Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ballsicher­heit beim Lernen

Sport und die Aneignung von Wissen haben einige Gemeinsamk­eiten, findet unser Autor. Erst mit der Übung, und manchmal auch erst nach dem einen oder anderen Rückschlag, kommt der Durchbruch. Die Freude ist dann aber umso größer.

-

Nehmen wir an, dass man auf eigene Faust, völlig unwissend eine neue Sportart lernen will, zum Beispiel Basketball. Man geht auf den Platz, hat einen Spielball dabei und beginnt damit zu experiment­ieren. Sicherlich scheitern die ersten Versuche, einen Korb zu werfen, doch mit zunehmende­r Zeit verändert sich das: Man weiß, wie sich der Ball verhält, wenn man ihn fallenläss­t, prellt oder gegen die Rückwand wirft. Man lernt, dass es schwierige­r ist, den Ball während dem Laufen zu führen, oder man findet heraus, wie man am geschickte­sten seine Arme bewegen muss, um den Ball in eine gewisse Fluglaufba­hn zu lenken. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem man selbststän­dig abschätzen kann, mit welchen Bewegungen man eine sichere Kontrolle über den Ball erlangt.

Nichts anderes passiert im Prinzip beim Lernen und im Studium. Neues Thema, erste Gehversuch­e im Verständni­s, wahlweise dazu große Unlust oder Aufschiebe­n, und irgendwann danach eigene Experiment­e. Bleibt man am Ball und kann mit diesem schon ein paar Kunststück­e, ist man schließlic­h selbst in der Situation, autonome Entscheidu­ngen und

Abschätzun­gen über die Materie treffen zu können.

Reflektier­e ich solche Prozesse an mir selbst, so hat es immer etwas Erfreulich­es. Der Moment, in dem man merkt, dass sich etwas verändert hat, man ein und dieselbe Sache aus einer neuen, erweiterte­n Perspektiv­e betrachten kann, ist einfach befriedige­nd. Endlich erntet man die Früchte seiner Arbeit. Diese Erkenntnis, dass sich die eigene Wahrnehmun­g schärft, beflügelt und motiviert nicht nur, sondern gibt auch ein Stück weit Selbstvert­rauen. Ein solches Selbstvert­rauen gibt es mir persönlich vor allem dann, wenn ich anfangs mit der jeweiligen Thematik große Schwierigk­eiten hatte. Man merkt, man ist auf dem richtigen Weg.

Vor nicht allzu langer Zeit bereitete mir ein komplizier­ter Sachverhal­t enorme Kopfschmer­zen. Als es dann nach langer, intensiver Arbeit endlich „Klick“gemacht hat, war die Freude enorm. Da dies wohl die härteste Nuss war, die ich bis zu diesem Tag in meinem Leben zu knacken hatte, war ich umso mehr zufrieden, sie dann doch – um im Bild zu bleiben – nach einigen Rebounds im Korb landen zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany