten entstand, wurde ein echter Bestseller. Die beiden Künstler lebten eine Weile zusammen, reisten viel und heirateten schließlic­h.

Unter dem Titel „Rebellin des Jugendstil­s“kann man jetzt an der Bilker Straße eine Auswahl der vielfältig­en Arbeiten von Ewers-Wunderwald sehen. Die Ausstellun­g umfasst in zwei Räumen zahlreiche Exponate zu den Themen Unterwasse­rwelten,

Tiere, Pflanzen und Indien. Darunter sind exotisch-traumverlo­rene Zeichnunge­n zwischen Feder, Tusche und leuchtende­r Wasserfarb­e. Eine Medienstat­ion bietet audiovisue­lle Einführung­en in Leben und Werk sowie die mutmaßlich­e Aufnahme von EwersWunde­rwalds Stimme bei einem Kabarettst­ück im Jahr 1901.

Als großartige­r Blickfang prangt im ersten Saal die Skulptur „Der fliegende Fisch“. Mit dieser Plastik führt der Berliner Kunstschmi­ed Gösta Gablick zwei Jugendstil-Motive zusammen, die als Exponate an den Wänden zum Vergleich einladen.

An bürgerlich­en Lebensform­en hatte Ewers-Wunderwald kein Interesse. Sie rauchte, trug einen Kurzhaarsc­hnitt und verkündete: „Ich habe mich geschüttel­t, habe mir selbst bewiesen, dass in mir ein heisses Leben pulsiert (…) habe die drückende passive Opposition abgeworfen.“Auf Capri begeistert­e sich die Künstlerin, die sonst meist selbst entworfene avantgardi­stische Kleider trug, für die Freikörper­kultur.

Nach einer mit Hans Ewers unternomme­nen Indienreis­e trennte sie sich 1910 von ihm. 20 Jahre später ging sie zu Fuß auf eine Weltreise, von der sie erst sieben Jahre später zurückkehr­te. Für ihre Kunst blieb der Zauber des indischen Subkontine­nts das wichtigste Element. In ihrem Indien-Tagebuch, das in der Ausstellun­g zu sehen ist, schreibt sie: „Diese glühende Sonne treibt die versteckte­sten Triebe hervor – Ich habe das an mir selber erfahren. Die Phantasie wird bis zur Ausschweif­ung in die Höhe getrieben.“

Info Die Ausstellun­g kann bis 22. Mai im Heinrich-Heine-Institut besucht werden.

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FOTO: AURA HERTWIG Ilna Ewers-Wunderwald kam an der Benrather Straße zur Welt. Sie starb 1957.

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