Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Kaufmann von Venedig“feiert Premiere
„Der Kaufmann von Venedig“ist eines der bekanntesten Theaterwerke von William
Shakespeare (Foto). Das Drama ist aufgrund der Darstellung des Juden Shylock auch eines der umstrittensten. Es wurde am 10. Februar 1605 vor dem englischen König Jakob I. uraufgeführt. Shakespeare verknüpfte verschiedene Motive, die in Europa bereits seit Jahrhunderten erzählt wurden. Antonio, ein venezianischer Kaufmann, möchte seinen Freund Bassiano unterstützen, der auf Brautwerbung ist. Dafür muss er Schulden machen. Er unterschreibt beim jüdischen Verleiher Shylock einen Schuldschein. Nach dem Papier muss er, sollte er das Geld nicht zurückzahlen können, ein Stück seines Fleisches geben. Als Bassiano mit seiner Braut Portia nach Venedig zurückkehrt, findet er den Freund in Bedrängnis. Die Schiffe, die der Kaufmann ausgeschickt hat, sind nicht zurückgekehrt. Er muss seinen Schuldschein einlösen. Shylock besteht darauf, ein Pfund Fleisch aus seinem Körper zu schneiden. Die als Anwalt verkleidete Portia rettet Antonio: Sie erinnert daran, dass Shylock zwar Recht auf das Fleisch habe, dabei aber kein Blut vergießen dürfe – Antonio entkommt den Forderungen. Aufgrund der negativen Charakterisierung Shylocks wird dem „Kaufmann von Venedig“oft Antisemitismus vorgeworfen. Antisemitische Motive waren im Theater zu Zeiten Shakespeares nicht ungewöhnlich. Zu seiner Verteidigung wird angeführt, dass er in vielen seiner Werke Figuren einführte, die das Böse symbolisierten, etwa Richard III. und Lady Macbeth. Trotzdem bleibt die Figur des Shylock problematisch, besonders in Deutschland. Denn auch die Nationalsozialisten nutzten das Werk für ihre antijüdische Propaganda.