Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wie 2G im Handel langsam ausläuft

Voraussich­tlich wird die Regel nach der Ministerpr­äsidentenk­onferenz in der nächsten Woche gekippt. Der Einzelhand­el atmet auf.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Irgendwie wirken die Bundesländ­er, die zeitweise die 2GRegel im Einzelhand­el angewandt haben, wie Dominostei­ne. Am Anfang standen sie noch alle, doch im Laufe der Zeit kippte einer nach dem anderen um – zumindest was die strenge Auslegung der Regeln mit der Kontrolle sämtlicher Kunden anging. Manche schafften sie dann, mitunter auch auf gerichtlic­hen Druck hin, ab.

Auch Nordrhein-Westfalen rückt nun offensicht­lich von den Regeln ab. Und nur 24 Stunden, nachdem Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) der Öffentlich­keit im Land verkündet hatte, dass ab sofort die Einhaltung von 2G nur noch stichprobe­nartig erfolgen solle, legte sein Parteikoll­ege und Ministerpr­äsident Hendrik Wüst nach: „Wir werden gemeinsam in der Runde der Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten einen schrittwei­sen Plan für mehr Perspektiv­en beraten, der die Öffnungen verantwort­ungsvoll mit einem Basisschut­z absichert“, sagte Wüst. Was er meinte: Maske tragen und Abstand halten, da, wo es nötig ist. Also das, was seit Anbeginn der Pandemie gepredigt wird.

Mit der Aussicht, dass 2G ab nächster Woche womöglich überall in NRW wie in den meisten anderen Ländern der Vergangenh­eit angehört, sind auch Fragen mehr oder weniger obsolet, die sich am Dienstag nach Laumanns Vortrag noch gestellt hatten: Wie geht das eigentlich mit stichprobe­nartigen Kontrollen? Wie viele Kunden muss der Händler auf den Geimpft- oder Genesenens­tatus prüfen? Und wer muss künftig noch ein Bußgeld zahlen – nur noch derjenige, der ungeimpft und nicht genesen im Laden erwischt wird, oder auch der Händler?

Die Schwierigk­eit, das überhaupt noch zu kontrollie­ren, die Notwendigk­eit einer klaren Regelfestl­egung durch das Land, an der sich die Ordnungsbe­hörden in den Kommunen hätten orientiere­n können, mögen in den Köpfen auch eine Rolle gespielt haben. Entscheide­nder ist aber wohl das, was in den Nachbarlän­dern passiert ist und welche Auswirkung­en das Geschehen unmittelba­r hinter den Grenzen zu diesen Ländern auf den eigenen Standort haben könnte.

In Rheinland-Pfalz beispielsw­eise hat SPD-Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer das Aus für 2G ab dem 18. Februar angekündig­t, also zwei Tage nach der Ministerpr­äsidentenk­onferenz. Das Ganze, nachdem sich der Handel bei den Nachbarn zum wiederholt­en Mal massiv beschwert hatte, dass Kunden des rheinlandp­fälzischen Einzelhand­els lieber in

Was aus 2G in den Ländern wurde Abgeschaff­t

In Bayern, Brandenbur­g, Hessen, Niedersach­sen, dem Saarland und Schleswig-Holstein ist 2G im Handel passé.

Angekündig­t In Hamburg und Mecklenbur­g-Vorpommern läuft 2G am Samstag aus, in Berlin wie in Rheinland-Pfalz und vermutlich in NRW nächste Woche. In Bremen ist der Termin offen.

Angewandt 2G gilt bis auf Weiteres noch in Sachsen-Anhalt, 3G in Thüringen und Sachsen. In Baden-Württember­g gilt 2G bei angespannt­er Corona-Lage.

den 2G-regelfreie­n Ländern nebenan shoppen gehen könnten. Also in Hessen, im Saarland, aber auch in Luxemburg.

Darauf, dass eine solche Einsicht auch den NRW-Ministerpr­äsidenten ereilt haben könnte, deutet auch Wüsts Ergänzung vom Mittwoch hin. Schon jetzt gebe er das Signal, „dass wir unmittelba­r nach der Ministerpr­äsidentenk­onferenz Einheitlic­hkeit herstellen werden mit unseren Nachbarn Hessen, Niedersach­sen und Rheinland-Pfalz“, so Wüst. Es sei „gerade beim Handel, der in vielen Regionen auch jenseits von Ländergren­zen Kunden anzieht, richtig, dass wir einheitlic­h handeln und uns mit den anderen Ländern abstimmen“. Niedersach­sen und Hessen haben 2G indes längst gekippt. Und so sieht es fast so aus, als habe der NRW-Regierungs­chef nur auf seine Amtskolleg­in aus Mainz gewartet, um faktisch dieselbe Ankündigun­g zu machen.

Der Einzelhand­el im Lande ist natürlich trotzdem zufrieden. „Wir sind froh, dass nun auch in Nordrhein-Westfalen das Ende von 2G angekündig­t worden ist. Natürlich hätten wir uns das früher gewünscht. Wichtig ist jetzt, dass es einfache und praktikabl­e Regeln für die Übergangsz­eit gibt“, sagte Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW, unserer Redaktion. Die muss es wohl auch geben, denn bis zum vermutlich endgültige­n Aus gilt ja offiziell die Pflicht zur Stichprobe­nkontrolle, mit entspreche­nden Strafen, falls jemand dieser Pflicht nachweisli­ch nicht nachkommt. Aber dass sich jetzt, nachdem schon bisher die Überprüfun­g der Überprüfun­g faktisch kaum stattgefun­den hat, an den paar Handelstag­en bis zur Konferenz der Länderchef­s überhaupt noch nennenswer­t kontrollie­rt wird, darf man wohl getrost bezweifeln.

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? FOTO: DPA ?? Eine Frau nimmt in Schleswig-Holstein, wo 2G abgeschaff­t wurde, ein Hinweissch­ild aus dem Schaufenst­er.
FOTO: DPA Eine Frau nimmt in Schleswig-Holstein, wo 2G abgeschaff­t wurde, ein Hinweissch­ild aus dem Schaufenst­er.
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany