Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Bekannt“heißt nicht „beliebt“
Hendrik Wüst, Herbert Reul und Yvonne Gebauer sind den meisten ein Begriff. In Sachen Vertrauen gab es beim „NRW-Check“ganz andere Bewertungen.
DÜSSELDORF Dass Wahlen immer auch mit Personen, nicht nur mit politischen Inhalten gewonnen werden, hat die Vergangenheit oft gezeigt. Dem damaligen CDUFraktionschef Armin Laschet, der als Herausforderer bei der Landtagswahl 2017 SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ablöste, wurde das Comeback seiner Partei durchaus als persönliche Leistung zugeschrieben. Laschets Beliebtheitswerte waren im Laufe des Wahlkampfes enorm gestiegen – damit siegte die CDU letztlich über die SPD.
Auch wenn weder der Posten des Ministerpräsidenten (oder der -präsidentin) noch das Landeskabinett direkt vom Volk gewählt wird, spielen Persönlichkeiten eine große Rolle. Wer ist bei der Wählerschaft überhaupt bekannt? Wem vertrauen die Bürger? Diese Fragen wurden den gut 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des „NRW-Checks“gestellt, einer Umfrage der NRW-Tageszeitungen zur Landtagswahl. Die Antworten zeigen, wem welche Probleme des Landes angehaftet werden – und dass Bekanntheit nicht automatisch Beliebtheit bedeutet.
Bei der Frage, welche Landespolitiker sie kennen (mit Antwortvorgaben), gaben die meisten Hendrik Wüst an. Der CDU-Politiker, der das Ministerpräsidentenamt von Armin Laschet erst nach der Bundestagswahl übernahm, ist 89 Prozent aller Befragten bekannt. Wüst kann wohl auch von seiner Präsenz in überregionalen Nachrichten als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz profitieren.
Ähnliches gilt für den nordrheinwestfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, der von 81 Prozent als bekannt angegeben wurde, gefolgt von Schulministerin Yvonne Gebauer mit 77 Prozent und Innenminister Herbert Reul (76 Prozent.) Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart kennen 68 Prozent, SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty 64 Prozent und Wüsts Stellvertreter, FDP-Politiker Joachim Stamp 42 Prozent. Die Grünen-Spitzenkandidatin Mona Neubauer ist nur jedem vierten Wähler ein Begriff (26 Prozent). AfD-Fraktionschef und Spitzenkandidat Markus Wagner kennen zehn Prozent.
In den Ergebnissen zur Frage, bei wem das Land in guten Händen ist, spiegelt sich die Unzufriedenheit der Bürger: Die Regierungsmitglieder der CDU genießen zwar ein vergleichsweise hohes Vertrauen im Volk: So bekommt Innenminister Reul im Schnitt 60 von 100 möglichen Punkten, Laumann und Wüst folgen mit 54 und 53 Punkten. Schulministerin und FDP-Politikerin Gebauer wird dagegen mit 29 Punkten abgestraft. Ihr bringen die Bürger am wenigsten Vertrauen entgegen. Familienminister Stamp, ebenfalls FDP, geben die Befragten immerhin 47 Punkte, Oppositionsführer Kutschaty (SPD) erreicht 45 Punkte, Pinkwart 44 Punkte.
Für alle anderen genannten Akteure im Landtag ist laut Umfrage das Vertrauen aufgrund der geringen Bekanntheit und/oder des großen Anteils derer, die sich keine Bewertung zutrauen, nicht darstellbar. Das gilt etwa für Grünen-Spitzenkandidatin Mona Neubaur und AfD-Politiker Markus Wagner.