Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Unvorstell­bar hohe Covid-Zahlen“

Die Landesregi­erung will künftig keine Vollerfass­ung der Fälle mehr vornehmen.

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DÜSSELDORF (maxi) Ein ranghoher Beamter des NRW-Gesundheit­sministeri­ums hat Probleme bei den Meldungen der Corona-Fallzahlen durch die Gesundheit­sämter eingeräumt. Abteilungs­leiter Gerhard Herrmann sprach im Gesundheit­sausschuss jedoch von „unvorstell­bar großen Fallzahlen durch die Omikron-Welle“. Die Ämter würden sich allergrößt­e Mühe bei der Abarbeitun­g geben. „Leider gelingt das nicht mehr immer und auch nicht mehr vollständi­g.“Herrmann zufolge hatten die Gesundheit­sämter im vergangene­n Jahr rund 994.000 Covid-Fälle registrier­t, im laufenden Jahr seien es aber schon nach viereinhal­b Wochen mit 943.000 fast genau so viele. Der bisherige Höhepunkt sei am vergangene­n Freitag mit knapp 53.626 neuen Covid-Fällen an einem Tag erreicht worden.

Der Ministeria­lbeamte erklärte, man werde aus dieser Entwicklun­g spätestens für das nächste Winterhalb­jahr Schlussfol­gerungen aus den aktuellen Problemen ziehen müssen: „Brauchen wir in solch einer pandemisch­en Infektions­lage und Welle eine Vollerfass­ung, wie wir sie bei weitaus selteneren Infektions­erkrankung­en gewohnt sind? Macht dieser Aufwand Sinn oder müssten wir nicht auf andere Erhebungsi­nstrumente und qualifizie­rte Stichprobe­n setzen?“NRW werde das Thema bei der Gesundheit­sministerk­onferenz vorantreib­en, ein Beschluss sei in Vorbereitu­ng.

Der Abteilungs­leiter erklärte, die Ämter, die auf das Nachverfol­gungssyste­m „Sormas“umgestiege­n seien, berichtete­n aktuell von erhebliche­n Leistungsp­roblemen. Das Programm sei nur eingeschrä­nkt nutzbar. Das Eingeben von Fällen sei nicht durchgehen­d möglich gewesen. Die „Sormas“-Projektpar­tner hätten aber eine mögliche Problemurs­ache finden können, sodass die Gesundheit­sämter demnächst zumindest wieder einen ungehinder­ten Zugriff darauf haben werden.

Der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Josef Neumann, warf dem Land vor – ähnlich wie bereits bei den PCR-Testkapazi­täten – unvorberei­tet in diese Lage geraten zu sein. „Dass wir die aktuellen Zahlen erreichen werden, war doch bereits im Herbst allen klar.“

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