Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Viele Firmen ohne Elementarschutz
Nach der Flutkatastrophe stieg die Zahl der Abschlüsse aber um ein Mehrfaches.
DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen ist immer noch jedes zweite Unternehmen nicht gegen Elementarschäden versichert. Doch zumindest hat die Flutkatastrophe im Juli des vergangenen Jahres viele aufgeschreckt. Seither sei die Zahl der Vertrags abschlüsse um etwa das Drei bis Vierfache gewachsen, erklärte Ulrich Leitermann, Chef des Versicherers Signal Iduna, bei der Vorstellung einer Prognos-Studie zur Bedeutung der Branche für NRW.
Die Flutkatastrophe habe die Probleme stärker ins Bewusstsein gerückt. Etwa 99 Prozent der Schäden seien versicherbar. „Mit einer Quote von 50 Prozent an Elementar versicherungen können wir nicht zufrieden sein “, so Leiter mann. Die Elementar schaden absicherung kostet nach seiner Einschätzung einen Gewerbebetrieb etwa zehn bis 20 Prozent mehr an Prämie gegenüber der bisherigen Absicherung.
Wachsendes Problembewusstsein nach dem Unglück im Juli hat auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) festgestellt: „Das Ausmaß der Schäden haben sich viele nicht vorstellen können. Das kann künftig aber häufiger vorkommen, und deshalb ist auch eine andere Bereitschaft vorhanden, Elementarschadenversicherungen abzuschließen.“Dafür wolle auch die Landesregierung noch stärker als bisher werben.
Von den 8,2 Milliarden Euro bundesweit versicherter Schäden, die insgesamt (sowohl bei Privatpersonen als auch bei Firmen) durch die Flutkatastrophe entstanden sind, dürfte nach Einschätzung von Leitermann etwa die Hälfte ausgezahlt worden sein. „Bei den anderen kann das durchaus noch Jahre dauern“, räumte der Signal-Iduna-Chef ein und erklärte: „Das hat beispielsweise auch damit zu tun, dass Handwerker schwer zu bekommen sind und es Lieferverzögerungen gibt.“
An der Stelle trifft die Störung der globalen Lieferketten also auch die Opfer der Katastrophe.
Was die Bedeutung der Versicherungsbranche im bevölkerungsreichsten Bundesland angeht: In Nordrhein-Westfalen gibt es nach Angaben von Pinkwart 103 Unternehmen mit rund 115.000 Mitarbeitern, von denen etwa 76.000 Angestellte sind. In jeder Sparte stelle NRW mindestens ein Viertel der Versicherer. Insgesamt kämen die Branchenvertreter in Nordrhein-Westfalen auf etwa 72 Milliarden Euro Beitragseinnahmen; mit 450 Millionen Euro leisteten sie auch einen gewichtigen Beitrag zu den Gewerbesteuereinnahmen von Städten und Gemeinden.
Prognos-Studienleiter Johann Weiß verwies zudem darauf, dass die Versicherer der größte institutionelle Investor in Deutschland seien und somit einen wesentlichen Kapitalbeitrag zum ökologischen Umbau der Wirtschaft leisten könnten.