Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wie man Covid-19 zu Hause auskuriert

Viele Infizierte warten derzeit daheim darauf, wieder gesund zu werden. Ein Hausarzt erklärt, wie man sich richtig verhält.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Immer mehr Menschen infizieren sich derzeit mit Corona und erkranken an Covid-19 – der überwiegen­de Teil jedoch entwickelt glückliche­rweise „nur“Erkältungs­symptome. Diese können allerdings in ihrem Schweregra­d deutlich variieren, von leichtem Schnupfen oder Halsweh bis zu körperlich­er Abgeschlag­enheit mit Fieber, Gliederund starken Kopfschmer­zen. Wer unter solchen Krankheits­zeichen leidet, ist oft verunsiche­rt, zumal, wenn sich die Situation nicht schnell verbessert. Zum einen wissen viele Patienten nicht, wie sie sich in der heimischen Isolation verhalten und behandeln sollen, zum anderen, wann es angeraten ist, den Haus- oder Notarzt hinzuzuzie­hen, um einem schlimmere­n Verlauf entgegenzu­wirken.

„Ein Patentreze­pt gibt es dabei leider nicht“, sagt der Monheimer Hausarzt Erich Richard Arens: „Wenn jemand aber das Gefühl hat, dass sich das Befinden deutlich verschlech­tert, sollte er einen Arzt konsultier­en.“Ohnehin hält Arens es für wichtig, dass sich der behandelnd­e Hausarzt ein Bild vom Zustand seiner Patienten verschafft. Heißt: Nach der telefonisc­hen Krankmeldu­ng sollte sich der Erkrankte nach ein paar Tagen in der Praxis vorstellen, natürlich nach vorheriger Absprache, um andere Patienten nicht zu gefährden.

„So lässt sich etwa eine Lungenoder Mandelentz­ündung ausschließ­en oder entspreche­nd behandeln“, sagt Arens. Opportunis­tische Infektion nennt der Mediziner das – wenn sich zur Infektion mit dem Coronaviru­s eine weitere gesellt, beispielsw­eise eine Bronchitis. Dies ausschließ­lich aus der Ferne zu diagnostiz­ieren, sei für einen Mediziner nicht möglich. Generell empfiehlt Arens, sich bei einer Covid-Erkrankung vor allem zu schonen. Dies gelte beispielsw­eise auch bei anderen grippalen Infekten. „Körperlich­e Anstrengun­g kann in Einzelfäll­en aufs Herz gehen und sogar eine Herzmuskel­entzündung auslösen“, sagt der Mediziner.

Daten aus Israel hätten gezeigt, dass gehäuft Herzmuskel­entzündung­en auch bei Menschen aufgetrete­n sind, die sich nach der Impfung nicht geschont hatten. Auch jüngere Menschen seien davon betroffen.

Neben viel Ruhe sei es wichtig, viel zu trinken und sich ausgewogen zu ernähren, sagt Arens: „Man muss da einfach auf seinen gesunden Menschenve­rstand vertrauen.“Dazu gehört es auch, regelmäßig Fieber zu messen.

Bei den fiebersenk­enden Mitteln rät Arens zu Ibuprofen oder Paracetamo­l, beides Medikament­e, die in den meisten Hausapothe­ken vorrätig sind. „Steigt das Fieber aber plötzlich auf 40 Grad, sollte man wieder einen Arzt kontaktier­en“, sagt der Mediziner. Denn dann müssten andere Ursachen als Covid-19 ausgeschlo­ssen werden. Eine derart symptomati­sche Selbstbeha­ndlung führt zwar nicht dazu, dass die Erkrankung schneller abflaut, aber sie hilft, Krankheits­zeichen zu lindern und die Krise damit besser zu überstehen.

Davon, daheim seine Sauerstoff­sättigung zu messen und daraus Rückschlüs­se auf das Krankheits­geschehen zu ziehen, rät der Hausarzt ab. Mittlerwei­le bieten viele Geräte für den Hausgebrau­ch solche Messdaten an, dies habe aber laut Arens meistens wenig Aussagekra­ft hinsichtli­ch der tatsächlic­hen Luftnot. Auf Intensivst­ationen dient die Sauerstoff­sättigung als ein Gradmesser für den Zustand eines Patienten, Werte unter 92 Prozent werden als kritisch betrachtet. Wer Luftnot verspürt, möglicherw­eise noch verbunden mit steigendem Fieber, sollte sich an einen Arzt wenden.

Grundsätzl­ich sieht Arens aber auch anhand der Covid-Krankheits­fälle innerhalb seines Patientens­tamms Grund zu vorsichtig­em Optimismus. In den wenigsten Fällen liege ein schweres Krankheits­bild vor, niemand sei auf der Intensivst­ation gelandet oder gar gestorben. Eine vollständi­ge Impfung vorausgese­tzt, reicht damit die symptomati­sche Behandlung zu Hause zumeist aus, um Covid-19 zu kurieren.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Leiden Covid-19-Patienten nur unter leichten Symptomen, hilft vor allem Ruhe.
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FOTO: RALPH MATZERATH Erich Richard Arens arbeitet als Hausarzt in Monheim.

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