Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mehr Offensivpower ist gefragt
Wir schreiben die Fortsetzungsgeschichte der Debatte vor zwei Wochen, ob das System mit Dreierkette Borussias Offensive hemmt. Nur geht es diesmal um einen einzelnen Protagonisten in diesem 3-4-2-1: Stefan Lainers Aufgabe ist es, die rechte Seite zu beackern, was in dieser Grundordnung die gesamten 105 Meter zwischen beiden Eckfahnen umfasst. Gegen den Ball ist er Teil einer Fünferkette, mit dem Ball interpretiert er seine Rolle bestenfalls so offensiv, dass aus dem 3-4-2-1 ein 3-2-2-3 wird.
Dem Österreicher abzusprechen, ein Vorbild an Einsatz und Willenskraft zu sein, wäre natürlich respektlos. Besonders im ersten Jahr unter Marco Rose, mit dem Lainer aus Salzburg nach Gladbach gekommen war, agierte er als Missionar. Der Glaube, dass sie den Rose-Stil draufhat, musste bei der Mannschaft erst reifen. Lainer hat einmal referiert über die Kunst des bewussten Fehlpasses als Pressing-Auslöser. Der heute 29-Jährige war zu jener Zeit der optimale Vorkämpfer.
Während Lainer im Herbst einen Knöchelbruch auskurierte, von dem er sich zum Glück gut erholt hat, installierte Roses Nachfolger Adi Hütter dauerhaft eine Grundordnung mit sogenannten Schienenspielern auf den Flügeln. Zuletzt in der Länderspielpause ging es auch um die Strafraumbesetzung, zu der Lainer einen viel größeren Teil beitragen müsste. Oder aber müsste mit seinen Hereingaben zum Vorbereiter werden.
Am Samstag beim 1:1 in Bielefeld wurde für Lainer keine einzige „Shot-Creating Action“(SCA) notiert. Zu seiner Verteidigung: Ramy Bensebaini, sein Pendant, produzierte auch nur eine SCA, es war jedoch die Flanke auf Jonas Hofmann, der dann in der Mitte Alassane Plea den Ausgleich auflegte.
Luca Netz kreiert im Schnitt doppelt so viele Chancen, bei ihm sind ein paar ruhende Bälle dabei. Aus dem Spiel heraus ist Joe Scally in dieser Hinsicht der beste der etatmäßigen Flügelverteidiger. Dass für beide Teenager gerade kein Platz zu sein scheint, ist bedauerlich. Falls die Erfahrung aktuell den Ausschlag für Lainer gibt, spräche sie auch für Patrick Herrmann. Der vermeintliche Außenseiter „auf der Schiene“kann mit Abstand die besten Offensiv-Werte vorweisen. Und falls sich Hütter doch noch vom 3-4-2-1-System lösen sollte, wäre in einem 4-23-1 sogar für Lainer und Herrmann gemeinsam Platz.