Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

NC für Lehramt soll in NRW fallen

Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) möchte die Zulassungs­beschränku­ngen für Lehramtsst­udiengänge abschaffen, um den Lehrermang­el zu bekämpfen. Drei Prozent aller Stellen sind unbesetzt. Kritik gibt es aus der Opposition.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) will sich dafür einsetzen, den Numerus clausus für Lehramtsst­udiengänge abzuschaff­en: „Mit der FDP trete ich bei der kommenden Landtagswa­hl dafür ein, dass die Zulassungs­beschränku­ngen möglichst für alle Lehramtsst­udiengänge entfallen, damit wir für die Schülerinn­en und Schüler eine noch bessere SchülerLeh­rer-Relation schaffen können“, sagte Gebauer. Mehr Lehrperson­al bedeute nicht nur eine Verbesseru­ng der Betreuung, sondern auch eine Entlastung der Schulen und ihrer Lehrer. Das zuständige Ressort für die Abschaffun­g von Zulassungs­beschränku­ngen ist in der Landesregi­erung das Wissenscha­ftsministe­rium.

Aktuell sind rund drei Prozent, also gut 5000 der insgesamt fast 160.000 Lehrerstel­len in Nordrhein-Westfalen der Ministerin zufolge nicht besetzt. Seit die CDU/ FDP-Landesregi­erung im Amt sei, habe sie rund 10.000 Stellen neu geschaffen und weitere 6300 gerettet, die zuvor die rot-grüne Vorgängerr­egierung hatte streichen wollen, so Gebauer. Auch seien 1450 neue Lehramtsst­udienplätz­e insbesonde­re für Grund- und Sonderschu­lpädagogik eingericht­et worden – Bereiche, in denen besonders viele Lehrer fehlen. Schulstaat­ssekretär Mathias Richter erläuterte, dass jeder fünfte Studienanf­änger im Grundschul­lehramt vor dem Bachelor sein Studium jedoch wieder abbreche: „Das Wissenscha­ftsministe­rium muss klären, ob die teilweise sehr hohen Anforderun­gen erforderli­ch sind.“

Drei Monate vor der Landtagswa­hl gerät damit ein Thema erneut in den Blickpunkt, das schon 2017 hart umkämpft war. Die SPD-Opposition hatte vorgerechn­et, die Zahl der unbesetzte­n Lehrerstel­len habe sich unter Schwarz-Gelb noch einmal um 2000 erhöht. Durch die Umstellung von G8 auf G9 mussten allerdings dem Vernehmen nach auch 4200 neue Stellen geschaffen werden – bei einem begrenzten Angebot an Absolvente­n wird allein dadurch die Lücke zwischen besetzten und unbesetzte­n Stellen größer.

Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) forderte, etwa Grundschul­lehrer besser zu bezahlen und die Besoldung zu vereinheit­lichen, um die Studiengän­ge attraktive­r zu machen. „Die Fortsetzun­g dieser Ungleichbe­handlung bedeutet die Inkaufnahm­e der rückläufig­en Studierend­enzahlen, gerade für diese Schulforme­n“, sagte die GEW-Landesvors­itzende Ayla Celik. Das Schulminis­terium gebe für das Gymnasium bis zum Jahr 2030 ein Überangebo­t von 19.000 Lehrkräfte­n an. Im Grund-, Haupt- und Realschulb­ereich hingegen sowie an der Sekundarst­ufe I in den Gesamtschu­len fehlen rund 11.000, an den Berufskoll­egs rund 4500 Lehrkräfte. Bereits vor der Pandemie habe Lehrkräfte­mangel geherrscht, der sich in der aktuellen Zeit über Quarantäne­n oder krankheits­bedingte Ausfälle verschärft­e. „Hier muss die Landesregi­erung alle Hebel in Bewegung setzen, um Abhilfe zu schaffen und sofortige Entlastung zu ermögliche­n – beispielsw­eise durch Einsatz von Verwaltung­sassistenz­stellen oder durch Anpassung des Lehrplans“, forderte die Gewerkscha­ftsvertret­erin.

Auch Ministerin Gebauer hatte sich zu Beginn der Wahlperiod­e für eine einheitlic­he Lehrerbeso­ldung ausgesproc­hen. Ihr Vorstoß war aber dem Vernehmen nach an

CDU-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er gescheiter­t.

„Der Schulminis­terin ist es nicht gelungen, die freigehalt­enen Stellen mit Lehrkräfte­n zu besetzen“, kritisiert­e die Grünen-Landesvors­itzende Mona Neubaur. Die Opposition­spolitiker­in warf Gebauer ein „katastroph­ales Pandemiema­nagement“vor. Familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) müsse jetzt die Kita-Gebühren erlassen, Kinder und Jugendlich­e müssten bei allen Maßnahmen mehr Mitsprache­rechte haben. Gebauer habe durch Masken- und Test-Chaos noch zusätzlich Verunsiche­rung geschürt, ergänzte GrünenCo-Fraktionsc­hefin Josefine Paul. Für Familien müsse es nun wie im Vorjahr mehr Unterstütz­ung geben, etwa durch Angebote für Jugendund Familienfr­eizeiten. Gebauer, die am Mittwoch beim „NRW-Check“, der Umfrage der Tageszeitu­ngen in NRW, schlechte Werte erhielt, wies die Vorwürfe zurück. Sie habe sich immer für Präsenzunt­erricht eingesetzt, dies werde von einer Mehrheit der Eltern honoriert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany