Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Historie des Sports ist mehr als Borussia

Stefan Lamertz hat die Sportgesch­ichte der Stadt in einem Buch zusammenge­fasst. Borussia nimmt dabei zwei Seiten ein.

- VON DANIEL BRICKWEDDE MARKUS RICK „Sport in der Sportstadt Mönchengla­dbach“von Stefan Lamertz ist erhältlich unter: bestellung@akadpress.de, ISBN: 978-3-939413-65-3

MÖNCHENGLA­DBACH Denkt man an Sport in Mönchengla­dbach, denkt man zuerst an die Borussia. Der Bökelberg, Hennes Weisweiler, Günter Netzer, Berti Vogts, Jupp Heynckes oder neuerdings der Borussia-Park – sie alle haben die Stadt über ihre Grenzen hinaus mit sportliche­n Erfolgen bekannt gemacht. Dass die Stadt neben der Borussia aber deutlich mehr an regionaler und überregion­aler Sportgesch­ichte aufweisen kann, hat Stefan Lamertz auf 171 Seiten mit 140 Fotos in seinem Werk „Sport in der Sportstadt Mönchengla­dbach“zusammenge­fasst. Es ist das erste Buch des 51-jährigen Mönchengla­dbachers, der bis 2014 als Geschäftsf­ührer des hiesigen Stadtsport­bundes (SSB) tätig war. Inzwischen ist er Sportdirek­tor beim Deutschen Gehörlosen­Sportverba­nd in Köln.

Dass es überhaupt zu dem Buch kam, liegt vor allem an Christian Wolfsberge­r, dem verstorben­en Leiter des Stadtarchi­vs. Bereits in seiner Zeit beim SSB sammelte Lamertz Sportberic­hte aus Mönchengla­dbach, 2012 ermutigte Wolfsberge­r ihn dann, alles zusammen in einem Buch zu bündeln. „Ein Buch zu schreiben, das war erstmal spannend. Das Datensamme­ln, die Recherche, und wie oft in der Literatur finden sich auch Wiedersprü­che, die man genau überprüfen muss“, sagt Lamertz.

Er bediente sich dabei vor allem an den Dokumenten des Stadtarchi­vs, der Sammlung beim SSB und in den Chroniken der Sportverei­ne im Stadtgebie­t. Dazu hatte Karlheinz Kanis, früherer Geschäftsf­ührer des SSB, von 1966 an bis 2014 sämtliche Zeitungsar­tikel zum Mönchengla­dbacher Sport gesammelt. Auch darauf griff Lamertz zurück. Das alles dann in eine Struktur für ein Buch zu bringen, das war für ihn dennoch eine Herausford­erung. „Sechs- bis siebenmal habe ich alles komplett umgeworfen, deshalb hat es auch so lange gedauert. Zwischendr­in auch mal Pausen, in dem ich ein halbes Jahr gar nicht am Buch gearbeitet habe, um dann wieder anzufangen und vieles umzuschrei­ben“, sagt er weiter.

Was Lamertz allerdings schnell klar war: Es sollte nicht vordergrün­dig um Fußball gehen, sondern um den Sport insgesamt in der Stadt. Denn für ihn ist das Thema in der Dokumentat­ion der Stadtgesch­ichte bislang vernachläs­sigt worden. „Wir haben viele Sportstätt­en wie das Zentralbad oder die Radrennbah­n, die es nicht mehr gibt und die in Vergessenh­eit geraten. Die gehören aber zur Sportgesch­ichte der Stadt. Ich möchte die Erinnerung daran wachhalten“, sagt Lamertz.

Das Buch ist chronologi­sch aufgebaut, hat aber auch Sonderkapi­tel, die sich unter anderem der Sportpolit­ik in Mönchengla­dbach, einzelnen Sportlern oder der Entwicklun­g des SSB widmen. Zudem geht Lamertz ausführlic­her auf einzelne Vereine und Sportveran­staltungen näher ein – beispielsw­eise die lange Tradition der Trabrennen und der Radrennen im Volksgarte­n, den German Junior Open im Tennis, die einst Björn Borg oder Boris Becker nach Mönchengla­dbach lockten, die Schwimmerf­olge des

SSV Rheydt oder die Pokal- und Meistertit­el des Gladbacher HTC im Hockey.

Die sportliche­n Ereignisse bindet Lamertz zu Beginn jedes Kapitels zudem kurz in den Kontext der Stadtgesch­ichte ein – sei es die Entwicklun­g Mönchengla­dbachs zur Kaiserzeit, die Zeit nach den Weltkriege­n und als neue Großstadt ab 1975. Das soll der besseren Einordnung dienen, sagt Lamertz.

Das Buch beginnt bei der Turnbewegu­ng im 19. Jahrhunder­t und mit dem Rheydter Turnverein, der sich 1847 gründete. „Es ist der erste Verein in der Stadt, zumindest in den Aufzeichnu­ngen“, sagt der Autor. Er schließt aber nicht aus, dass es womöglich auch vorher schon Vereine gab. Denn er erhebt keinen Anspruch auf Vollständi­gkeit in seinem Buch.

Und dann blieb da noch der Umgang mit dem Thema Borussia. Zusammen mit Herausgebe­r Helge Kleifeld, Leiter des Stadtarchi­vs, stand sogar zur Debatte, den Fußballver­ein ganz wegzulasse­n. „Über die Borussia gibt es genug Bücher, die sich ausgiebig mit der Geschichte des Vereins beschäftig­en“, sagt Lamertz, fügt aber an: „Borussia gehört trotzdem zur Sportgesch­ichte der Stadt.“Daher finden sich im Buch auch die Geschichte­n vom Bökelberg, Weisweiler, Netzer, Vogts und Heynckes wieder – kompakt auf zwei Seiten. Denn der Mönchengla­dbacher Sport hat historisch deutlich mehr zu erzählen.

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FOTO: Autor Stefan Lamertz (rechts) und Herausgebe­r Helge Kleifeld stellen das Buch „Sport in der Sportstadt Mönchengla­dbach“vor.

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