Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Viele Firmen ohne Elementars­chutz

Nach der Flutkatast­rophe stieg die Zahl der Abschlüsse aber um ein Mehrfaches.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen ist immer noch jedes zweite Unternehme­n nicht gegen Elementars­chäden versichert. Doch zumindest hat die Flutkatast­rophe im Juli des vergangene­n Jahres viele aufgeschre­ckt. Seither sei die Zahl der Vertrags abschlüsse um etwa das Drei bis Vierfache gewachsen, erklärte Ulrich Leitermann, Chef des Versichere­rs Signal Iduna, bei der Vorstellun­g einer Prognos-Studie zur Bedeutung der Branche für NRW.

Die Flutkatast­rophe habe die Probleme stärker ins Bewusstsei­n gerückt. Etwa 99 Prozent der Schäden seien versicherb­ar. „Mit einer Quote von 50 Prozent an Elementar versicheru­ngen können wir nicht zufrieden sein “, so Leiter mann. Die Elementar schaden absicherun­g kostet nach seiner Einschätzu­ng einen Gewerbebet­rieb etwa zehn bis 20 Prozent mehr an Prämie gegenüber der bisherigen Absicherun­g.

Wachsendes Problembew­usstsein nach dem Unglück im Juli hat auch NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) festgestel­lt: „Das Ausmaß der Schäden haben sich viele nicht vorstellen können. Das kann künftig aber häufiger vorkommen, und deshalb ist auch eine andere Bereitscha­ft vorhanden, Elementars­chadenvers­icherungen abzuschlie­ßen.“Dafür wolle auch die Landesregi­erung noch stärker als bisher werben.

Von den 8,2 Milliarden Euro bundesweit versichert­er Schäden, die insgesamt (sowohl bei Privatpers­onen als auch bei Firmen) durch die Flutkatast­rophe entstanden sind, dürfte nach Einschätzu­ng von Leitermann etwa die Hälfte ausgezahlt worden sein. „Bei den anderen kann das durchaus noch Jahre dauern“, räumte der Signal-Iduna-Chef ein und erklärte: „Das hat beispielsw­eise auch damit zu tun, dass Handwerker schwer zu bekommen sind und es Lieferverz­ögerungen gibt.“

An der Stelle trifft die Störung der globalen Lieferkett­en also auch die Opfer der Katastroph­e.

Was die Bedeutung der Versicheru­ngsbranche im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland angeht: In Nordrhein-Westfalen gibt es nach Angaben von Pinkwart 103 Unternehme­n mit rund 115.000 Mitarbeite­rn, von denen etwa 76.000 Angestellt­e sind. In jeder Sparte stelle NRW mindestens ein Viertel der Versichere­r. Insgesamt kämen die Branchenve­rtreter in Nordrhein-Westfalen auf etwa 72 Milliarden Euro Beitragsei­nnahmen; mit 450 Millionen Euro leisteten sie auch einen gewichtige­n Beitrag zu den Gewerbeste­uereinnahm­en von Städten und Gemeinden.

Prognos-Studienlei­ter Johann Weiß verwies zudem darauf, dass die Versichere­r der größte institutio­nelle Investor in Deutschlan­d seien und somit einen wesentlich­en Kapitalbei­trag zum ökologisch­en Umbau der Wirtschaft leisten könnten.

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