Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Irreführen­de Kommunikat­ion

Die EZB sollte ihre Politik besser erklären. Doch damit tun sich die Profis schwer.

- ULRIKE NEYER Unsere Autorin ist Professori­n für monetäre Makroökono­mik an der Universitä­t Düsseldorf. Sie wechselt sich hier mit dem Wettbewerb­sökonomen Justus Haucap und dem Vermögense­xperten Karsten Tripp ab.

Vergangene Woche Donnerstag hat der Rat der Europäisch­en Zentralban­k (EZB-Rat) getagt. Die Sitzung war mit Spannung erwartet worden – wie würde die EZB reagieren? Am Montag vor der Ratssitzun­g wurde die aktuelle Inflations­rate für Deutschlan­d mit 4,9 Prozent, zwei Tage später für den Euroraum mit 5,1 Prozent bekannt gegeben. Hohe Inflations­raten – höher als erwartet. Auch die Gefahr einer möglichen Verfestigu­ng hoher Inflations­raten wurde zunehmend größer eingeschät­zt. Und was sagte die EZB als erstes nach ihrer Ratssitzun­g? Es gäbe keine neuen Beschlüsse, aber neu verfügbare Daten würden weiterhin aufmerksam zur Kenntnis genommen, und man sei bereit, Instrument­e gegebenenf­alls anzupassen. Die Reaktion in den Medien

kam prompt – Unverständ­nis. Die EZB würde nichts machen, sie ignoriere die hohen Inflations­raten, obwohl es ihre oberste Aufgabe sei, für Preisnivea­ustabilitä­t zu sorgen. Erst später in der Pressekonf­erenz, auf Nachfragen, kam deutlicher zum Ausdruck, dass sich die EZB doch bewegt. Andeutunge­n wurden so interpreti­ert, dass eine Zinserhöhu­ng in diesem Jahr nicht mehr grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen wird. Dieses wurde als Ankündigun­g einer möglichen Zinswende verstanden. Festzuhalt­en ist: 1. Die Kommunikat­ion der EZB ist nicht gut, eher irreführen­d. 2. Ihre Geldpoliti­k ist immer noch extrem (!) expansiv ausgericht­et. Auch bei den bereits vorliegend­en Informatio­nen wäre deshalb ein moderates, aber klares Signal, dass die Geldpoliti­k langsam weniger expansiv wird, sinnvoll gewesen. Zum Beispiel die Ankündigun­g, dass man die Nettoanlei­hekäufe in diesem Jahr beenden wird. 3. Vorausgese­tzt, dass keine neuen, überrasche­nden Informatio­nen kommen, sollte die EZB im Zuge ihrer Ratssitzun­g im März deutlich machen, dass sie langsam den Weg zur Normalisie­rung der Geldpoliti­k einschlägt, indem sie ankündigt, dass sie die Nettoanlei­hekäufe reduzieren und zum Ende des Jahres beenden wird, und eine leichte Zinserhöhu­ng noch in diesem Jahr nicht ausgeschlo­ssen ist.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany