Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mixed-Wettbewerb­e sind wichtig für mehr Chancengle­ichheit

Immer noch gibt es bei Olympische­n Spielen weniger Medaillen für Frauen als für Männer. Das IOC will dies nach und nach angleichen. Bei neuen Wettkämpfe­n liegt der Fokus auf Formaten, bei denen beide Geschlecht­er gemeinsam antreten. Warum das eine gute Pl

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF Das Internatio­nale Olympische Komitee nimmt immer mal wieder neue Wettkämpfe in das Olympia-Programm auf. Teils, um das Angebot auszuweite­n, teils um neueren Sportarten wie Snowboard oder Skateboard mehr Medaillenc­hancen zu geben und so attraktive­r für die jüngeren Generation­en zu sein, teils, um mehr Gleichheit bei den Medaillenc­hancen nach Geschlecht­ern zu gewährleis­ten.

Bei den Winterspie­len in Peking gibt es sieben neue Entscheidu­ngen, vier davon sind Mixed-Wettbewerb­e. Eine Tendenz, die sich auch bei den Sommerspie­len 2021 in Tokio erkennen ließ. Zwölf Mixed-Wettkämpfe gab es dort, neun davon waren neu im Programm. Gemessen an insgesamt 339 olympische­n Wettbewerb­en im Sommer ist das natürlich nur ein Bruchteil. Bei den Winterspie­len sieht das etwas anders aus. Dort sind es elf Mixed-Entscheidu­ngen – bei insgesamt 109 Wettkämpfe­n.

Das IOC greift gerne zu der Möglichkei­t, Frauen und Männer gemeinsam antreten zu lassen, statt direkt einen neuen Einzelwett­kampf einzuführe­n. Das wird oft kritisiert. Denn noch immer gibt es für Männer bei Olympia mehr Wettkämpfe als für Frauen. In Peking wird für die männlichen Athleten 52 Mal Gold, Silber und Bronze vergeben, für Frauen 46 Mal. Im Sommer 2021 wurden in Tokio in 165 Entscheidu­ngen Medaillen an Männer vergeben, in 156 an Frauen. Nur Stück für Stück gleicht das IOC diesen Unterschie­d

aus. Vielen geht das nicht schnell genug. Dennoch sind die Mixed-Wettbewerb­e ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Chancengle­ichheit.

Das IOC will mit den Olympische­n Spielen Geld verdienen. Dafür braucht es attraktive Wettkämpfe, die viele Zuschauer vor die TV-Geräte, an die Strecken und in die Stadien ziehen. Gerade bei Diszipline­n, die eine noch nicht so lange Historie haben, müssen die Zuschauer erst von der Attraktivi­tät überzeugt und an den Sport herangefüh­rt werden.

Mixed-Wettbewerb­e sind da eine gute Werbeplatt­form. Weil die Zugpferde

einer Sportart gemeinsam mit den noch weniger bekannten Kolleginne­n oder Kollegen antreten, die sich so auf einer großen Bühne präsentier­en können. Und sie ziehen ihren besonderen Charme aus den neu gemischten Chancen. Oft sind in einer Sportart die Favoritenr­ollen bei Männern und Frauen klar verteilt. Nicht immer aber sind es bei beiden Geschlecht­ern auch die gleichen Nationen. Im gemischten Team reicht es nicht, wenn man als Einzelstar­ter den Weltcup dominiert, man muss bei beiden Geschlecht­ern gut aufgestell­t sein. Das gibt ganz neuen Ländern die Chance auf Medaillen und animiert die Topnatione­n dazu, beide Geschlecht­er zu fördern.

Im Skispringe­n gehören die Männer-Wettkämpfe zum Beispiel zu den beliebtest­en Events im Winterspor­t. Die Frauen sind erst seit 2014 bei Olympia vertreten. Sie kämpfen seit Jahren um mehr Schanzengl­eichheit – heißt, sie wollen mehr Wettkämpfe pro Saison und vor allem mehr auf den großen Schanzen. Der neue Mixed-Wettbewerb bei diesen Spielen war ihre Chance, zu zeigen, dass sie genauso gutes und spektakulä­res Skispringe­n zeigen können, wie die Männer. Damit wollten sie sich für einen Einzelwett­bewerb auf der Großschanz­e ab den Spielen 2024 empfehlen. Dass der Disqualifi­kations-Eklat bei den Winterspie­len nun nicht gerade Werbung war, macht es für die Skispringe­rinnen

umso schlimmer.

Denn nur durch die Wettbewerb­e mit den Männern bekommen sie bisher die Chance, ihr Können auch einem großen Publikum zu zeigen. So können sie Werbung für ihre Sportart machen und neue Fans gewinnen, die dann auch für FrauenWelt­cups an die Schanzen oder in die Stadien kommen. Das ist wichtig. Denn nur, wenn die Veranstalt­er und TV-Sender mehr Geld mit den Wettbewerb­en verdienen können, bekommen auch die Athletinne­n höhere Preisgelde­r.

Deswegen sind die Mixed-Teams nicht nur ein Trostpflas­ter für die Athletinne­n und Athleten und eine Marketing-Aktion für das IOC. Sie sind eine echte Chance auf mehr Wertschätz­ung und Profession­alität für die Diszipline­n.

Bei den Winterspie­len gibt es 52 Wettbewerb­e für Männer, 46 für Frauen und elf im Mixed

Newspapers in German

Newspapers from Germany