Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie hoch die Gehälter im Rheinland sind
Um bis zu 4,7 Prozent steigen 2022 die Vergütungen im Schnitt, prognostiziert die Jobplattform Stepstone. Gute Leute haben viele Optionen, sagen Experten. Eine Studie zeigt, welches Einkommen in der Region üblich ist.
DÜSSELDORF In Bonn werden in NRW die höchsten Gehälter gezahlt. Düsseldorf liegt auf Platz zwei. Zugleich verdienen Bürger in NRW deutlich mehr als in den neuen Ländern mit einem jährlichen Mediangehalt von 43.940 Euro, allerdings weniger als in Hamburg (46.800 Euro), Baden-Württemberg (47.806 Euro), Bayern (46.800 Euro) und Hessen (47.840 Euro). Dies zeigt der erstmals erschienene Gehaltsreport der Jobplattform Stepstone, der Angaben von 620.000 Frauen und Männern auswertet.
Die Daten sind zwar nicht repräsentativ, aber sie zeigen die Trends. Verglichen werden die Median-Werte: Die eine Hälfte der Bürger verdient mehr als der Median-Wert, die andere Hälfte weniger. Dies ergibt ein besseres Bild als ein Durchschnittsgehalt, bei dem eine kleine Zahl an Topverdienern die Darstellung verzerren kann.
Die Studie zeigt große Unterschiede zwischen Branchen, Regionen und Berufen. In NRW liegen die Großstädte der Rheinschiene – Bonn, Köln, Leverkusen und Düsseldorf – ganz vorne. Dies liegt auch daran, dass sich hier einerseits Konzerne wie Telekom und die Post in Bonn, Lanxess und Ford in Köln, Bayer in Leverkusen oder auch Ergo und Henkel in Düsseldorf ballen, andererseits aber auch viele Dienstleistungsfirmen wie Unternehmensberater, Anwaltskanzleien oder Computerberater vertreten sind.
Im Gegenzug liegen die Gehälter am Niederrhein und im Ruhrgebiet etwas niedriger, was durch die etwas niedrigeren Mieten oder Immobilienpreise aufgefangen wird. Allerdings zeigen die Werte von Mülheim an der Ruhr (47.464 Euro) und Essen (45.552 Euro), dass Hochlohnfirmen wie Eon und RWE das Niveau heben können, auch weil sie im Umfeld viele Dienstleister beschäftigen.
Die Studie zeigt, wie der Bildungsabschluss das Gehalt bestimmt. Das jährliche Median-Einkommen von Akademikern liegt bei 59.696 Euro, so Stepstone. Nicht-Akademiker müssen einen Abschlag von einem Drittel hinnehmen und kommen auf 40.560 Euro. Anders formuliert: Jeder zweite Akademiker verdient rund 60.000 Euro und mehr, jeder zweite Nicht-Akademiker erhält weniger als rund 40.000 Euro.
Tatsächlich ist das Bild differenzierter: Bei Banken kommen Beschäftigte ohne Studium auf ein Median-Einkommen von 43.175 Euro, Handwerker kommen auf 41.600 Euro. Doch in den Pflegeheimen und Krankenhäusern liegt der Wert ohne Studium nur bei 36.656 Euro. Umgekehrt kommen Ärzte auf 78.317 Euro, Akademiker im Vertrieb oder bei Unternehmensberatungen auf rund 62.000 Euro.
Am Beispiel Düsseldorf zeigt die Untersuchung, wie sehr die Nachfrage die Gehälter treibt. Jeder zweite Beschäftigte ohne Führungsverantwortung erhält mehr als 47.840 Euro, mit Führungsverantwortung liegt der Median-Wert sogar bei traumhaften 94.431 Euro. In den Landeshauptstädten liegen Beschäftigte mit Personalverantwortung nur in München (96.987 Euro), Stuttgart (94.441 Euro) und Wiesbaden (99.840 Euro) besser als in Düsseldorf.
„Wir haben ganz allgemein einen Kandidatenmarkt“, sagt Maik Lehmann, Partner bei der Personalberatung IFP in Köln, „gute Leute haben viele Optionen, wo sie hingehen können, sie erhalten immer wieder interessante Angebote.“Von diesem Trend würden auch ältere Kollegen profitieren: „Der Bedarf nach Führungskräften ist in vielen Branchen groß. Das öffnet auch älteren Managern immer wieder neue Optionen.“
Stepstone rechnet damit, dass die Gehälter in Deutschland dieses Jahr zwischen drei und 4,7 Prozent steigen werden. „Arbeitgeber müssen und werden zwangsläufig attraktivere Gehälter zahlen, um gute Mitarbeiter zu halten und neue Talente zu gewinnen“, sagte Stepstone-Chef Sebastian Dettmers. Dabei zeigt die Untersuchung auch, wo es den höchsten Aufholbedarf bei der Bezahlung gibt: Bei Frauen liegt das Median-Einkommen bei 40.533 Euro im Jahr, bei Männern sind es 47.320 Euro. Das bestätigt sich bei den Berufsgruppen: Handwerkerinnen und Technikerinnen kommen auf 41.600 Euro, ihre männlichen Kollegen auf 45.448 Euro, im Personalbereich liegen die Werte bei 46.800 Euro (Frauen) und 52.000 Euro (Männer), Ärztinnen kommen auf 69.959 Euro, Männer liegen hier bei 93.600 Euro.