Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Der Musik-Lotse geht von Bord
Jörg Enderle hat das musikalische Profil des Gymnasiums wesentlich mitgeprägt. Nun geht er in den Ruhestand. Als Bandleader bleibt er den Schülern aber weiter erhalten.
JÜCHEN An der Wand im Musikraum hängt ein Foto mit den Unterschriften der Musiker der Big Band des WDR. Auf das Bild ist Musiklehrer Jörg Enderle stolz, schließlich hatte die Big Band des Gymnasiums Jüchen mit den Kollegen aus Köln zusammen 2015 ein Konzert gegeben – eines der Highlights der Schulbands von der Stadionstraße. Deren Dirigent und Manager geht nun beruflich von Bord. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde der Bedburdycker in den Ruhestand verabschiedet. Als Bandleader der Big Band und der Concert Band bleibt der 63-Jährige Schülern und Musikfans aber erhalten.
Die Musikförderung gehöre zu den wichtigen Profilen des Gymnasiums Jüchen, erklärt Simon Förtsch. Der 32 Jahre alte Musiklehrer zählte zu den ersten Schülern von Enderle am 1999 gegründeten Gymnasium. Enderle ist, wie er selbst sagt, das letzte noch aktive „Gründungsmitglied“im Lehrerkollegium. Vorher hatte Enderle, der Musik und Geschichte studiert hat, am Rittersberg-Gymnasium in Kaiserslautern die Big Band aufgebaut. Auch in Jüchen hatte er viel vor. Bald lud er die Big Band aus RheinlandPfalz zum Konzert nach Jüchen ein. „Wenn wir wollen, können wir hier so etwas in drei Jahren auch haben“, sagte er damals. Man wollte.
Ein Erfolgsrezept für das MusikProfil an der Schule, zu dem Enderle wesentlich beigetragen hat: „Alle Schüler haben die Möglichkeit,
in der fünften und sechsten Stufe ein Blasinstrument zu erlernen“, erläutert er. Für die Bläserkurse mit je 30 Schülern kooperiert das Gymnasium mit der Kreisjugendmusikschule. Musikschullehrer unterrichten zusätzlich zum Schulunterricht, den Kindern werden Leih-Instrumente gestellt. Einer der Vorteile dieses Modells: Über die vielen Nachwuchsmusiker lässt sich die Besetzung der Bands steuern. „Saxophon ist am beliebtesten, doch wir haben nur fünf davon für die Kurse. Wir können aber Schüler überzeugen, etwa Klarinette, Posaune,
Trompete oder Tuba zu lernen“, berichtet Förtsch.
Aus den Bläserkursen kommt Verstärkung für drei Bands. Neben der Big Band mit rund 20 Musikern, die unter anderem Rock, Swing und Latin spielt, gibt es die größere Concert Band, zu deren breitem Repertoire etwa Medleys und Filmmusik gehören. Die Swing Kids sind eine Nachwuchsband. In den Bands würden die jungen Musiker unter anderem Teambildung lernen, gemeinsam mit anderen auch Schwereres anpacken, sagt Enderle. Viertes Ensemble sind die Swinging Parents – musizierende Eltern. Die Reihe der Erfolge ist lang: Je zwei erste und zweite Preise bei „Jugend jazzt“auf Landesebene, vier aufgenommene CDs, Konzerte vor zuweilen 600 Zuhörern. Big Band und Concert Band sorgten viele Male bei den Neujahrskonzerten für einen gelungenen Jahresanfang, Enderle hofft, dass das wegen Corona verschobene Event am 3. April möglich sein wird.