Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie man Covid-19 zu Hause auskuriert
Viele Infizierte warten derzeit daheim darauf, wieder gesund zu werden. Ein Hausarzt erklärt, wie man sich richtig verhält.
Immer mehr Menschen infizieren sich derzeit mit Corona und erkranken an Covid-19 – der überwiegende Teil jedoch entwickelt glücklicherweise „nur“Erkältungssymptome. Diese können allerdings in ihrem Schweregrad deutlich variieren, von leichtem Schnupfen oder Halsweh bis zu körperlicher Abgeschlagenheit mit Fieber, Gliederund starken Kopfschmerzen. Wer unter solchen Krankheitszeichen leidet, ist oft verunsichert, zumal, wenn sich die Situation nicht schnell verbessert. Zum einen wissen viele Patienten nicht, wie sie sich in der heimischen Isolation verhalten und behandeln sollen, zum anderen, wann es angeraten ist, den Haus- oder Notarzt hinzuzuziehen, um einem schlimmeren Verlauf entgegenzuwirken.
„Ein Patentrezept gibt es dabei leider nicht“, sagt der Monheimer Hausarzt Erich Richard Arens: „Wenn jemand aber das Gefühl hat, dass sich das Befinden deutlich verschlechtert, sollte er einen Arzt konsultieren.“Ohnehin hält Arens es für wichtig, dass sich der behandelnde Hausarzt ein Bild vom Zustand seiner Patienten verschafft. Heißt: Nach der telefonischen Krankmeldung sollte sich der Erkrankte nach ein paar Tagen in der Praxis vorstellen, natürlich nach vorheriger Absprache, um andere Patienten nicht zu gefährden.
„So lässt sich etwa eine Lungenoder Mandelentzündung ausschließen oder entsprechend behandeln“, sagt Arens. Opportunistische Infektion nennt der Mediziner das – wenn sich zur Infektion mit dem Coronavirus eine weitere gesellt, beispielsweise eine Bronchitis. Dies ausschließlich aus der Ferne zu diagnostizieren, sei für einen Mediziner nicht möglich. Generell empfiehlt Arens, sich bei einer Covid-Erkrankung vor allem zu schonen. Dies gelte beispielsweise auch bei anderen grippalen Infekten. „Körperliche Anstrengung kann in Einzelfällen aufs Herz gehen und sogar eine Herzmuskelentzündung auslösen“, sagt der Mediziner.
Daten aus Israel hätten gezeigt, dass gehäuft Herzmuskelentzündungen auch bei Menschen aufgetreten sind, die sich nach der Impfung nicht geschont hatten. Auch jüngere Menschen seien davon betroffen.
Neben viel Ruhe sei es wichtig, viel zu trinken und sich ausgewogen zu ernähren, sagt Arens: „Man muss da einfach auf seinen gesunden Menschenverstand vertrauen.“Dazu gehört es auch, regelmäßig Fieber zu messen.
Bei den fiebersenkenden Mitteln rät Arens zu Ibuprofen oder Paracetamol, beides Medikamente, die in den meisten Hausapotheken vorrätig sind. „Steigt das Fieber aber plötzlich auf 40 Grad, sollte man wieder einen Arzt kontaktieren“, sagt der Mediziner. Denn dann müssten andere Ursachen als Covid-19 ausgeschlossen werden. Eine derart symptomatische Selbstbehandlung führt zwar nicht dazu, dass die Erkrankung schneller abflaut, aber sie hilft, Krankheitszeichen zu lindern und die Krise damit besser zu überstehen.
Davon, daheim seine Sauerstoffsättigung zu messen und daraus Rückschlüsse auf das Krankheitsgeschehen zu ziehen, rät der Hausarzt ab. Mittlerweile bieten viele Geräte für den Hausgebrauch solche Messdaten an, dies habe aber laut Arens meistens wenig Aussagekraft hinsichtlich der tatsächlichen Luftnot. Auf Intensivstationen dient die Sauerstoffsättigung als ein Gradmesser für den Zustand eines Patienten, Werte unter 92 Prozent werden als kritisch betrachtet. Wer Luftnot verspürt, möglicherweise noch verbunden mit steigendem Fieber, sollte sich an einen Arzt wenden.
Grundsätzlich sieht Arens aber auch anhand der Covid-Krankheitsfälle innerhalb seines Patientenstamms Grund zu vorsichtigem Optimismus. In den wenigsten Fällen liege ein schweres Krankheitsbild vor, niemand sei auf der Intensivstation gelandet oder gar gestorben. Eine vollständige Impfung vorausgesetzt, reicht damit die symptomatische Behandlung zu Hause zumeist aus, um Covid-19 zu kurieren.