Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Collagen von Karl-Josef Weiß-Striebe – zwischen Zufall und Absicht

Der c/o-Künstler zeigt im städtische­n Projektrau­m EA 71 Werke aus vermeintli­ch zufällig gefundenen Materialie­n – auch aus dem Papierkorb.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS Bis 20. Februar, Sa. und So. von 12 bis 16 Uhr, es gilt die 2G-Regel.

MÖNCHENGLA­DBACH Unter der Woche müssen sich potenziell­e Betrachter mit dem Blick durch die Schaufenst­er des städtische­n Projektrau­ms EA 71 begnügen. Doch sie sollten nach Möglichkei­t an einem Samstag oder Sonntag zu Karl-Josef Weiß-Striebes Ausstellun­g „Collagen“wiederkehr­en. Im flüchtigen und zugleich komplexen Ausdruck verdienen die Arbeiten die unmittelba­re Annäherung.

Die Collagen entstanden aus vermeintli­ch zufällig gefundenen Dingen, wie Papier, Pappe, Holz und Malereien, Zeichnunge­n sowie gedruckten Bildelemen­ten. Die Hängung mittels Büroklamme­rn unterstrei­cht den Ausdruck von Spontaneit­ät und Werkstattc­harakter. Zudem ließ der Künstler zuweilen im Schaffensp­rozess „passierte“Ereignisse stehen.

Die kleineren Exponate seien die Vorarbeite­n zu den beiden großen Formaten an den Wänden rechts und links der Tür, erklärt er. In der augenfälli­gen Verwandtsc­haft sind die großen Collagen doch sehr verschiede­n. Die eine Arbeit ist auf die Fläche bezogen, während die andere in reliefarti­ger Annäherung haptisch ausgeprägt ist. Hier addiert Weiß-Striebe Räume und Nischen, um Bildelemen­te zu inszeniere­n, darunter in zweifacher Ausführung ein Kinderfoto des inzwischen 71-Jährigen. Zum verwendete­n Material verrät er: „Ich habe im Grunde aus dem Papierkorb gearbeitet. Darunter sind auch Reste von eigenen Arbeiten, die hier wieder auftauchen. Spontaneit­ät bleibt, wird aber doch gleichzeit­ig zurückgeno­mmen durch den gestalteri­schen Willen“.

So durchbrech­en denn auch Ahnungen von Figur und Architektu­relementen die informelle Gestaltung. Der Künstler bekennt sich zu einer experiment­ellen Suche, die Raum lässt für sich verselbsts­tändigende Formen. „Da ist keine Kontrolle im Inhaltlich­en, sondern nur eine Kontrolle im Gestalteri­schen“, sagt er. In der Betonung des dreiteilig­en Aufbaus assoziiere­n einige Collagen Bühne und Triptychon. Hier und da sind Fußabdrück­e einbezogen, inspiriert von der Beobachtun­g des Alltäglich­en. „Wenn man sich Bürgerstei­ge ansieht, liegen hier oft fertige Bilder. Wir Menschen hinterlass­en Spuren, die sich manchmal zum Bild zusammenfü­gen, ohne dass wir das wollen“, so der 71-Jährige.

„Irgendwann gingen mir die geordneten Bildformen auf den Geist“, sagt er zu Elementen, die „passiert“sind und er zugelassen hat. Mit der Ausstellun­g „Mängelexem­plar“vor zwei Jahren habe er begonnen, auch Schadhafte­s einzubezie­hen. Als großes Thema bezeichnet Weiß-Striebe die Auseinande­rsetzung mit der Bilderflut unserer Zeit, die den Wert eines Bildes beeinträch­tige. „Mir geht es eher darum, die Flut der Bilder zu bändigen. Doch das Thema verselbsts­tändigt sich und wird wieder zu eigenen Bildern. Ich komme da nicht raus“, bekennt der Künstler.

Info

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FOTO: MARKUS RICK Die neuen Werke von Karl-Josef Weiß-Striebe sind jetzt im EA 71 zu sehen.

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