Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Irreführende Kommunikation
Die EZB sollte ihre Politik besser erklären. Doch damit tun sich die Profis schwer.
Vergangene Woche Donnerstag hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat) getagt. Die Sitzung war mit Spannung erwartet worden – wie würde die EZB reagieren? Am Montag vor der Ratssitzung wurde die aktuelle Inflationsrate für Deutschland mit 4,9 Prozent, zwei Tage später für den Euroraum mit 5,1 Prozent bekannt gegeben. Hohe Inflationsraten – höher als erwartet. Auch die Gefahr einer möglichen Verfestigung hoher Inflationsraten wurde zunehmend größer eingeschätzt. Und was sagte die EZB als erstes nach ihrer Ratssitzung? Es gäbe keine neuen Beschlüsse, aber neu verfügbare Daten würden weiterhin aufmerksam zur Kenntnis genommen, und man sei bereit, Instrumente gegebenenfalls anzupassen. Die Reaktion in den Medien
kam prompt – Unverständnis. Die EZB würde nichts machen, sie ignoriere die hohen Inflationsraten, obwohl es ihre oberste Aufgabe sei, für Preisniveaustabilität zu sorgen. Erst später in der Pressekonferenz, auf Nachfragen, kam deutlicher zum Ausdruck, dass sich die EZB doch bewegt. Andeutungen wurden so interpretiert, dass eine Zinserhöhung in diesem Jahr nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen wird. Dieses wurde als Ankündigung einer möglichen Zinswende verstanden. Festzuhalten ist: 1. Die Kommunikation der EZB ist nicht gut, eher irreführend. 2. Ihre Geldpolitik ist immer noch extrem (!) expansiv ausgerichtet. Auch bei den bereits vorliegenden Informationen wäre deshalb ein moderates, aber klares Signal, dass die Geldpolitik langsam weniger expansiv wird, sinnvoll gewesen. Zum Beispiel die Ankündigung, dass man die Nettoanleihekäufe in diesem Jahr beenden wird. 3. Vorausgesetzt, dass keine neuen, überraschenden Informationen kommen, sollte die EZB im Zuge ihrer Ratssitzung im März deutlich machen, dass sie langsam den Weg zur Normalisierung der Geldpolitik einschlägt, indem sie ankündigt, dass sie die Nettoanleihekäufe reduzieren und zum Ende des Jahres beenden wird, und eine leichte Zinserhöhung noch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen ist.